Die Blaue Lagune nach Ladenschluss. |
Hier kann mans aushalten. In schön warmem Wasser, bei sommerlichen Temperaturen. Gut, wir sprechen von Island, da sind 17 Grad Hochsommer. Schwesterherz und ich haben uns in einen der kleineren Nebenbecken gesetzt und lassen uns dort die Haut aufweichen. Es stinkt sanft nach faulen Eiern. Heilsames Schwefelwasser und so.
Wir treiben so vor uns hin, träge von der Wärme, die uns umgibt. Doch wie das so ist, wird unsere Stille abrupt unterbrochen.
"Hey, where are you from?"
Zwei junge Kerle, sichtlich betrunken, quatschen uns an. Der eine mit rotblondem Vollbart und Glatze, der andere mit schulterlangen Haaren und einer beeindruckenden Monobraue. Sie halten beide eine Bierdose in der Hand, die mit Sicherheit nicht ihre erste an diesem Abend war. Der Rest ist im milchigweißen Wasser verborgen.
Leute, ich will ehrlich sein, aber mit meinem fortschreitenden Alter und dem veränderten Kennenlernverhalten wird es immer seltener, dass ich angesprochen werde. Solange es auf einem zivilisierten Level bleibt, sage ich zu mir: Enjoy it while it lasts.
Es geht so hin und her, die üblichen Fragen zu Herkunft, was wir hier machen, etc. Schwesterherz und ich sind höflich, aber nicht wirklich interessiert an Unterhaltung. Wir sind hier um zu entspannen, verdammt.
"So - are you a couple?"
Die Frage kommt für mich etwas überraschend, aber gut. Wir verneinen.
"No, we're sisters."
Sie seien nämlich, so berichtet uns Stefan, mit 22 Lenzen der Jüngere der beiden, ein bisexuelles Paar. Ihnen gehöre eine Queer-Bar in der Stadt und wir könnten gerne vorbeikommen auf ein Bier. Aufs Haus. Sie machen noch ein bisschen Smalltalk, dann verabschieden sie sich und ziehen weiter. Schwesterherz und ich planschen wieder allein vor uns hin.
Die Unterhaltung war nett, wie das mit betrunkenen Menschen so läuft, wenn man selbst stocknüchtern ist. Sie kommen einem immer ein bisschen zu nah, aber sie waren noch freundlich-betrunken, nicht aggressiv-betrunken. In skandinavischen Ländern vermehren sich die Leute ohnehin nur mit Alkohol als gesellschaftlichem Schmiermittel. Ansonsten spräche niemand mit jemand anderem. Zwar glaube ich nicht, dass wir noch auf ein Bier in eine Bar gehen, weil Schwesterherz Alkohol hasst. Aber wie schön, dass man doch ganz selbstverständlich und locker über Queerness sprechen kann. Und wie schön, dass sich die beiden gefunden haben.
"Weißt du, warum sie gesagt haben, dass sie bisexuell sind?"
Schwesterherz unterbricht meinen optimistischen herzerwärmenden Gedankengang über den Fortschritt im kollektiven Denken, was alternative Lebensarten anbelangt.
"Naja... Information?" sage ich.
Schwesterherz sieht mich verständnislos an.
"Die wollten einen Vierer! Mit uns!!"
Sie macht eine Handbewegung, als ob sie hart facepalmen wollte.
"Oh."
"Ja! Sonst hätten sie einfach gesagt, sie wären schwul!!"
Was hat zwei Daumen und ist die naive Unschuld vom Lande?
This b*tch.
You know nothing. |
"Aber hey, ein 22-jähriger würde mit mir ins Bett gehen. Success!" sage ich.
Mein Schwesterherz sieht mich an, als ob sie mich erwürgen wollte.
Und zu denken, dass ich im Netz am leichtesten über meine Dating-Artikel zu finden bin...
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