30 days of Blogging. Tag 30. Der krönende Abschluss.

Sonnengelb mit Glitter.
Was bleibt mir am Ende dieses Experiments zu sagen? Außer "holy f*ck, ich habs geschafft"? Zur Feier des Tages gibt es ein Bild meiner aktuellen Maniküre.

Ich weiß nicht, ob ich von dieser Erfahrung etwas gelernt habe. Vielleicht, dass mein Mitteilungsbedürfnis nicht so groß ist, dass ich dauerhaft Journal-Blogging betreiben möchte. Die Konsequenz und Bedingungslosigkeit, mit der man bloggen muss, fehlen mir. Ich bin dafür doch zu faul (jetzt ist es raus). Oder sagen wir: vielseitig interessiert.

Halt, vielleicht das: Manchmal ist es in Ordnung, halbgare Texte in die Welt hinauszuschießen. Denn in der Regel bin ich beim Schreiben sehr perfektionistisch. Kein Text geht raus, ohne dass ich ihn wenigstens zweimal lese und überarbeite. Außer ungefähr 15 der 30 letzten Texte. Aber das ist OK. Der Grund, warum ich diese 30 Tage des Bloggens veranstaltete, war meine Schreibblockade. Allzu häufig werden sie durch Perfektionismus ausgelöst - übrigens auch die Ursache für Aufschieberitis.

Für den Moment ist die Schreibblockade überwunden. Der Druck, immer etwas Hochwertiges für ein Publikum prodzieren zu wollen, hat mich erstarren lassen. Ich wollte soziale Kommentare abgeben, meine Gedanken klar und prägnant zusammenzufassen, Einfluss zu üben auf Diskussionen, die derzeit laufen. Vielleicht auch andere eine andere Meinung zu vertreten als Peers. Zum Beispiel hinsichtlich Feminismus, Rassismus usw. Ich habe manchmal andere Ansichten.

Aber die äußern? In halbgarer Form? Schlecht vorbereitet in eine Debatte gehen? Dann lieber nichts veröffentlichen.

Du sagst es, Ron.

Dieser Post beendet also die Serie von Blogposts. Kein krönender Abschluss, nichts Grandioses. Das Leben ist nun mal nicht immer grandios. Es ist "Gott, was ess ich heute abend?", "Shit, es regnet wieder" und "die Tanzstunde ist der Höhepunkt meiner Woche". Es steckt eine gewisse Tugend im grauen Alltag. Ihr habt sicherlich einiges über mich gelernt.


Meine letzten 29 Blogposts mögen schlampiger, unpolierter, roher sein, als man das von mir gewohnt ist, aber verdammt, die Texte sind draußen. Ich könnte jetzt das Bloggen für das Jahr einstellen, meine Quote für dieses Jahr habe ich übererfüllt.

Nein, das werde ich nicht machen. Ich werde diese Woche noch über einen Mann schreiben müssen, der zu den HeldInnen der vietnamesischen Boatpeople in Deutschland gehört. Danke, Rupert Neudeck.

30 days of Blogging. Tag 29. Asiatischer Rassismus. Der Fall Qiaobi.

Uiuiui, der Rassismus feiert fröhliche Urständ' und die Zeitungen sind voll davon. Ist man ja als Nichtweiße Person in weißer Umgebung gewohnt. Letzte Woche hat aber auf YouTube ein Werbespot die Runde gemacht, der für viel Empörung gesorgt hat. Und der Spot kam nicht aus Übersee, sondern aus China.

Ich verlinke den Spot nicht, weil ich Triggerwarnungen vermeiden möchte. Man sieht eine chinesische Frau, die von einem schwarzen Mann angeflirtet wird. Was tut sie? Sie steckt ihn in die Waschmaschine mit einem supertollen Waschmittel und er verwandelt sich zu einem hellhäutigen Chinesen. Whitewashing. Wortwörtlich. Das ist Mitte-des-letzten-Jahrhunderts-rassistisch.

Jupp.

Wie lang der Clip schon in China ausgestrahlt worden war, weiß ich nicht. Allzu lang dürfte es nicht gewesen sein. Der Aufruhr wäre ausgeblieben, wenn nicht ein Westler das Video auf YouTube gepostet hätte.

Wir müssen hier mal über Rassismus von AsiatInnen reden. Als jemand, die in einer asiatischen Familie aufgewachsen ist, habe ich so manche unsensible Bemerkung gehört über schwarze Menschen, meistens in Form von "Witzen". Schwarze Menschen waren eine Kuriosität.

Ich kann nur vermuten, woran das liegt. Vielleicht, weil es in Asien kaum Schwarze gibt. Diskriminierung gegen Schwarze ist eine Handlung ohne gesellschaftliche Konsequenzen. Nun, war es. Dank der weltweiten Vernetzung verbreiten sich auch diese Dinge in Windeseile. Und dank dem Netz verbreiten sich weltweit auch Befindlichkeiten, was als "offensive" gilt oder nicht. Die amerikanische Auffassung scheint sich durchzusetzen, was ich persönlich begrüße. Dadurch, dass so viele verschiedene Menschen in einem Land zusammenkommen, wird die Auseinandersetzung mit Hautfarben, Herkunft und Identität inzwischen viel offener geführt.

Das Internet verstärkt das, indem Minderheiten, die man vorher nicht hören konnte, weil sie keine Kanäle hatten, sich äußern können und ein Publikum erreichen. Diese Entwicklung macht auch vor China nicht Halt. Und weltweit verdammt (ge-shamed) zu werden ist sicherlich geschäftsschädigend.

Qiaobi, das Waschmittel-Unternehmen, hat sich inzwischen entschuldigt.

30 days of Blogging. Tag 28. Just Dance.


Mehr Stockphotos
Wenn ich diesen Monat unter ein Motto stellen müsste, dann wäre es: Tanzen. Ich bin mit dem Tanzfieber angesteckt. Gestern Abend war ich bei der Tanzparty mit einigen aus meinem Tanzkurs.

Hier einige Punkte, die ich gerne mag:

Sich zum Rhythmus der Musik bewegen
Es ist eine Sache, Musik zu machen. Und eine andere, sich dazu zu bewegen. In beiden Fällen wird man den Rhythmus im Körper spüren. Während beim selbst Musik machen die Musik in die Finger fließt, wird beim Tanzen der ganze Körper aktiviert. Sich dem Beat anzuvertrauen und ihn in Schritten, Drehungen, Kicks und Gesten nach außen zu tragen, löst im Körper etwas anderes aus. Mein Jazz-Flötenlehrer hat mich bei polyrhythmischen, westafrikanisch inspirierten Stücken dazu ermuntert, während des Spielens den Beat mitzutanzen: Langschritt links, zwei Kurzschritte nach rechts. Das gibt einem einen anderen Zugang zur Musik - weniger intellektuell, mehr geerdet und emotional. Anders.

Merken, wie man besser wird
Lernen kann süchtig machen. Eine gute Sucht. Man tanzt, man bewegt sich, man zählt im Kopf (oder laut) den Takt mit, tanzt zwei, drei, vier Takte, ohne dass man rausfliegt. Es ist großartig. Das Gefühl, besser zu werden, macht so viel Spaß. Die Bewegungsabläufe werden selbstverständlicher und geschmeidiger, man kann sich mehr trauen, auch mal eine Figur einbauen (bzw. einbauen lassen, ich tanze nur als Follower). Leute, die gerne lernen, werden mich verstehen.

Kommunikation mit den Tanzpartnern
Ich hatte schon erwähnt, dass ich nicht besonders gut bin, Menschen zu "lesen". Das Schöne am Tanzen ist, dass man das in sehr handfester Art und Weise üben kann. Der Leader mag zwar führen, aber der Follower muss aufmerksam sein und die Signale richtig deuten. Wenn man nicht folgt, wird es nichts und man fliegt aus dem Rhythmus.
Natürlich kommt es auch darauf an, was der Leader machen will und ob er (oder sie) weiß, was er will. Nebenbei gesagt möchte ich nicht Leader sein - die Verantwortung an sich zu nehmen, jemandem sagen, wo es wortwörtlich langgehen soll. Trotz des Privilegs, bestimmen zu dürfen, ist es auch Arbeit, die der Follower nicht leisten muss. Noch brauche ich sehr deutliche Zeichen, was als Nächstes kommt - aber ich werde besser.

Für heute ist nicht viel zu berichten. Ich war zuhause, habe gelesen, genäht und mit Schwesterherz gesprochen. Morgen gehts wieder zur Arbeit.

30 days of Blogging. Tag 27. Ich brauche mehr Video-Essays!

Manche behaupten, dass es keine Verwendung für GeisteswissenschaftlerInnen gibt. GeisteswissenschaftlerInnen, so die einhellige Meinung, produzieren nichts, haben keine gefragten Kenntnisse, sind in etwa so vermarktbar wie saures Bier.

Das, was sie produzieren, wird zwar gerne konsumiert, aber niemand zahlt gerne dafür (das gilt übrigens nicht nur für GeisteswissenschaftlerInnen, sondern für alle, die im kreativ-künstlerischen Bereich arbeiten).

Dabei können GeisteswissenschaftlerInnen etwas beitragen, was in unserer Gesellschaft wichtig ist, weil der Mensch nicht nur von Brot lebt: Tiefgründige Gedankengänge.

Ein hervorragendes Medium sind sogenannte Video-Essays. Bisher habe ich die nur auf Englisch auf YouTube gefunden - im deutschen YouTube findet man sehr viel pubertäre "Pranks", ein wenig Comedy und Beauty-Kanäle. Es scheint fast so, dass intellektuelle Menschen in Deutschland seltener in sozialen Netzwerken unterwegs sind.

Deshalb: eine kleine Zusammenstellung meiner liebsten Essay-Kanäle für alle, die sich für (Pop-)Kultur interessieren.

Kaptain Kristian
Gerade erst neu entdeckt, ein recht neuer Kanal, der sich bisher hauptsächlich mit Comic-Kultur und ihre Bedeutung beschäftigt. Das Calvin & Hobbes-Video ist sehenswert, richtig begeistert hat mich aber der Essay zum Superman-Cartoon aus den 1940ern. Die Animation, superb - selbst für mich als Nicht-Superhelden-Fan.




The School of Life
Wer sich für Lebenskunst, das gute Leben, Literatur, aber auch Self-Care und Philosophie interessiert, wird hier fündig. Die Videos sind immer anders, die Animationen abwechslungsreich und die Themen breit gefächert. Manchen mag die Erzählweise von Alain de Button ein wenig zu langsam sein, aber es ist eine schöne Abwechslung zur sonstigen Atemlosigkeit, die auf YouTube herrscht:



The Idea Channel
Ebenfalls Video-Essays, hauptsächlich zur Digital-Kultur und Netzphänomene. Eines meiner derzeitigen Lieblingsvideos beschäftigt sich mit dem Anime One Punch Man und was dieser über die Langeweile sagen kann.



Nerdwriter
Einer der geisteswissenschaftlichsten Kanäle, der sich mit Film, Fotografie, bildende Kunst, Musik und mehr beschäftigt. Die Videos sind immer hervorragend recherchiert und äußerst unterhaltsam. Ich lerne so neue KünstlerInnen und Bands kennen, von der ich noch nicht gehört hatte.



Every Frame a Painting
Tony ist Editor für Film, das zeigt sich deutlich in seinen Videos: Er macht in seinen Essays detaillierte Analysen zu Inszenierungen, Schnitte und wie diese die Geschichte miterzählen. Als Nicht-Filmmensch lerne ich, meine Augen zu schulen, mehr zu erkennen. Seht euch unbedingt das verlinkte Video an, ihr werdet es nicht bereuen.




Ich hoffe, dass die Gebildeten im deutschsprachigen Raum beginnen, die Möglichkeiten des Internets nutzen, um schöne oder wissenswerte Dinge zu machen. Leider ist das Problem, dass das Publikum für intelligente Unterhaltung immer kleiner sein wird als für dumme Pranks. Hochwertige Inhalte kosten Geld, und mit Inhalten auf Deutsch ist das potenzielle Publikum zu klein - außer die gebildeten Leute fangen an, YouTube und Web als Medium für tiefsinnige Inhalte ernstzunehmen  und danach zu verlangen.

Kennt ihr ähnliche Channels (gerne auch auf Deutsch)?

30 days of Blogging. Tag 26. Schreibpflicht.

Ich, jeden Abend.

Ich bin so produktiv. So. Produktiv. Heute habe ich eine Stunde Yoga gemacht, meditiert, war einkaufen, habe gekocht, Wäsche gewaschen, Blumen gepflanzt, Bücher in der Stadtteilbücherei abgegeben und ausgeliehen, ein Buch fertig gelesen und weiter an einem Kleid genäht.

Und jetzt schreibe ich. Es stellt sich eine gewisse Müdigkeit ein. Es ist zum Kotzen. Was um Himmels willen soll ich noch erzählen? Mein Leben ist nicht so aufregend. Ich hatte gedacht, dass ich diesen Monat mal für die Arbeit reisen muss, was bessere Geschichten ergibt. Das hat sich zerschlagen, aber so verpasse ich zumindest keine wertvollen Tanzstunden.

Schreiben zu müssen, nachdem man 25 Tage durchgehalten hat - wahrscheinlich hat jeder dieses Tief mal. Die Euphorie ist weg, jetzt kommt der harte Teil des Marathons. Aber jetzt aufgeben ist nicht. Ich bin so weit gekommen, noch fünf weitere Einträge und ich habe es getan. Because I fucking said so.

Ich habe es mir selbst versprochen und ich werde mich selbst nicht bescheißen. Doch bei Gott, ist es hart. Meinen Abend beende ich mit weiteren Folgen von New Girl. Und morgen ist ein neuer Tag. Mit mehr tanzen.



Habe ich übrigens geschrieben, dass ich von Mittwochtanzen immer noch Muskelkater habe? Beine und Rücken sowie Schultern.

30 days of Blogging. Tag 25. Glück?

via flickr


Ich weiß gar nicht, was ich erzählen soll. Ich bin immer noch sehr begeistert von der gestrigen Tanzstunde. Eine Freundin, mit der ich heute Abend essen war (Freundin A.2), sprach davon, dass die Trennung von meinem letzten Freund insofern etwas Gutes hatte, als ich ohne die Trennung nie den Tanzkurs gemacht hätte.

Was stimmt. Ich war damals so zufrieden, dass ich nicht viel außerhalb der Beziehung getan hätte. Hätte die Beziehung nicht geendet, wäre ich nicht im Tanzkurs, der mir jetzt solchen Spaß macht. Dann wiederum: Im Nachhinein erzählt man sich sein Leben immer als Geschichte, die zusammenhängt. Mit klaren Worten: "B passierte genau deshalb, weil mir A passierte." So, als ob es geplant war, von Anfang an. Vom Universum, von Gott, Karma, was auch immer.

Ob diese Kette von Ereignissen wirklich mit solcher Konsequenz gefädelt wurde? Ich denke nicht. Aber es spendet mehr Trost, wenn man das Gefühl hat, jemand oder etwas passt auf einen auf. Es bringt Entlastung. Blöd nur, wenn man selber nicht dran glaubt. Deshalb kann ich mit den Sprüchen "wer weiß, wozu es gut war" oder "nichts passiert ohne Grund" anfangen kann. Als ob man gezwungenermaßen leid erfahren muss, um dann Glück zu haben.

Ich hingegen frage: Kann ich nicht auch Glück haben, ohne vorher Pech zu haben? Als ob man sich das Gute im Leben hart verdienen muss. Erst kriegste Krebs, dann ein Pony.

30 days of Blogging. Tag 24. Von Bäh zu Yeah.

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Manche Tage sind doof. Man PMSst, hat vergessen, sein Frühstücksmüsli am Vortag vorzubereiten, muss früher in die Arbeit für einen Termin, der ohnehin ausfällt, um dann Aufgaben zu erledigen, die einfach ätzend sind.

Obendrein regt sich Pegida über Kinderschokolade auf und der Cesar Salad ist mit zu viel Knoblauch-Joghurt-Soße getränkt. Weshalb man nach der Arbeit schnell nach Hause fährt um sich die Zähne zu putzen. Weil ich nicht verantworten kann, mit Knoblauchfahne in den Tanzkurs zu gehen.

Man überlegt kurz, ob man schwänzen soll. Aber nein, die Pflicht treibt mich hin - ich kann meinen Tanzpartner ja schlecht alleine lassen, und ich habe für den Kurs bezahlt. Also geht man widerwillig hin.

Und hat die beste Zeit seines Lebens. Es ist, als ob man den nervigen unbefriedigenden Tag mit jedem Kick, mit jedem Schritt abschüttelt.

Man tanzt. Erst eine Stunde im Kurs. Dann trifft man weitere nette Leute (seltsamerweise viele HalbitalienerInnen), geht mit ihnen essen. Dann in die freie Tanzstunde. Und hat noch einmal die beste Zeit seines Lebens. Man merkt, dass man besser wird, die Signale des Tanzpartners lesen lernt. Synchronisiert ist.

Gerne wieder.




30 days of Blogging. Tag 23. Ich sehe was, was du nicht siehst

via
Kennt ihr diese Bilder? Diese 3D-Bilder, in denen man mit etwas Schielen, Übung und einiges an Frustration darin Objekte sehen, die sich aus der Bildoberfläche hinauswölben oder in sie hineinragen.

Diese 3D-Bilder sind auch als Stereogramme bekannt. Manche Menschen können darin nichts erkennen außer einem verwirrenden Muster und ich brauchte lange, bis ich eine Methode fand, Stereogramme zu sehen: Ganz nah rangehen und _nicht_ fokussieren. Schielen kann ich nämlich nicht.

Es ist schwierig, Leuten den Sinneseindruck zu vermitteln, den Stereogramme einem bringen. Die Plastizität - wenn man von ihr nur erzählt, kann das ein anderer nie nachvollziehen, der es nicht selbst von sich aus sieht. Er oder sie kann sich vielleicht an der Begeisterung des anderen erfreuen, Empathie zeigen, mit Vergleichen arbeiten (wie ein 3D-Film, bloß unbewegt), aber er oder sie kann es nicht selbst erleben.

Die Erfahrung können sie einfach nicht machen, weil sie anders von der Natur gebaut sind.

Er oder sie, der die Dinge nicht so sehen kann, könnte einfach sagen: Das ist doch gelogen! Da ist nichts zu sehen außer dem, was ich sehe! Ihr liegt alle falsch! Das macht ihr mit Absicht!

Es ist wie... ja wie... ich komm jetzt nicht drauf...





30 days of Blogging. Tag 22. That's offensive. Ein Bechdel-Test für Minorities.

Seht ihr dieses Gif? Ich habe ungefähr vier Tage verwendet, um es aus einem Buzzfeed-Video herauszuschneiden und mit einer Caption zu versehen:



Ihr glaubt gar nicht, wie aufwendig das ist. Liegt vielleicht daran, dass ich das nicht jeden Tag mache. Bitte kopiert das Gif und verwendet das in Verbindung mit Klischees und Alltagsrassismen gegen AsiatInnen.

Letztens wurde ich auf Twitter aufmerksam gemacht auf einen Film, in dem, man staune, zwei vietnamesische Mädchen die Hauptrolle spielen. Er heißt "Ente gut! Mädchen allein zu Haus" und kommt diese Woche in die Kinos. Einige haben auf Twitter ihr Unbehagen zu diesem Film geäußert, ich musste bei dem Titel die Augen verdrehen. Aber ist der Film "offensive" oder nicht?

Hier der Inhalt nach moviepilot.de:

Die 11-jährige Linh und ihre 9-jährige Schwester Tien sind in Ente gut! plötzlich auf sich allein gestellt, als ihre Mutter überstürzt in die vietnamesische Heimat abreist, um die kranke Großmutter zu pflegen. Die zwei Mädchen besuchen unterdessen weiterhin die Schule, übernehmen darüber hinaus aber auch den Familienbetrieb: die Leitung eines Imbisses. Dass lediglich zwei kleine Vietnamesinnen den Laden schmeißen, darf aber natürlich keiner wissen.
Das Nachbarsmädchen Pauline wird dennoch auf das Geheimnis der beiden Schwestern aufmerksam und will die beiden mit ihrem Wissen erpressen. Doch dann kommt alles ganz anders und die drei werden Freundinnen. Pauline hilft ihnen sogar, das Stillschweigen zu bewahren. Doch die Abwesenheit von Linhs und Tiens Mutter geheimzuhalten, wird mit jedem Tag schwerer. Wird es am Ende trotzdem ein “Ente gut, alles gut” geben?

Ich habe mir den Trailer zusammen mit Schwesterherz angesehen und ich bin zwiegespalten, während . Er ist nicht schlimm, aber viele Sachen sind doch arg klischeehaft geraten, was nicht hätte sein müssen.

Folgende Punkte bemängeln Schwesterherz und ich:

  • Der Plot ist - naja. Die Idee war, "Kevin allein zu Haus" zu machen, aber dass die Mutter wegen der kranken Großmutter ihre zwei schulpflichtigen Kinder allein lässt. Mei, es ist die "Kinder an die Macht"-Idee vieler Kinderfilme. Realistisch ist es nicht, kulturell passend schon gar nicht. Da Kinder die Zukunft sind, investiert man alles in sie. Und wenn die Oma dran glauben muss.
  • Karate/Kung Fu/Martial Arts: Ganz ehrlich, ich kenne keine/n VietnamesIn, der/die Martial Arts beherrscht. Außer meinem kleinen Bruder, der vor kurzem damit begonnen hat. Wir verstärken hier das Klischee, dass alle AsiatInnen Martial Arts-MeisterInnen sind. *ha-yah!*
  • Die Mutter spricht kein Deutsch: Es mag ja sein, dass Einwanderer nicht gut Deutsch sprechen oder einen Akzent haben. Aber null Deutsch? Wenn der Vater der Kinder Deutscher sein soll? Nö.
  • Verbeugung. Jetzt hört mal zu. Wir sind VietnamesInnen. Wir machen keine japanischen Verbeugungen. Allenfalls im buddhistischen Tempel. Aber: Längst nicht alle VietnamesInnen gehen brav in den Tempel. Was hat zwei Daumen und ist katholisch? Diese Bloggerin. Hätte aber nicht ins Konzept gepasst, weil nicht fremd genug. Alle TürkInnen müssen ja auch muslimisch sein.
  • Der Titel. "Ente gut". Jaja, Asia-Imbiss, Peking-Ente, alles klar. Ist mir zu klischeehaft.
  • Das Filmposter. Vietnamesische Mädchen würden Ao Dai tragen, nicht die chinesischen Seidengewänder. Stehkragen ist nicht gleich Stehkragen. Research, motherf*cker? Do you do it?

Der Film vergreift sich nicht komplett im Ton, aber bei einigen Aspekten greift er doch arg tief in die Klischeekiste. Es müsste so etwas wie den Bechdel-Test für Minorities geben, mit dem man schnell überprüfen kann, wie "offensive" ein Medienwerk ist.

Hier ein Vorschlag für so einen Test - ich nenne ihn den Bananas-Test:

  • Sind in dem Werk mehr als zwei Charaktere aus ethnischen Minderheiten?
  • Haben diese Charaktere eine Sprechrolle und wenn ja, sprechen sie miteinander?
  • Sind diese Figuren mehrdimensional, das heißt, haben sie Eigenschaften, die über die typischen Bilder dieser ethnischen Minderheit hinausgehen?

Wenn man diese drei Fragen mit "ja" beantworten kann, ist das Fundament für inklusive Medien gelegt. Aber wie der Bechdel-Test auch hat dieser Test seine Lücken. Was zum Beispiel, wenn es nur eine einzige Minderheitenfigur gibt, die aber hervorragend ausgearbeitet ist? Etwa ein türkischstämmiger Tatort-Kommissar, der verschiedene Verbrechen aufklärt und eine spannende Backstory hat? Ist das gesamte Werk aus repräsentativer Sicht mies?

Bei "Ente gut" können wir zwar die ersten beiden Punkte mit "ja" beantworten, Frage drei würde ich nach Sichtung des Trailers verneinen. Ist es also teilweise "offensive"? Überzeugt euch selbst:




30 days of Blogging. Tag 21. RAUCH!!

Ein Sonntagnachmittag im Westpark. Nicht von George Seurat.

Der letzte Sommertag, bevor es wieder regnet und kühler wird (look it up). Der Sommer in Deutschland ist ein flüchtiger Vogel, der hin und wieder vorbeischaut, um dann wieder zu verschwinden für Tage oder Wochen.

Also war ich mit Freundin A.1 im Westpark zu Mittag. Wir aßen im Wirtshaus am Rosengarten zusammen mit sehr vielen älteren Herrschaften. Danach drehten wir eine Runde im Park. Wir waren nicht allein, im Gegenteil. Es schien, als ob sich der gesamte Stadtteil um den kleinen Teich versammelt hatte, um mit der Familie zu grillen. Schwarzer Rauch stieg über dem Park auf. Es waren hauptsächlich Einwanderer-Familien und, ganz ehrlich, bei dem Anblick von Campingstühlen und -tischen und dem Geruch nach Holzkohle, Grillfleisch bekam ich ein bisschen Wehmut.

Als ich jünger war, besuchten wir häufig am Wochenende meine Großeltern in Nürnberg. Wenn das Wetter gut war, fuhren wir alle zusammen an den Dutzendteich. Dort stellten wir den Grill auf, hängten die Hängematte zwischen zwei Bäume und grillten zusammen mit der gesamten Großfamilie.

Freundin A.1 musste ich das Konzept des migrantischen Grillens erklären:
  • Je mehr Leute da sind, desto besser. Tanten, Onkel, Enkel, Neffen, Nichten, alle Cousins/Cousinen, Großeltern und enge FamilienfreundInnen
  • Man braucht immer zu viel zu essen. Es muss so viel sein, dass noch zehn weitere Leute satt werden könnten. Und zwar nicht nur Fleisch.
  • Man bringt seine eigenen Sitzmöbel mit. Picknickdecken sind ok, besser sind aber Campingklappstühle.
  • Es darf (muss!) laut und lustig sein. Der gesellige Aspekt ist absolut essenziell.

Die Enge am See, der Qualm, die Wärme und der Geruch von Gegrilltem hatte etwas heimeliges und ich wünschte mir just in dem Augenblick, auch ein Teil der grillenden Bevölkerung zu sein.

Danach traf ich mich mit Freundin A.2. Wir gingen zur besten mir bekannten Eisdiele, dem Detterbeck (sie haben laut Freundin A.1 die beste Prinzregententorte der Stadt). Das erste Eis von der Eisdiele dieses Jahr! Ein Genuss. (Keine Fotos, ich war beschäftigt mit essen).

Ich denke, ich habe den Tag ausreichend genutzt. Sommer, es war schön. Und jetzt zurück in den ewigen Herbst.

30 days of Blogging. Tag 20. Prachtschlösser, Pässe und Paralleluniversen

Are we in Versailles or what?
"You never do that stuff until someone comes visiting."

Das Schleißheimer Schloss ist nicht so weit entfernt von München und dennoch habe ich es in all den Jahren, in denen ich inzwischen in München wohne, nicht besucht. Alles, was nicht Stammstrecke ist, verstehe ich als "weiter entfernt". Bis heute. Heute war der Tag, an dem ich mir ein barockes Prachtschloss ansah. Dabei war ich nicht allein, sondern wurde begleitet von meinem Tanz-Partner in Crime M. 

Die Anlage ist wirklich einen Besuch wert. Wir waren recht früh dran, sodass wir fast allein im absolut symmetrisch angelegten Garten im französischen Stil herumliefen. Dabei hatte ich Gelegenheit, mehr über ihn zu erfahren.

Zum Beispiel, dass ein bolivianischer Pass fürs Reisen nicht sehr praktisch ist. Er reicht, um die Nachbarländer zu besuchen, aber um nach Europa zu gehen, braucht man ein Visum. Nur wenige Länder akzeptieren den Pass ohne Visum, zum Beispiel Russland. Ein deutscher Pass sowie die EU sind ein absoluter Luxus. Auch wenn nicht alles in Deutschland gut ist - meinen Pass werde ich behalten.

Die Kanäle und Springbrunnen sind um einiges imposanter als das Nymphenburger Schloss, die antik anmutenden Statuen halten sich zahlenmäßig zurück.

Da er Physik-Doktorand ist, unterhielten wir uns auch ein bisschen über Arbeitsmarktchancen von PhysikerInnen (nicht so gut, wie man denkt, es sei denn man kann ernsthaft programmieren) und kosmologische Theorien. Kurz gesagt: Es ist denkbar, dass Paralleluniversen im Sinne von zusätzlichen Dimensionen zu den uns bekannten vier gibt. Angenommen, es gäbe Partikel, die in sechs Dimensionen existieren. Das ist denkbar, aber nicht beweisbar. Wir als vierdimensionale Wesen kennen (noch?) keinen Weg, das nachzuprüfen und empirisch zu untersuchen.

So zu zweit durch die Anlagen eines barocken Schlosses zu wandern, an einem sonnigen Vormittag im Mai, entlang an Lindenbäumen und grünen Hecken, plötzlich springt ein Reh über den Weg (im Ernst), Springbrunnen und weiße Blumenwiesen - es war so kitschig.

Ich musste mich beherrschen, nicht zu sagen: "This is the most romantic place I've ever been." Das hätte gestimmt. Ich war auf Dates, die von Location und Setting sich von diesem Touri-Trip zwei oder drei Scheiben hätten abschneiden können. Außerdem war es nicht meine Idee, zu diesem Schloss zu fahren, sondern seine.

Nichtsdestotrotz. Das wäre so awkward gewesen.

So. Awkward.

30 days of Blogging. Tag 19. 7 Erkenntnisse dieses Tages.

 1. Ich kann nicht Nailstamping. Ich werde es weiter versuchen, weil es mich fertig macht, etwas nicht zu können, was andere so mühelos hinbekommen.

What the f* is this?!


2. Nähen: Igendwann seh ich aus wie Zooey Deschanel in New Girl mit vielen femininen, niedlichen Kleidchen und Röcken. Am Ende schneide ich mir noch einen Pony. (nope)

3. Supermarktwagen schlucken gerne Chips im Münzschlitz und mit längeren Nägeln ist es unmöglich, den rauszufischen. Stattdessen muss man dafür einen Mann anhauen, der an seinem Schlüsselbund ein Taschenmesser hängen hat.

4. Ich mag Soft-Feigen.

5. Inzwischen sind Spam- und Phishing-Mails so realistisch, dass ich, eine erfahrene Internet-Userin, leicht ins Schwitzen komme. Wording perfekt, Logo und Aufmachung von Amazon perfekt nachgeahmt, keine Rechtschreib- oder Grammatikfehler. Gottseidank habe ich nicht den Link geklickt.

6. An manchen Tagen schläft man einfach aus unbekannten Gründen schlecht. Man darf sich aber davon nicht den Tag ruinieren lassen.

7. Ich gehe mit meinen Geschwistern zu selten essen. Heute ändern wir das mal. Potlatsch, wir kommen (wahrscheinlich der beste Grieche in München).


30 days of Blogging. Tag 18. "Können AsiatInnen alles besser?"

die Girlband April (noch nie von gehört). flickr, Peter Rowlands

 Im Internet gibt es dieses Meme, dass es für jede Tätigkeit eine/n Asiat/in gibt, der/die es besser kann. Mehr noch, der/die es zur Perfektion gebracht hat. Rein zahlenmäßig ist da vielleicht was dran, schließlich ist ein Drittel der Menschheit asiatisch (südasiatisch, südostasiatisch, zentralasiatisch etc. ausdrücklich mit eingerechnet). Da findet sich sicher irgendjemand, der etwas auf Weltniveau beherrscht.

Bei Popmusik hat es zumindest Südkorea geschafft, das perfekte Produkt zu kreieren: Kpop ist seit einigen Jahren ein globales Phänomen und findet auch im Westen immer mehr AnhängerInnen. Die Boygroups und Girlgroups zeichnen sich durch absolut durchdesignte Optik, absolut durchproduzierte Musik und vor allem absolut durchchoreographierte Tanzperformances aus. Gerade die Boybands tanzen so gut und komplex, dass die alten Boybands à la Backstreet Boys verdammt alt dagegen aussehen.

Persönlich höre ich kaum Kpop, aber da Schwesterherz gerade zu Besuch ist, komme ich in den Genuss der neuesten "Tanztrainingsvideos". Tanztraining, dass ich nicht lache. Das ist so perfekt, dass mir angst und bange wird.




Ich bin ernsthaft eingeschüchtert o_o

Ob die Pilzkopffrisur auch im Westen zurückkehrt, muss man sehen. Es ist so, als ob mathematisch errechnet wurde, was in der Popmusik funktioniert, und dann eine Gruppe genau danach erstellt und produziert wurde.

Die Jungs und Mädels haben meist fürchterliche Knebelverträge, trainieren Jahre auf die Marktreife hin (Tanz, Gesang und Rap) und romantische Beziehungen dürfen zumindest die Frauen auf keinen Fall haben (jaa, Sexismus!)

So eine Perfektion und Ernsthaftigkeit ist natürlich eine Einladung für Parodie. Hier also der heißeste neue Scheiß von BgA (Boys generally Asian) mit ihrem Hit "Dong Saya Dae".

Enjoy!


30 days of Blogging. Tag 17. Bloggen mindert meine Dating-Chancen.

Not that kind of date. CC flickr, flyover

Seitdem ich letzten Herbst verlassen wurde, war ich auf einigen Dates, die meisten über Tinder. Hin und wieder war ich erfolgreich, aber irgendwie... wollte ich dann meistens doch nicht auf ein zweites Date. Ich konnte mich nicht dazu bringen. Gebranntes Kind scheut das Feuer.

In anderen Fällen wollte ich, aber nicht die andere Seite. Bei einigen gibt es einen Hinweis, warum: dieser Blog. Ich bin extrem leicht im Netz zu finden, wenn man meinen Vornamen weiß. Man findet meine Profile auf Twitter, G+, Instagram usw. und eben auch den Blog. Es ist bezeichnend, dass einige schreiben, sie sehen sich mal meinen Blog an - um sich nie wieder zu melden.

Ich meine, ich verstehe es. Mit jemandem aus der schreibenden Zunft zu tun zu haben bedeutet immer auch ein hohes Risiko, in einem literarischen Werk verwurstet zu werden. Sich als Feministin zu outen und dann noch ein Leben "in aller Öffentlichkeit" zu führen - das kann Menschen abstoßen. Fast meine ich, dass mein Blog meine Dating-Chancen stark vermindert. Nicht jeder hält das aus, über seine potenziellen Vorgänger zu lesen und ganz klar vor Augen geführt zu bekommen: "Du warst nicht zuerst da. Andere waren auch toll." Das kann bei vielen Männern das Ego beschädigen. Ich finds kindisch, aber mei.

Wenn diese Hürde überwunden ist, muss ja auch noch eine Anziehung vorhanden sein. Sagen wir so: Nicht immer ist diese im gewünschten ausgewogenen Verhältnis zu finden.

Inzwischen habe ich genug von Dating. Es hat etwas zutiefst Demütigendes, seine Haut wortwörtlich immer wieder zu Markte zu tragen, sich anzupreisen wie sauer Bier und gute Miene zum ermüdenden Spiel zu machen. Genauso doof  ist es anders herum, wenn der andere mich gut findet, ich sie aber nicht: Ich bin eine Null im Körbe geben. Ich kanns nicht, konnte es noch nie, werde es nie können. Fragt nur meinen französischen Ex-Freund. Mit dem habe ich zweimal Schluss gemacht. Jeweils in Paris. Ich hasse Paris.

Am Ende sind alle verletzt.* Tut mir leid.


*Mit dem französischen Ex-Freund habe ich nach wie vor ein freundschaftliches Verhältnis.

30 days of Blogging. Tag 16. Success!



Woah, schon die Hälfte vorbei und ich habe brav jeden Tag gepostet? Success!

Routine scheint bei vielen Dingen das A und O zu sein. Anscheinend gehöre ich nicht zu den Menschen, die man mit einem konkreten Ziel oder Ergebnis ködern kann. Mein leidenschaftsloser Ansatz: Mach es einfach. Denk nicht darüber nach, was du damit bezwecken willst oder was am Ende dabei herauskommen soll.

Ziele, ob selbstgesteckt oder vorgegeben, können einen auch unter Druck setzen. In der Schule war ich immer das Kind, das langsamer wurde, wenn andere es auf der Laufstrecke anfeuerten. Ich kam mit dem Druck und dem Beobachtetsein nicht zurecht. Mal ganz abgesehen davon, dass ich im Sport wirklich nichts reißen konnte. Das Gefühl, andere vielleicht zu enttäuschen, erwies sich da als übermächtig und wurde zur selbsterfüllenden Prophezeiung.

Nach wie vor kämpfe ich mit meiner Schreibblockade. Aber man sieht sie nicht, weil ich ja jeden Tag poste. Mit jedem weiteren Posting verschwindet sie ein bisschen mehr. Zusätzlich helfen allerlei andere Aktivitäten wie das Tanzen.

Ich freue mich so auf morgen - der Tanzkurs ist mein Highlight der Woche im Moment. Ich dachte mir, dass es mir Spaß machen würde, aber dass es mir so viel Freude bringt, hätte ich doch nicht erwartet.

Sehen wir mal, wie die nächsten 14 Tage mit Postings laufen. Ich bin positiv gestimmt :)

30 days of Blogging. Tag 15. Losing my religion.

Schönes Wetter heute.

Für heute habe ich nicht viel zu berichten. Ich saß hauptsächlich an der Nähmaschine. Umarbeiten von alten Kleidungsstücken sind in etwa so aufwendig wie eine Neukreation, je nachdem, wie stark die Änderung ist. Ich arbeite an einem neuen Kleid, das aus einem alten Kittelkleid geschnitten ist. Ich hoffe, es wird tragbar, dann kann ich es euch später mal zeigen.

Außerdem friere ich - doofe Eisheiligen. Zwar muss ich keine Angst haben, dass meine Pflanzen vertrocknen, aber sie könnten ersäuft werden. Das werde ich heute Abend sehen, wenn ich wieder in München bin.

An diesem Pfingstfest war ich auch wieder in der Kirche. Wenn ich bei meinen Eltern bin, ist der Kirchbesuch Pflicht. Meistens macht mir das nichts aus, ich mag das Ritual. Hin und wieder gehe ich auch in München in die Kirche, wobei die Qualität der Predigten zu wünschen übrig lassen. Als Texterin schüttele ich manchmal den Kopf über fehlende Überleitungen, schiefe Bilder und einen erratischen Textaufbau.

Ich hatte erzählt, dass wir immer recht arm waren, sodass wir nicht die typischen Sommeraktivitäten hatten. Eine Aktivität hatte ich vergessen zu nennen: MessdienerIn sein in der Kirche. Es gab Jahre, da verrichtete ich montags, donnerstags, samstags und sonntags den Altardienst. Hinzu kamen manchmal auch dienstags Querflöte spielen im Gottesdienst im Seniorenheim, Beerdigungen und Hochzeiten (da gabs Geld, hurra).

Meine Kirchengemeinde war lange Zeit wie mein zweites Wohnzimmer. Ich mochte, dass ich durch den Altardienst wichtig war und etwas Bedeutendes leisten konnte. Als Kind fehlt es manchmal, ernst genommen zu werden. Mir gefiel die Routine, das abgezirkelte und bisweilen geheimnisvolle Ritual, die turnusmäßigen Feste und Feiern. Routine gibt Sicherheit.

Mit den Jahren ist meine Distanz zur Kirche größer geworden. Das hat einerseits mit dem oberen Management zu tun, andererseits aber auch mit dem Herauswachsen aus dem üblichen Gottesbild von Vater, Sohn und Heiligem Geist. Einen personifizierten Gott zu haben führt zu allerlei moralischen Dilemmata, vor allem wenn man die These aufstellt, Gott sei allmächtig, allwissend und allgut. Warum nochmal musste die Nachbarstochter mit noch nicht mal 18 an Lungenkrebs sterben? Obwohl sie nie geraucht hat? So einen personalen Gott braucht kein Mensch.

Wenn man hingegen das Göttliche wie die Macht im Star Wars-Universum oder den Heiligen Geist im Christentum oder das Qi im Buddhismus betrachtet, macht das alles mehr Sinn. Um Ben Kenobi zu zitieren:

"Die Macht ist es, die dem Jedi seine Stärke gibt. Es ist ein Energiefeld, das alle lebenden Dinge erzeugen. Es umgibt uns, es durchdringt uns. Es hält die Galaxis zusammen."

Ein Energiefeld kann ich nicht dafür verantwortlich machen, dass es persönlich auf mich sauer ist und mir eine Lektion erteilen will. Es ist halt da.

Ob ich glaube? Ich zweifle, immer, an allem. Mit dem Hochschulpfarrer, mit dem ich für die Aufnahme ins Cusanuswerk meine "Gewissensprüfung" hatte (ja Leute, auch euer Glauben wird vor der Aufnahme überprüft!), sprach ich ganz offen darüber, dass ich nicht an einen personalen Gott glaube und dass das Göttliche für mich eher ein Begriff oder Konzept ist. Man kann nämlich auch ohne Metaphysik ein ganz wundervolles und erfülltes Leben führen, wie ich bei vielen beobachte. Er zitierte daraufhin Meister Eckart, der den Glauben mit einem harten Stück Brot verglich. Schwer verdaulich also, macht Arbeit, hat aber Nährwert. Man braucht wortwörtlich Geduld und Spucke.

Ich möchte Metaphysik in meinem Leben nicht gänzlich ausschließen, einfach weil es Dinge gibt, die außerhalb unseres Verständnisses sind. Spiritualität ist mir wichtig und das wird es auch bleiben. Der christliche Rahmen ist einfach nur das Koordinatensystem, in dem ich aufgewachsen bin. Persönlich halte ich nichts davon, beispielsweise dem Buddhismus nachzugehen, weil ich mich kulturell dort nicht heimisch fühle.

Eine Sache muss ich noch loswerden - einen Witz, den der Herr Kaplan zum Schluss des Gottesdienstes gestern zum Besten gab:

"Es ist kurz vor den Sommerferien. Gottvater, Gottsohn und Gott Heiliger Geist diskutieren, wohin sie in Urlaub fahren wollen.
'Ich glaube, ich bleibe dieses Jahr im Himmel', so Gottvater.
'Ich denke, ich fahre mal nach Amerika - auf keinen Fall nach Israel. Mein letzter Besuch endete unschön', sagt Gottsohn.
Daraufhin der Heilige Geist: 'Ach, ich werde mal nach Rom fahren - dort war ich noch nie.'"

Übrigens bedeutet Losing my Religion laut Wikipedia "aus der Haut fahren" oder "die Nase voll haben" und ist ein Ausdruck aus den Südstaaten. R.E.M. stammen bekanntlich aus Athens, Georgia. Das Ganze hat also rein gar nichts mit Religion zu tun.

30 days of Blogging. Tag 14. Eurovision Song Contest und Marketing.

Mir fehlte eindeutig das beim ESC: Happy Songs.


Das war er also - der Eurovision Song Contest. Es war unterhaltsam und in den letzten drei Minuten sehr spannend, allerdings vermisste ich die richtig lustigen, außergewöhnlichen Nummern. Dem Wettbewerb fehlten die Uptempo-Nummern, die gute Laune machen.

Das hat dann Justin Timberlake besorgt. Wenn mir auch der Gastauftritt gut gefallen hat, so merkt man im direkten Vergleich, wie provinziell und uncharismatisch fast alle PerformerInnen beim ESC sind und wie ein echter Entertainer eine so große Bühne nutzt. Sollte man nicht mehr machen.

ESC ist Trash, das wissen alle, die Moderatoren haben das während der Abstimmung mit einer Persiflage namens "Love love peace peace" sehr unterhaltsam gezeigt.

Dass Jamie-Lee letzte geworden ist - nun ja. Schwesterherz und ich vermuten, dass es am Gesamtkonzept und am Marketing lag. Letztendlich ist der ESC ein Produkt und jede/r InterpretIn ebenso. Jamie-Lees Verpackung hat etwas anderes versprochen als sie geliefert hat: Ihr Äußeres sagt "quirky", "lustig", "jugendlicher Leichtsinn", ihr Lied war eine langsame Emo-Nummer, die leider gar nicht dazu gepasst hat. Schwesterherz informierte mich, dass das ihre Masche sei - buntes Äußeres, trauriges Inneres. Das spricht die ernsthafte deutsche Seele schon an.

Wenn ich erst einmal nachlesen muss, was dieses Gesamtkonzept soll, habe ich schon verloren. Authentizität hin oder her - bei so einem kurzen Auftritt gegen zwei Dutzend andere Länder sollte das Äußere deutlich den Inhalt widerspiegeln. So fühlt es sich wie eine Mogelpackung an. Mir wird die Villa Kunterbunt suggeriert, ich erhalte aber "Donny Darko". Ich bin mir sicher, hätten die Verantwortlichen die Jpop- und Manga-Ästhetik zuende durchgedacht, wäre ein unterhaltsameres Lied herausgekommen.

Das Marketing-Konzept war einfach nicht durchdacht. Schwesterherz und ich vermuten ja, dass Lena 2010 deshalb gewonnen hat, weil die Performance, das Lied und die Persönlichkeit der Interpretin für alle ZuschauerInnen sofort verständlich war: ein simples junges Mädchen, das locker-flockig und ein wenig flapsig ist.

Lustig finde ich den Leidensmodus, den das deutsche Feuilleton wieder an den Tag legt: "Politisch motiviert" soll da das Wahlergebnis sein. Die Wahrheit ist wahrscheinlich eher, dass dem Beitrag einfach das Charisma, der Exzess und die Bühnenpräsenz gefehlt hat. Es war einfach langweilig.

Und überhaupt: Der ESC soll doch Spaß machen, leichte Unterhaltung sein. Deutschland macht immer daraus ein riesig ernsthaftes Spektakel - selbst die Feier auf der Reeperbahn hat etwas generalstabsmäßig Durchgeplantes, was ich nur noch peinlich finde. Nach dem Motto: "Spaß ja, aber so geplant, dass es nach maximalem Spaß aussieht." Außer Deutschland macht niemand im Hintergrund eine große Party. Wenn dann das Wettbewerbsergebnis Grütze ist, werden "die Deutschen" angeblich von allen anderen europäischen Ländern plus Australien gedisst. ^^

30 days of Blogging. Tag 13. Schafe in der Stadt und feministischer Smalltalk.

Das schwarze Schaf bewegt sich nie.


Dieses Pfingstwochenende bin ich wieder bei meinen Eltern in der Provinz: Ein bisschen auftanken, ein bisschen Ruhe haben. Viel zu viel essen und die Overlock-Nähmaschine meiner Eltern verwenden.

Wenn ich mal da bin, unterhalte ich mich viel mit meinen Eltern. Mein Vater zeigte mir Bilder meiner Tante auf Facebook, dann ging es zu Verwandtschaftsverhältnissen und schließlich zu den alten Geschichten.

Mein Opa väterlicherseits war damals zu Kolonialzeiten bei den Franzosen angestellt, offiziell als Soldat. Gekämpft hat er aber nie - stattdessen kümmerte er sich um häusliche Pflichten (er arbeitete in der Kaserne in der Kantine). Überhaupt scheint das auch die Rolle von VietnamesInnen für die französische Kolonialmacht gewesen zu sein.

Mein Vater erzählte, dass er damals, als er im Mekong-Delta untergetaucht war (nicht wortwörtlich - long story...), einen ehemaligen Soldaten traf, der während des Zweiten Weltkriegs aufseiten Frankreich gekämpft hat. Naja, nicht gekämpft. VietnamesInnen wurden in der Küche beschäftigt, bei den Pferdekoppeln oder in der Waschküche, aber nicht auf dem Schlachtfeld.

"Kein Vietnamese durfte jemals ein Gewehr für die Franzosen halten", so mein Vater.
Einerseits war das sicher von Vorteil, weil man leichter überlebte. Andererseits riecht das nach einem rassistischen Bild von Südostasiaten: Dass sie nicht kämpfen können und "verweiblicht" seien, also keine echten Männer. (Weiß jemand historisch bewandertes etwas über die VietnamesInnen in Europa während des Zweiten Weltkriegs?)

Und wann mein Vater tatsächlich Geburtstag hat, wissen wir immer noch nicht. Als Vietnam geteilt wurde und die Familie meines Vaters aus dem Norden (Quang Binh) nach Danang floh, verbrannte mein Großvater vorher alle Dokumente, die ihn mit den Franzosen in Verbindung bringen könnte. Unter anderem auch ein Nachweis, den ihn zu einer französischen Soldatenpension berechtigt hätte.

"Auf jeden Fall im Jahr des Affen", sagte mein Vater.

Heute Nachmittag ging ich mit Schwesterherz und Mutter in den Discounter in der Nähe um Backzutaten zu kaufen und was sah ich? Eine Herde Schafe auf einem unbebauten Grundstück! Schwesterherz und ich waren begeistert. Anscheinend halten die Schafe die Wiese in Ordnung als natürliche Rasenmäher.

"Das schwarze Schaf bewegt sich nie", so meine Mutter, "ich habe es noch nie stehen sehen".

Schwesterherz und ich standen an der Kasse und sahen die Auslage für Kinder Schokolade. Meine Mutter war schon vor uns draußen.

Schwesterherz: "Das Kind auf der Packung sieht genauso aus wie früher, nur die Frisur ist neu."

Ich: "Sie hätten das alte Kind einfach mit Photoshop bearbeiten können."

Schwesterherz: "Die könnten eigentlich auch mal ein Mädchen nehmen können."

Ich: "Ja, warum eigentlich nicht."

Eine Frauenstimme: "Es sind nie Mädchen. Egal, wo man schaut, es sind immer Männer."

Eine Frau in der Warteschlange hatte sich in unserer Gespräch geschaltet. Was dann kam, kann man eigentlich nur als feministischen Smalltalk bezeichnen. Wir sprachen in wenigen Sätzen über mangelnde weibliche Repräsentation ("es sind fast immer nur Jungen auf den Packungen, auch bei Brandt Zwieback"), unfaire Machtverhältnisse ("Frauen verdienen weniger") und Geschlechterrollen ("Männer fragt man nie, wie sie das mit Kinderbetreuung machen"). Es war ein sehr angenehmer, alltäglicher Moment weiblicher Solidarität.

In München wäre mir das wahrscheinlich nicht passiert. Provinz ist manchmal auch ganz gut.

Und jetzt entschuldigt mich bitte. Ich muss ESC gucken und dabei Schneewittchenkuchen essen. *woohoo*

30 days of Blogging. Tag 12. Germany's Next Top-Yellowface?

My Asian wisdom knows *everything*.


"Ich werde jetzt nach Hause gehen und mit meiner Tochter Germany's Next Top-Model gucken." So verabschiedete sich meine Kollegin von mir, als ich gestern um kurz vor sieben als eine der letzten im Büro war. (Keine Sorge, ich kam auch erst gegen 10 Uhr ins Büro.) Begeistert klang sie nicht, aber GNTM Finale sei eine Gelegenheit mit der Teenager-Tochter Quality Time zu verbringen.

Diese Sendung wäre nicht auf meinem Radar gelandet, wenn auf Twitter @baum_glueck hingewiesen worden wäre. Anscheinend schwebten die jungen Teilnehmerinnen zum Thema "Asiatische Heldinnen" über den Laufsteg. Sie sprach von "Yellowface".

Die bloggerische Sorgfalt empfahl, dass ich mir den Beitrag zumindest einmal ansah, bevor ich meine Meinung abgebe. Benefit of the doubt/Im Zweifel für die Angeklagten und so.

Also: Zu "fetzigen" Remixen von Shakuhachi-Musik und Bowies "Little China Girl" laufen die Models über den Laufsteg, sie tragen alle optischen Chiffren, die dem/r BeobachterIn im Westen sofort "Asien" signalisieren: Rot und Gold, Seide, die Holzsandalen, der ausgeprägte Kopfschmuck, die bodenlangen Ärmel. Was halte ich also davon?

Ich halte es für Yellowface und für kulturelle Aneignung (cultural appropriation). Die Nachwuchsmodels wurden zwar nicht im Gesicht auf asiatisch geschminkt und die ganze Show war nicht dazu gedacht, asiatische Menschen und ihre Kultur zu verunglimpfen. Aber die Gestik und Mimik zeigen, dass asiatische Menschen und Verhaltensweisen nachgeahmt werden sollten.

Asien und das Thema "asiatische Heldinnen" werden als Kulisse verwendet, der Look wird zusammengestellt nach dem, was man sich im Westen unter "Asien" vorstellt. Ein bisschen Geisha, ein bisschen Mandarin-Hofdame, ein bisschen thailändische Tempeltänzerin. In der Kunst nennt man das Chinoiserie. Es ist ein genuin europäische Erfindung des Asiatischen, was mit der Wirklichkeit oder gar mit der Historie nichts zu tun hat.

Chinoiserien befriedigen nur das Bedürfnis nach dem Besonderen, dem Geheimnisvollen. Jaja, wir AsiatInnen sind alle toootal magisch, exotisch und mystisch. *sichdenimaginärenKinnbartstreich*

Versteht mich nicht falsch: Ich finde es völlig in Ordnung, sich auch Inspiration aus anderen Kulturen zu holen. Oder wenn sie tatsächlich asiatische Heldinnen aus der Geschichte dargestellt hätten. Aber solche Symboltransfers sind immer eine Frage des Kontexts: In Deutschland bzw. im Westen ist es leider so, dass die Existenz asiatischer Menschen als Teil der deutschen Gesellschaft ignoriert oder aktiv geleugnet wird. Asiatische Menschen bekommen kaum Schauspielrollen (fragt mal den Theatermenschen Dan Thy Nguyen - er erzählte in einem Interview, dass seine Art, Gefühle zu spielen, als unverständlich bewertet wurde), seit Philipp Rösler nicht mehr in der Politik ist, sieht man sie auch so gut wie gar nicht im Fernsehen. Wenn doch, dann nur in absolut klischeehaften Rollen, als Restaurantbetreiber mit gebrochenem Deutsch.

Dann komm die Mehrheitsgesellschaft und "nimmt sich die asiatische Welt, wie-de-wie-de-wie sie ihr gefällt" - das hat für mich etwas Demütigendes. Weil wir als Asiatisch-Deutsche nicht asiatisch sein dürfen, wie wir es wollen und nicht vollständig akzeptiert werden. Aber wenn ein/e WestlerIn auf asiatisch macht, ist es "edgy" und "spannend". Deshalb bin ich auch von dem Anime-/Kpop-Look der deutschen ESC-Vertreterin Jamie-Lee nicht sonderlich begeistert. Es ist ja OK, wenn sie es selbst spannend findet und sich gerne damit beschäftigt. EDIT: Was ich kritisiere, ist die seltsame Art, gerade dieses "sie macht auf asiatisch" hochzujubeln, während "gewöhnliche" AsiatInnen in Deutschland nach wie vor mit Rassismus konfrontiert sind.

Das sind so die täglichen kleinen Nadelstiche, die man bekommt. Deshalb halte ich mich von Mainstream-Medien weitgehend fern, weil ich nicht will, dass mir in Herz und Hirn gesch*ssen wird.

30 days of Blogging. Tag 11. Lebe deinen Traum?

via flickr, Nicole Pierce

Vorgestern traf ich auf dem Weg zur Arbeit zufällig eine Freundin von mir. Wir kennen uns seit dem Lateinunterricht am Gymnasium, gingen lange Zeit in dieselbe Klasse und wohnen jetzt in derselben Stadt. Wir unterhielten uns ein bisschen über die Arbeit und bei ihr schwang eine gewisse Unzufriedenheit mit. Auftragslage zwar gut, aber schlecht bezahlt, wenig Aufträge, wo man wirklich kreativ und anspruchsvoll arbeiten kann, zu viel nerviger Kleinkram.

Man müsste meinen, dass bei ihr alles super läuft, denn sie macht das, was viele Millennials und Gen Y-ler sich wünschen: Sie lebt ihren Traum. Sie ist Musikerin. Sie geht ihrer Leidenschaft nach.

Eine Zeitlang dachte ich, dass ich das auch wollte - frei(beruflich) sein, nur meiner Leidenschaft nachgehen, niemandes Lakai sein. Eben meinen Träumen folgen. Bis ich feststellte: Ich habe keine Träume. Und frei sein macht nicht glücklich, wenn es auch "frei von Geld" bedeutet. Geld spielt im Leben eine gewisse Rolle und man tut gut daran, ausreichend davon zu haben.

Klingt hart, nicht wahr? Das, was ich über die Hängematte schrieb, war nur halb ironisch. Die andere Hälfte ist bitterer Ernst. Für mich gibt es keinen Masterplan, keine Blaupause, nach der ich mein Leben ausrichte. I'm a drifter, baby.

Ich mag Musik, ich mag kreativ sein, ich mag Bücher und schreiben. Aber ich habe keine feste Idee davon, was ich wirklich-wirklich machen möchte. Manche sagen sich: "ich will mal einen Ferrari fahren" oder "ich möchte mit 50 aufhören zu arbeiten" oder "ich möchte ein Unternehmen gründen". All diese Ambitionen und Zielsetzungen sind nicht meins. Man sagt unserer Generation nach, dass das genau ihr Problem ist: Riesige Erwartungen, aber nicht das Sitzfleisch, die Arbeit dafür reinzustecken.

Es gibt für mich nicht die eine Leidenschaft, die ich unerbittlich verfolge, gegen alle Widerstände. So geht es auch meinen Geschwistern. Wir stolpern so durchs Leben, machen dies und das, aber haben keine Master-Vision unseres Lebens. Irgendwann haben wir etwas gefunden, das wir einigermaßen gerne machen.

Seine Träume verfolgen, alles auf eine Karte setzen, hat seinen Preis. Siehe meine Freundin. Es kostet etwas, sich nur auf eine Sache zu konzentrieren. Denn ob man MusikerIn, UnternehmerIn, SchriftstellerIn oder ähnliches wird: Die Wahrscheinlichkeit ist riesig, nicht zu den Rockstars, Milliardären oder NobelpreisträgerInnen zu gehören. Das ist OK, nur wenn du wirklich dieses Ziel verfolgst, kann das ganze Leben zu einer einzigen Enttäuschung werden.

Gestern Abend fragte Schwesterherz mich: Nehmen wir an, du hättest mit dem Theaterspielen weitergemacht - hättest du das bis ins Studium weiterverfolgt? Ich hatte in recht jungen Jahren Theater gespielt, durfte sogar umfangreiche Sprechrollen spielen. Darauf sagte ich. Ja, vielleicht. Aber ich habe es gemacht, weil es die Gelegenheit gab und ich es ausprobieren wollte.

Und das ist die Tugend in meiner Ziellosigkeit: Weil ich nicht festgelegt bin, kann und darf ich viel ausprobieren (ich gebe zu, dass ich mich nach wie vor in einem bestimmten Spektrum von Aktivitäten bewege). Wer ein Ziel verfolgt, erforscht es in die tiefsten Tiefen und höchsten Höhen. Ich bin, wie vermutlich viele, Generalistin. Wenn ich will, probiere ich nähen aus, versuche mich an der Ukulele, mache ein bisschen Yoga, gehe Lindy Hop-tanzen, schreibe auf meinem Blog, backe Kuchen oder repariere Fahrräder.

Und wenn ich ganz außergewöhnlich sein will, liege ich in der Hängematte.

Dieser Blogeintrag wurde stark inspiriert von folgendem Video - sehenswert für alle, die überlegen, ihren Traum von irgendwas zu verwirklichen:

30 days of Blogging. Tag 10. Machen wir uns zu viele Gedanken?

via flickr, Thomas Hawk

Nachdem ich gestern die Leserfrage beantwortet habe, mache ich mir immer noch Gedanken. Ich habe alle meine Erfahrung in Sachen Dating und Beziehungen Revue passieren lassen.

Ich habe festgestellt: Es ist nicht so einfach. Wenn man als Erfolgsindikator die Maßeinheit "ein 1. Date" hernimmt, dann schlagen technische Hilfsmittel (Tinder *hust*) alle anderen Faktoren. Erst als ich darauf zurückgriff, gab es mengenmäßig mehr Dates.

Was das angesprochen werden anbelangt, sind wir in Deutschland eher nicht gesegnet. Ich bezweifle nicht, dass es viele schmierige und sexistische Anmachen gibt. Aber von einer flächendeckenden Epidemie kann ich aus meiner Erfahrung nicht sprechen. Eher macht man noch darüber Witze, dass die Deutschen sich ungeschlechtlich fortpflanzen müssen, weil niemand jemals jemanden anspricht und keiner flirtet. Wenn man da noch "fremd" aussieht, geht die Wahrscheinlichkeit einer gekonnten Ansprache wohl gegen Null.

Bezeichnenderweise wurde ich nur einmal wirklich angesprochen, und zwar als ich im Ausland war.(Ein Franzose, mit dem ich zweieinhalb Jahre dann zusammen war, ihr findet ihn in den Untiefen des Blogs.) Alle anderen Beziehungen, Affären und Dates entstanden, weil ich die Initiative ergriff oder weil es über virtuelle Kanäle lief.

Meine Erkenntnis also: It's not easy being yellow. Man muss beim Thema Dating/Beziehungen immer eine Schippe mehr drauf legen als der Durchschnitt, wenn man irgendwie anders ist.  Darüber jammern bringt aber genauso wenig wie sich schreiend auf den Boden zu werfen ob der Ungerechtigkeit.

Meine Erkenntnis also: If you really want it, come and get it.

Manchmal muss man das Hirn auch mal ausschalten und fröhlich drauf los machen.


30 days of Blogging. Tag 9. Zweifelhafte Ratschläge.

via flickr, jen collins

Manchmal bekomme ich in diesem Blog Leserfragen zugeschickt, wo mich LeserInnen nach meiner Meinung fragen. Ich weiß nicht, ob ich dafür immer so qualifiziert bin, aber ich versuche mein möglichstes.

Das Thema Identität, Schubladen und Attraktivität sind dabei Dauerbrenner. So auch bei S., die mir geschrieben und mir freundlicherweise erlaubt hat, ihre Fragen auf dem Blog zu beantworten.

Einmal geht es um die Frage: Wie umgehen mit Neugier bzgl. deiner Herkuft und evtl. Vorurteilen?

Mein Vater ist Indonesier, meine Ma Deutsche, und ich bin im Rheinland geboren und aufgewachsen.(...) Ich fühle mich zu 100% als Deutsche, habe auch viele so typisch deutsche Eigenschaften ;-) Die Wahrnehmung anderer scheint aber immer die zu sein, dass sie in mir 100% die "Asiatin" sehen. Wenn ich Leuten erzähle, dass ich halb deutsch bin, kommt meistens: "Na das sieht man aber mal überhaupt nicht!" (meine Familie und ich sind da übrigens gänzlich anderer Meinung). Und oft gibts ein Ratespiel, aus welchem Land ich denn komme. 

Mein Eindruck ist, dass man als Deutsch-Asiate hierzulande immer noch als völliger Exot wahrgenommen wird. Kaum jmd. kann sich vorstellen, dass man hier geboren ist, ich habe auch schon Komplimente bekommen, wie toll ich ja deutsch spreche...Natürlich kommts immer drauf an, wie jemand fragt und welche Haltung dabei rüberkommt. 

(...) Und es nervt mich, dass ich ständig wildfremden Leuten meinen Stammbaum erklären muss, obwohl ich doch Deutsche bin. Ich frage mich, wieso es für andere so wichtig ist, wo man herkommt? 

Oh boy. Erst heute wurde ich von einem unserer Dienstleister gefragt, woher ich denn komme, wie man meinen Namen korrekt ausspricht etc. Sehen wir der Tatsache ins Auge: Asiatische Menschen, die hier in Deutschland aufgewachsen sind, gibt es nach wie vor selten, wir sind die Einhörner unter den Deutschen mit Migrationshintergrund. Je seltener etwas auftritt, desto eher weckt genau das entweder Neugierde oder Ablehnung. Auf jeden Fall eine Reaktion.

Das andere ist die Mentalität der Deutschen: Erst deutsches Blut macht einen deutsch. Nach dieser Ansicht bin ich nicht deutsch. Und selbst wenn, wie man bei S. sieht: Das scheinbar Fremde am Äußeren überlagert manchmal jeden anderen Eindruck von einer Person. In dem Fall greift nach deutschem Denken die "Ein-Tropfen-Regel": Sobald man nur einen Tropfen anderes Blut hat, ist man nicht-deutsch. Selbst wenn man zu 50% genetisch deutsch ist! Es ist zum Haareraufen.

Die schwierigere Frage ist, wie man damit umgeht. Als ich sehr jung war, habe ich einfach die Fragen beantwortet - mal mehr, mal weniger lustlos. Als ich weniger jung war, habe ich mich darüber geärgert und aufgeregt. Jetzt beantworte ich die Fragen einfach, allerdings immer mit der Variante: "Ich bin hier geboren. Meine Eltern stammen aus Vietnam." Dabei belasse ich es meistens.

Inzwischen will ich mich nicht mehr darüber aufregen. Wenn einen etwas stört, kann man zwei Dinge tun: es ändern oder es akzeptieren. Wenn ich etwas nicht ändern kann, muss ich es so hinnehmen. Beschissen, ich weiß. Sich über etwas Unveränderbares aufregen halte ich aber für verschwendete Lebenszeit. Abgesehen davon - die Frage zeigt nur, dass der/die andere mit meinem "Anderssein" ein Problem hat. Muss ich seine/ihre Sichtweise annehmen? Nope. Was jemand von mir denkt, ist ganz und gar unabhängig von dem, was ich von mir denke. Aber es ist ein weiter Weg dahin, sich von der Meinung anderer zu befreien und emanzipiert zu sein.

S., gerade weil du einen indonesischen Vater und eine deutsche Mutter hast, ist es für dich noch schwieriger. Du bist doch beides, warum sieht das verdammtnochmal keiner?! Deine Eigenwahrnehmung deckt sich nicht mit der Fremdwahrnehmung, du wirst zum Außenseiter. Es hat etwas von Verstoßenwerden - und das tut weh und macht wütend. Diese Gefühle sind berechtigt und dürfen da sein. Aber: Es gibt auch andere Wege damit umzugehen.

Wenn ich mich über die Herkunftsfrage aufrege, sagt das etwas über mich aus. Anscheinend bin ich doch nicht so souverän asiatisch-deutsch wie ich immer tue. Sondern es ist ein wunder Punkt. Asiatischsein ist nichts, dessen man sich schämen müsste. Dennoch fühlen wir uns unwohl damit. Warum?

Ich muss auch zugeben, dass ich zeitlebens ein gewisses Problem mit meinen asiatischen Wurzeln hatte und habe. Ich glaube aber, dass das v.a. daran liegt, wie Asiaten von vielen Deutschen gesehen werden- die asiatische Frau ist lieb, unterwürfig, unsichtbar, will nur dem Mann/ der Familie dienen, ist kinderlieb, ungebildet und scheu. Klar ist das völliger Unsinn, aber ich glaube viele Leute denken wirklich so und ordnen mich dann diesem Schema zu, nur weil ich ein bisschen asiatische Gesichtszüge habe. 

Insbesondere bei der Partnersuche frage ich mich selbst immer wieder, ob es an meinem Äußeren und dem, was andere damit für Charaktereigenschaften assoziieren liegt. Ich habe auch schon immer den Eindruck, dass junge deutsche Männer überhaupt nicht auf Asiatinnen stehen. Auf der Straße drehen sich immer nur ganz alte fiese Männer nach mir um, von jungen Männern werde ich gar nicht gesehen (unsichtbar?). Mich würde interessieren, ob du ähnliche Erfahrungen gemacht hast, oder ob mir das vielleicht nur so vorkommt?

Boom. Wie uns unsere allerersten Lebenserfahrungen und kulturelle Bilder prägen. Gerade weil wir in Deutschland mit unzureichenden Bildern von der Vielfalt asiatischer Menschen aufwachsen, kennen wir nur billige Abziehbilder. Und die triefen nur so von Klischees. Wir sehen eindimensionale Silhouetten mit Eigenschaften, die gar nicht so wie wir sind. Der erste Impuls ist: So bin ich nicht! So will ich nicht sein! Also lehnen wir unser Asiatischsein ab, weil wir die Bilder ablehnen. Klar verstehen wir später intellektuell, dass diese Bilder Lügen sind, aber es mit Herz und Seele erfahren zu haben, ist etwas anderes. Ich empfehle dir, dich gezielt Medien auszusetzen, wo du verschiedenste asiatische Menschen sehen kannst. Laute Menschen, leise Menschen, dicke, dünne, alte, junge, introvertierte, extrovertierte... Ersetze die alten Klischees durch authentischere Abbildungen. Das hat mir zumindest geholfen. Youtube-Videos sind ein guter Anfang.

Dann haben wir da noch die Partnersuche. Von dem, was du beschreibst, hört man eine Verunsicherung heraus, die viel über deine Perspektive auf deine vielfältige Herkunft verrät. Ich mutmaße hier nur, aber kann es sein, dass du deine Unsicherheit über deine Identität auf andere projizierst? Sicherlich gibt es Männer, die nur die blonde Weiße ansprechen wollen (Douchebags und A*löcher also). Aber mehr noch gibt es Männer/Menschen, die das gar nicht stört. Da ist die Herkunft nur ein Gesprächspunkt. Für manche ist es ein absoluter Pluspunkt, aber ich möchte jetzt nicht noch das Fass "Fetischisierung von Asiatinnen" aufmachen. Zumindest ich kann nicht bestätigen, dass bio-deutsche Männer eine Abneigung gegen asiatische Frauen haben.

Es hängt viel von der Ausstrahlung ab, ob man attraktiv wirkt oder nicht. Wenn ich beispielsweise unsicher bin, mich nicht mit mir selbst wohlfühle, bewege, rede und gucke ich auch so. Die Schultern gehen nach oben, man zieht den Kopf ein, die Bewegungen sind sparsamer, die Stimme leiser und die Augen "flackern". Dadurch macht man sich unsichtbar. Ich musste lernen, im Leben meinen Platz einzunehmen, dominant zu sein. In meinem Leben habe ich beides erlebt: Völlig unsichtbar und entsexualisiert sein und die "Königin der Nacht". Der einzige Unterschied war, wie ich mich in der Welt positioniert habe. Als "Quick Fix" kannst du mal probieren, dich anders zu bewegen. Das altmodische Kopf hoch, Brust raus, Rücken gerade. Die Superhelden-Pose vor dem Spiegel üben. Tanzen lernen. Und sich selbst gern haben. Das ist das Wichtigste. Denn asiatischsein und -aussehen hat nichts Verdammenswertes.

Die asiatisch-deutschen LeserInnen unter euch: Habt ihr sonst noch Tipps oder Erfahrungen? Dann schreibt sie gerne in die Kommentare!

30 days of Blogging. Tag 8. Happy little accidents.

When life gives you lemons...
Hurra, eine Woche mit Blogging geschafft! Habitica funktioniert (wer keine Ahnung hat worum es geht, gucke bitte in Tag 3).

Heute war ein langsamer Tag: Ich habe ausnahmsweise von zu Hause gearbeitet, weil Stillarbeit in einem Großraumbüro mit VertriebskollegInnen manchmal arg schwierig ist. Ansonsten gibt es nichts Nennenswertes zu berichten. Heute Abend habe ich Zeit. Wofür?

Für Bob Ross. Wer kennt ihn nicht, der/die in schlaflosen Nächten durchs Fernsehen zappte und auf dem alpha-Kanal bei seinen Malkursen hängenblieb. Bob Ross wurde in den Achtzigern bekannt für das Malen von etwas kitschigen Fantasie-Naturlandschaften in einer besonderen Nass-in-Nass-Methode, seine Kurse sind auch nach 30 Jahren extrem populär. Er war der Ansicht, dass jedeR malen kann, man muss sich nur hinsetzen und üben.

Im Internet ist Bob Ross extrem beliebt, seine Worte und die besondere Art, wie er sie vorträgt, sind zu Memes geworden: "We don't make mistakes, we just have happy little accidents." ist wohl sein berühmtester Ausspruch neben "Titanium HHHwhite". Ob man diesen Satz sich auch in anderen Situationen zu Herzen nehmen sollte, weiß ich nicht. Manches, was in einem Augenblick als riesiger Fehler erscheint, entpuppt sich vielleicht später als Glücksfall. Das, oder wir neigen dazu, aus unserem Leben eine kohärente Erzählung machen zu wollen.

Bob Ross spricht auf sehr ruhige, fast meditative Art und Weise, und ich wage zu behaupten, dass die meisten Leute seine Tutorials nicht gucken, um mitzumalen, sondern um sich zu entspannen.

Warum ich das erzähle? Montags läuft auf Twitch von 17 Uhr bis ca. 2 Uhr nachts der Bob Ross-Stream. Wenn ich es nicht vergesse, gucke ich das ein bisschen, ruhe mich dabei aus und warte darauf, dass aus einer Caspar-David-Friedrich-Kopie ein kitschiges Landschaftsbild mit Bäumchen, Bächlein und Sträuchlein wird, das Oma sich übers Sofa hängen würde.

Happy little paintings.

30 days of Blogging. Tag 7. Kampf dem FOMO.


Jedes Foto aus Yosemite sieht aus wie von Bob Ross gemalt.

Wenn es etwas gibt, was ich an Freizeit in unserer Gesellschaft nicht mag, dann die Quasi-Verpflichtung, seine wortwörtliche freie Zeit mit Aktivitäten zu füllen. Das umso mehr, wenn das Wetter gut ist.

Ich war die letzten drei Tage jeden Tag draußen, habe alles mögliche gemacht. Fahrrad fahren, im Gras liegen, Hängematte kaufen, Kuchen backen. Heute nicht. Heute war ich zu Hause, saß an der Nähmaschine, guckte Youtube-Videos und tat sonst - nichts.

Natürlich verstehe ich es. Die letzten Wochen waren wettermäßig mehr als scheußlich, also muss man das gute Wetter nutzen, um all das zu tun, was noch nicht möglich war. Möglichst viel draußen sein, aktiv sein. Klar, das mache ich auch. Aber mir ist es genauso wichtig, mich einmal komplett der Umwelt entziehen zu können.

Einige meiner KollegInnen, FreundInnen und Bekannte haben mich mit diesem neuen Gefühl aus Übersee bekannt gemacht: FOMO. FOMO steht für "fear of missing out", also die Angst etwas zu verpassen. Das Gefühl kennt man: Da draußen passiert so viel Aufregendes, das muss man doch gesehen und erlebt haben. Weil wir nicht ewig leben und das Ende schneller kommt, als man denkt.

Womit wir bei dem Problem unserer Existenz kommen: dem Tod. Wir haben das Unglück, genau über unsere Endlichkeit Bescheid zu wissen. Ich weiß nicht, ob ihr jemals nachts nicht schlafen konntet, weil euch der Gedanke der Nicht-Existenz fertig macht. Ich erinnere mich an eine Theologie-Studentin (!), die diesen Gedanken manchmal nur mit Alkohol bewältigen konnte. So furchterregend ist das Ganze.

Sehen wir der Tatsache ins Auge: Die Tage mit Sonnenschein, an denen wir draußen ohne frieren herumradeln können, sind begrenzt. Wir wissen zwar nicht, wann es das letzte Mal war, aber dieser eine Tag kommt bestimmt. Wenn ich nicht heute mich in den Biergarten setze, an den See fahre, ein Eis an der Lieblingseisdiele esse, auf ein Grillfest gehe, diese Ausstellung sehe, dann ist wieder eine Chance vertan. Weil es da draußen noch so viele Dinge gibt, die wir erleben möchten.

Ganz ehrlich: Allein das Formulieren dieser Sätze, dieses atemlose "wenn nicht jetzt, wann dann..." ermüdet mich bisweilen. Ich bin absolut dafür, die Möglichkeiten des Lebens auszuschöpfen, viel auszuprobieren. Doch zu diesen Möglichkeiten gehört auch, mal zu Hause zu bleiben, Zeit mit sich selbst verbringen, sich auszuprobieren. Wenn man immer nur der Action da draußen hinterherjagt, dann sagt man implizit: Ich bin es nicht wert, dass ich mit mir Zeit verbringe, weil alles andere spannender und besser ist als ich.

Einen Tag nichts zu tun, Gelegenheiten mal verstreichen zu lassen, heißt für mich: Dem Tod ins Gesicht zu lachen und ihm f*ck you zu sagen. Nennt mich dumm. Don't care.

Deshalb als Sentenz des Tages folgenden Spruch aus einem alten Katzenkalender:

"Einen Tag lang in Muße zu verbringen bedeutet, einen Tag lang unsterblich zu sein."

30 days of Blogging. Tag 6 - Life goal achieved

Urgh. I want a hammock.



I got a hammock.



I love my hammock.




"So you achieved your ultimate life goal at only 30 years of age. Congratulations! How do you feel?"

"Woah, I gotta tell you: this is pretty terrific. I mean, I don't have many goals in life. The only wish I always had was to be proud owner of a hammock. You might laugh, other people want a Tesla, lots of money, or a house at the beach.

I always thought that with a tiny balcony like this my life goal wouldn't be possible. But wouldn't you know it, when I went to the mall I discovered this hammock that fit perfectly.

So I want to tell everyone out there: live your dreams, go for it. If you want something bad enough, you - will - make it work. You might not be successful or get rich trying, maybe people will laugh at you, but you will definitely be happier if you at least tried. And now if you'll excuse me. I have a hammock that needs my undivided attention."