Forever alone.
Als eine der ganz wenigen AsiatInnen, die auch über gesellschaftspolitische Themen schreibt, bin ich in der Aktivistenszene genauso vereinzelt wie im Leben "da draußen".
Woran liegt das? Schließlich ist es nicht so, dass wir AsiatInnen keinen Rassismus erfahren. Anscheinend ist der aber anders als für Schwarze oder Türkischstämmige. Ich wurde noch nie von einer Clubtür abgewiesen wegen meiner Hautfarbe. Mich hat man noch nie wegen meiner Kleidungswahl für rückständig und unterdrückt gehalten. Nur für exotisch und "total integriert". Oder für gar nichts, weil die Menschen mit AsiatInnen nichts anfangen können.
Das Unbehagen, falsch repräsentiert oder gar ignoriert zu werden ist aber auch nervig.
Doch warum wehren sich AsiatInnen nicht dagegen?
Grund Eins: Es gibt hier so wenig AsiatInnen und sie schließen sich selten als "AsiatInnen (TM)" zusammen. Als große Gruppe hätte man mehr Schlagkraft. Doch zu groß scheinen oftmals die Unterschiede in Kultur und Selbstverständnis zu sein. Manchmal gibt es politische Gründe. Ich habe nichts gegen ChinesInnen, aber ich habe etwas dagegen, wenn die chinesische Regierung meint, Inseln für sich beanspruchen zu können (mal abgesehen von der tausendjährigen Kolonialisierung Vietnams, aber das ist eine andere Geschichte). Das reicht nicht für Ressentiments gegen Individuen, aber ein komisches Distanzgefühl bleibt.
Grund Zwei: AsiatInnen, und das ist hier eigentlich das Traurige, thematisieren extrem selten ihr Asiatisch-Sein bzw. ihr Anders-Sein. AsiatInnen sind oftmals sehr pragmatisch - willst du in einer Gesellschaft erfolgreich sein, verhältst du dich so, dass du möglichst erfolgreich bist. Das heißt: Anpassung, oft bis zur Selbstverleugnung. Bei mir dauerte es auch extrem lange, bis ich diesen Teil meines Ichs akzeptiert hatte und es mir nicht mehr peinlich war, aus Vietnam zu stammen und noch "diesen anderen Teil" zu haben. Betrachtet daher meinen Blog auch als ein Stück Selbsttherapie ;)
Es ist ja nicht so, dass AsiatInnen nie in die Öffentlichkeit treten: Es gibt zahllose asiatische BloggerInnen, die kein Problem damit haben, sich, ihr Make-Up oder ihre Outfits einer Öffentlichkeit im Netz zu präsentieren.
In all den AsiatInnen schlummert großes Potenzial. Deshalb meine Idee:
Ich möchte ein asiatisches Blognetzwerk errichten.
Raus aus der Unsichtbarkeit, rein in Rampenlicht!
Da wir ohnehin so wenige sind, sollten so viele wie möglich mitmachen: Bananen und "echte" AsiatInnen, Eingewanderte erster und zweiter Generation, Beauty-Bloggende und Gesellschaftskritische, einfach alle, die sich als AsiatInnen betrachten oder so gelesen werden. Keine Bio-Deutschen - die haben das gesamte deutschsprachige Netz für sich. Das hier wird unser kleines gelbes Königreich :D*
Meine Bitte an alle Leserinnen und Leser: Kommentiert/schickt/tweetet/facebookt mir alle Blogs, die von asiatischen Bloggenden geführt werden und die bekannter werden sollten. Und wenn ihr selbst asiatische Blogger seid, meldet euch bei mir!
Als Anfang wird es einen Blogroll hier geben, in den asiatische Bloggende aufgenommen werden. Und von dort aus wird es weitergehen - ich habe schon Ideen...
*Wer bei dieser Aussage Angst bekommt oder sich benachteiligt fühlt, ist doof und sollte dringend mal seine Privilegien überprüfen.