Kleiner Leitfaden für Faschingskostümierung

Weitere Spielereien mit Bildbearbeitung. Ich Anfängerin :D


In der Zeit zwischen Silvester und Aschermittwoch gibt es dank der Faschings- bzw. Karnevalszeit wieder viel Alltagsrassismus zu bewundern. Egal ob das Motto "Arabische Nächte", "Im afrikanischen Busch", "Südseeidylle" oder "Der Zauber des Fernen Ostens" lautet - geht es um Verkleidungen, ist Rassismus nicht weit. Ein besonders problematisches Beispiel ist der sogenannte Chinesenfasching in Dietfurt an der Altmühl. (TW für Link)

Wenn Betroffene sich darüber beschweren, heißt es oftmals: "Ihr seid so empfindlich! Menno! Wenn ihr uns den Chinesen, den N**** oder die Bauchtänzerin verbietet, was dürfen wir denn noch?" - Bitte, bitte, meine Damen und Herren - es gibt unzählige Möglichkeiten! Sie müssen nur, wie heißt es so schön, ein bisschen "outside the box" denken. Ich weiß, vielleicht ist es zu viel verlangt, in so alkoholseligen Zeiten auch noch kreativ sein zu müssen. Bitte versuchen Sie es trotzdem. 
Wissen Sie was? Ich helfe Ihnen sogar mit ein paar Vorschlägen. Dann müssen Sie sich nur noch um die Ausführung kümmern.

1. Pflanzen und Tiere

Erkunden Sie die Mannigfaltigkeit der Mutter Natur - ob Sonnenblume, Baum, Hund oder Katze: Flora und Fauna bieten unzählige Möglichkeiten, die eigene Verrücktheit über den abgezirkelten Zeitraum bis vor die Fastenzeit auszuleben. Damit drücken Sie nicht nur Naturverbundenheit, sondern auch Ihre Persönlichkeit aus. Etwa wenn Sie als Schwein oder Ochse gehen.

2. Essen

Lassen Sie sich von den Sachen auf Ihrem Couchtisch oder in Ihrem Kühlschrank inspirieren - wie wäre es mit einem Hanuta-Kostüm? Dazu sich einfach einen mit Goldfolie umklebten quadratischen Karton umschnallen und vorne großformatig das Hanuta-Logo aufkleben. Jetzt noch ein goldbraune Hose anziehen, fertig. Oder versuchen Sie es als Banane, dem wahrscheinlich einzigen Kostüm, bei dem Sie sich gelb anmalen dürfen. Mit einem passenden Bananenkostüm sind Sie für jeden Schabernack gewappnet.

3. Zurück in die Zukunft

Sie gehören zu den Leuten, die nichts wegwerfen konnten? Besonders Klamotten? Dann führen Sie Ihre Uralt-Garderobe wieder aus und gehen als 90er Jahre Mensch: Packen Sie Ihre Buffalos wieder aus oder Ihre Schnellf*ckerhose mit den Knöpfen und den drei Streifen am Hosenbein, ziehen Sie sich ein übergroßes grellbuntes T-Shirt an und tragen Sie unbedingt eine blaue oder orange Sonnenbrille mit runden Gläsern. Wenn Sie jetzt noch Ihre Augenbrauen grün nachziehen und ein Nylontattoohalsband tragen, werden Sie und andere über Ihre Verwandlung angenehm überrascht sein. Hach, alles so wie damals.

4. Fabelwesen und Popkultur

Auch wenn Einhörner in die Tier- und Pflanzenkategorie passen könnten - anders als das Internet einen glauben machen will, gibt es keine Einhörner. Außer an Karneval. Auch Elfen/Elben, Zwerge, Orks, Feen, Hexen, Zauberer, Superhelden, Aliens und alles dazwischen eignen sich hervorragend als Faschingskostüme. Und wenn man sich beim Outfit Mühe gibt, kann man gleich noch zur nächsten Comic-Con oder Anime- und Manga-Convention als CosplayerIn gehen. Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen nennt sich das.

5. Berufe

Wenn Sie in einem besonders klischeehaften Beruf arbeiten, müssen Sie sich unter Umständen gar nicht umziehen, ehe Sie zur nächsten Faschingsfeier düsen. Gehen Sie doch mal als FinanzbeamteR in Anzug und Krawatte bzw. im Hosenanzug oder als Facility ManagerIn mitsamt Blaumann und grauem Kittel. Innovativ und zeitsparend.
Wenn Sie auch in Zukunft nicht darauf verzichten wollen, Ihr Gesicht schwarz anzumalen, sind Kostümierungen wie der/die SchornsteinfegerIn und der/die Bergbau-Kumpel empfehlenswert. So können Sie die Schwärze, die Sie eigentlich für die Verkleidung als AfrikanerIn verwenden wollen, völlig politisch korrekt aufbrauchen.

Fazit

Die Möglichkeiten sind Legion. Seien Sie kreativ! Seien Sie verrückt ausgelassen! Und vor allem: Seien Sie nicht rassistisch!

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CONVERSATION

14 Kommentar/e:

  1. Liebe Naekubi,
    Ist denn jegliche Darstellung ethnischer (körperliche) Merkmale schon rassistisch? "Wohl kaum" wird wohl die Antwort sein. Und versteh mich nicht falsch, ich weiß auch, worauf Du in deinem Post hinauswillst. Es geht Dir, grob gesagt, natürlich um Herabsetzung einer anderen und Heraufsetzung der eigenen (in diesem Fall westlichen Kultur). Ich bin jedoch der Meinung, dass die Darstellung anderer Ethnien durch Kostümierung nicht in jedem Fall rassistisch ist.
    Ich würde niemals mit dem "Stell-dich-nicht-so-an"- Hammerschlag daherkommen. Aber Karneval ist doch gerade eine Zeit, in der gerade auch groteske Darstellung und Überspitzung, ins Absurde führende möglich sein soll, ohne dass da jemand den Zeigefinger hebt.
    Ist denn Karneval nicht "Kunst"? Mit Kunst soll man anecken, soll man unbequeme Wege beschreiten, provozieren und faszinieren. Gerade deshalb gibt es keine endgültige (auch nicht juristische im Sinne des GG formulierte) Definition von Kunst. Sie unterliegt ständigem Wandel, verändert sich durch Werte, die in dieser Gesellschaft mal mehr, mal weniger Gewicht erhalten.
    Ich bin auch ganz bei dir, wenn es um Rassismus geht, wie in der Fotografie von "Heimathafen" dargestellt. Hier ist ganz klar der Kunstbegriff nicht mehr passend. Hier wird gerade nicht Provokation hervorgerufen, sondern schlicht Beleidigung und kulturelle Herabsetzung. Frau Aehnelt wollte die Geste erklären, indem sie sie als nicht herabsetzend einstufen wollte; hat hier aber ganz deutlich verkannt, dass gerade diese Geste in unserer Gesellschaft eine negativ (in diesem Fall diskriminierend) besetzte Konnotation erlangt hat. Die Geste ist eindeutig nicht (mehr) wertfrei. Aber... sich z.B. das Gesicht dunkel zu schminken ist das nicht wertfrei? Ich weiß es nicht, würde dieses aber bejahen. Es ist doch auch nicht jede Klischeedarstellung abwertend. ... Wo ziehst du die Grenze? Ist schon das Tragen von Blumenketten rassistisch? ... oder sind freizügige Krankenschwestern-Outfits oder Domina-Kostüme diskriminierend?
    Ich kann nicht ausschließen, dass Kostümierung auch rassistisch wirkt; sie beleidigt sicher den ein oder anderen persönlich oder auch eine ganze Gruppe. Und ich möchte auf keinen Fall so (miss-) verstanden werden, dass dieses meiner Meinung nach hingenommen werden soll. Ich bin auch nicht der Ansicht, meine Meinung sei allgemein gültiger Maßstab. Aber vielleicht sollten die strengen Maßstäbe, die sonst an den Tag gelegt werden auch einfach mal in der Ecke stehen gelassen werden. Karneval nimmt sich selbst nicht ernst, warum sollten es die Närrinnen und Narren tun?

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    1. "Ist denn jegliche Darstellung ethnischer (körperliche) Merkmale schon rassistisch? "Wohl kaum" wird wohl die Antwort sein."
      "Na eben doch schon" ist die Antwort.
      Solche Darstellung findet ja nicht einfach im luftleeren Raum statt sondern schon in einem Kontext von "Privileg", nämlich dem als Weiße unmarkiert zu sein, und dem von strukturellem Rassismus. Dazu gehört erst mal gar keine gute oder schlechte Absicht.
      Vielleicht kannst du's mal so betrachten, daß es einfach reicht, wenn sich vom Rassismus Betroffene diskriminiert fühlen - es geht ja nicht darum, daß *du* das jetzt in jedem einzelnen Fall persönlich nachvollziehen kannst oder können mußt. Die Provokation gilt ja auch nicht dir; du wirst davon nicht angesprochen und auch nicht beleidigt. Du wirst auch nicht erst mal in eine Kultur reingestopft (egal ob du dich ihr verbunden fühlst oder nicht, weil du halt "so aussiehst"), die dann stereotypisiert wird. Du bist einfach deutsch = weiß = default. Ich übrigens auch. Und klar, als Kind war ich im Fasching auch ein "Indianer" nach Karl-May-Vorlage. Für mich war das einfach so ein Fantasieprodukt wie eine Meerjungfrau oder ein sprechender Fliegenpilz. Aus Perspektive eines Native American ist das natürlich nicht so prickelnd. Also eben jetzt lieber Fliegenpilz. :)

      Zum Thema Rassimus und Blackfacing (Gesicht dunkel anmalen) gibt es x-Texte, zuletzt wurde das ja anhand der Wetten Dass-Geschichte diskutiert, vielleicht interessiert dich das. Ich glaube es gibt eine Zusammenfassung von Beiträgen bei der Mädchenmannschaft... =?

      Und ehrlich: Karneval und Kunst?! Ja, es gibt einen ganz kleinen Anteil in dieser Kultur, in dem es nicht nur um Klamauk sondern um 'Satire' geht, aber der richtet sich idealiter nach "oben" - also z.B. auf Politiker. Und der Rest ist doch einfach nur Saufen, F***en und Volksfest, sorry.

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    2. "Zum Thema Rassimus und Blackfacing (Gesicht dunkel anmalen) gibt es x-Texte,"

      Nun ist es aber so, dass allein die Existenz einer größeren Anzahl von Texten eine Argumentation noch nicht schlüssig macht.

      "Du bist einfach deutsch = weiß = default."

      Und in anderen Gegenden z.b. China sind Chinesen default, unmarkiert und Träger des "Privilegs" "unmarkiert".

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    3. "Nun ist es aber so, dass allein die Existenz einer größeren Anzahl von Texten eine Argumentation noch nicht schlüssig macht."

      Es reicht also nicht, dass eine Initiative, die sich lange und ausführlich mit diesem Thema Blackface befasst hat und aus Menschen der oft diskriminierten Minderheit besteht, zu dem Schluss kommt, dass es rassistisch und verletzend ist? Wieso ist denn das Recht darauf Mensch zu verletzen, weil es eben Spaß macht, mehr Wert als das Recht dieser Menschen, nicht verletzt zu werden?

      http://isdonline.de/offener-brief-an-die-zdf-wetten-dass-redaktion-schockiert-ueber-die-saalwette-der-sendung-in-augsburg-14-12-2013/

      In China sind Chinesen default, aber der Imperialismus hat dazu geführt, dass "europäische" Merkmale wie große runde Augen, ein schmales Gesicht und eine gerade Nase erstrebenswerte Schönheitsideale sind. In Japan sind es die großäugigen blonden Manga-Mädchen, die diesen Einfluss wiederspiegeln. Es ist also keineswegs so, dass es IMMER die situativen Minderheiten sind, die diskriminiert werden. Außerdem spielt es überhaupt keine Rolle, wie rassistisch ein hypothetisches Kostümfest in Ostasien sein könnte, wenn man diskutiert, wie man ein Fest in Teilen Deutschlands weniger rassistisch gestalten kann.

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    4. "Ist denn Karneval nicht "Kunst"? Mit Kunst soll man anecken, soll man unbequeme Wege beschreiten, provozieren und faszinieren."
      Und wie, was und warum soll/kann mit einer Verkleidung als beispielsweise Chinese provoziert werden? Das verstehe ich nicht.
      Kunst soll, wie du schon erwähnt hast, nicht beleidigend sein. Aber was ist, wenn ich mich durch die klischeehafte Darstellung beleidigt fühle? Ja, dann soll man sowas möglichst unterlassen, nicht?

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  2. Meine gedanken dazu hast du ja schon durch FB bekommen. Ich habe dich nominiert und hoffe, du machst mit! Brauchst auch kein Kostüm :-)
    http://my-fingertip-gallery.blogspot.de/2014/02/ich-habe-den-liebster-blog-award.html

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    1. Gerne! Du schreibst schließlich einen meiner Lieblingsblogs ^^ *schulterklopf*
      Du hast eine schöne Mischung und leider hab ich momentan nicht den nerv, wirklich meine Gedanken zu diesem wirklich wichtigen Thema gut auszudrücken ... *seufz*

      Ich bin ja schon auf deine Antworten gespannt :o)

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  3. Achtung Klassismusalarm! Nicht jede*r Facility Manager*in kommt im Blaumann zur Arbeit! Die tragen auch mal ein Oberhemd oder einen Anzug!

    Thema Fabelwesen: Viele Fabelwesen beruhen auf rassistischen Klischees von Wilden usw.

    Bitte entfernen!

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    1. Wäre es eigentlich Sexismus, wenn sich ein Mann als Frau verkleidet?

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    2. Die Verkleidung "Frau" ist in etwa genauso schwachsinnig wie die Verkleidung "Mensch mit dunkler Hautfarbe". Wenn Mann eine berühmte Frauengestalt darstellen möchte (Elisabeth I, Rotkäppchen, Madonna), wären durchaus nicht-sexistische Verkleidungen denkbar. Aber wenn das Kostüm nur Weiblichkeit darstellen soll, kann ich mir das zumindest nicht ohne sexistische Reduktion auf Körperlichkeiten und diese zur Schau stellende Kleidung vorstellen.

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    3. Dann wäre Travestie sogar explizit sexistisch, denn da wird "Weiblichkeit" absurd und überspitzt dargestellt.

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    4. Für die meisten Travestie-Künstler, Drag-Queens und Tunten stellt ihr Fummel eine eigene Identität dar, einen sonst verborgenen Teil ihrer Persönlichkeit oder ein alter ego, auf jeden Fall aber eine Person (meist auch mit Namen). Insofern würde ich Travestie nicht als "Verkleidung" (=verbergen der Identität) bezeichnen. Wenn sich ein Cis-Mann speziell zu Karneval als generische "Frau" verkleidet, weil das "Kostüm" "Frau" ja so lustig ist, würde ich das sexistisch finden. Vor allem wenn dieser Mann dann am Ende des Tages betont, wie froh er ist, wieder ein "Mann" zu sein und im Alltag nie auf die Idee kommen würde für Frauen entworfene Kleidungsstücke oder Make-Up zu tragen o.O Kurz zusammengefasst lautet das Motto: Eine ethnische, kulturelle, gender-, sexuelle, religiöse,... Identität ist kein Karnevalskostüm!

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    5. "Für die meisten Travestie-Künstler, Drag-Queens und Tunten stellt ihr Fummel eine eigene Identität dar, einen sonst verborgenen Teil ihrer Persönlichkeit oder ein alter ego, auf jeden Fall aber eine Person (meist auch mit Namen)"

      Im Fasching kenne ich das genauso. Horst verkleidet sich im Fasching als schrille Uschi (mit Namen!). Verkleidungen treffen Aussagen über die verkleidete Person. Und wer weiß, vielleicht würde er gern öfter die Uschi sein?
      Wer soll beurteilen, welche Verkleidung "als Frau" sexistisch ist?
      Und ist es nicht viel mehr so, dass ich als von Sexismus betroffenen definiere, was ich als solchen empfinde? Was, wenn ich Travestie als groben Sexismus empfinde, der vermeintlich weibliche Attribut der Lächerlichkeit preisgibt?
      Was, wenn ich die Verkleidung als Hexe frauenverachtend finde?
      Die sexy Krankschwester sexistisch?

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