30 days of Blogging. Tag 29. Asiatischer Rassismus. Der Fall Qiaobi.
Uiuiui, der Rassismus feiert fröhliche Urständ' und die Zeitungen sind voll davon. Ist man ja als Nichtweiße Person in weißer Umgebung gewohnt. Letzte Woche hat aber auf YouTube ein Werbespot die Runde gemacht, der für viel Empörung gesorgt hat. Und der Spot kam nicht aus Übersee, sondern aus China.
Ich verlinke den Spot nicht, weil ich Triggerwarnungen vermeiden möchte. Man sieht eine chinesische Frau, die von einem schwarzen Mann angeflirtet wird. Was tut sie? Sie steckt ihn in die Waschmaschine mit einem supertollen Waschmittel und er verwandelt sich zu einem hellhäutigen Chinesen. Whitewashing. Wortwörtlich. Das ist Mitte-des-letzten-Jahrhunderts-rassistisch.
Jupp. |
Wie lang der Clip schon in China ausgestrahlt worden war, weiß ich nicht. Allzu lang dürfte es nicht gewesen sein. Der Aufruhr wäre ausgeblieben, wenn nicht ein Westler das Video auf YouTube gepostet hätte.
Wir müssen hier mal über Rassismus von AsiatInnen reden. Als jemand, die in einer asiatischen Familie aufgewachsen ist, habe ich so manche unsensible Bemerkung gehört über schwarze Menschen, meistens in Form von "Witzen". Schwarze Menschen waren eine Kuriosität.
Ich kann nur vermuten, woran das liegt. Vielleicht, weil es in Asien kaum Schwarze gibt. Diskriminierung gegen Schwarze ist eine Handlung ohne gesellschaftliche Konsequenzen. Nun, war es. Dank der weltweiten Vernetzung verbreiten sich auch diese Dinge in Windeseile. Und dank dem Netz verbreiten sich weltweit auch Befindlichkeiten, was als "offensive" gilt oder nicht. Die amerikanische Auffassung scheint sich durchzusetzen, was ich persönlich begrüße. Dadurch, dass so viele verschiedene Menschen in einem Land zusammenkommen, wird die Auseinandersetzung mit Hautfarben, Herkunft und Identität inzwischen viel offener geführt.
Das Internet verstärkt das, indem Minderheiten, die man vorher nicht hören konnte, weil sie keine Kanäle hatten, sich äußern können und ein Publikum erreichen. Diese Entwicklung macht auch vor China nicht Halt. Und weltweit verdammt (ge-shamed) zu werden ist sicherlich geschäftsschädigend.
Qiaobi, das Waschmittel-Unternehmen, hat sich inzwischen entschuldigt.
Von japanischen Bekannten etc. höre ich öfter mal Sprüche über "die Chinesen, die jetzt überall sind" - wahrscheinlich ist das für die so, als würden wir Deutschen über die Franzosen meckern, aber irgendwie stößt es doch sauer auf und gerade bei Japanern denke ich immer wieder, dass viele da so gar kein Bewusstsein für politisch korrektes Verhalten haben...
AntwortenLöschenEs gibt da schon einige Spannungen, weil es nie diese ausgeprägte Versöhnungskultur wie in Europa gegeben hat. Deutsch-französische Freundschaft etc. Japan leugnet ja weitgehend seine Verbrechen hinsichtliche Kolonialisierung und anderen Schandtaten im 2. Weltkrieg.
LöschenÜberhaupt scheint mir Japan auch recht rassistisch zu sein. Aber ich war nicht lange genug im Land, um dazu definitiv etwas sagen zu können/wollen.
Ich frage mich, in wie fern es damit zu tun hat, dass es weniger Schwarze gibt. In Peking habe ich mehr als in Stuttgart gesehen–ok lässt sich nicht vergleichen.
AntwortenLöschenHat es nicht mehr damit zu tun, dass dunkle Hautfarbe allgemein als hässlich und schmutzig angesehen wird? Wenn du dunkle Haut hast, kannst du dir den sozialen Aufstieg zum Beispiel in Thailand abschminken. Sowohl in China als auch in Thailand habe ich regelmäßig die Assoziation Dunkle Haut -> Dreckig mitbekommen.
Randnotiz: Ich habe in Thailand eine Werbung für Hautaufhellungscreme gesehen, die den wunderbaren Namen "White Power" trug...