Erwischt!

"...Witzige Story mit diesem CEO. Der war zunächst ein hohes Tier bei 'XYZ'. Auf jeden Fall hatte er über acht Jahre eine Affäre mit einer sehr erfolgreichen PR-Frau. Keine Ahnung, ob seine Ehefrau Bescheid wusste. Hat der Geliebten sogar ein riesiges Haus gekauft, direkt neben der Zentrale von 'XYZ'. Irgendwann wollte sie nicht mehr nur die Affäre sein und hat ihn vor die Wahl gestellt. Und was macht er? - Kehrt reumütig zu seiner Frau zurück. Das hat die Geliebte natürlich richtig sauer gemacht und als Rache hat sie, ganz PR-Frau, riesige Plakate auf dem Times Square aufhängen lassen, wo die beiden in inniger Umarmung zu sehen sind, mit der Überschrift 'Forever love' oder so. Richtig übel kitschig. Diese Racheaktion hat sie eine mittlere sechsstellige Summe gekostet und ihn irgendwie auch seinen Posten bei XYZ. Und Bilder von ihren Liebesurlauben sind immer noch überall im Netz verstreut. Ich schick dir mal einen Link."


Ich klicke.



...



Der CEO ist schwarz.*



...


Was nun folgt ist ein innerer Dialog.

"Aha! Naekubi, hast du etwa einen kurzen Moment gezögert??"

"Ich, äh..."

"...Ha! Heuchlerin, hab ich dich erwischt! Du warst überrascht, dass ein Schwarzer einen Milliardenkonzern leitet, stimmts?"

"Was soll ich, äh, ..."

"Ich wusste es! Vorne rum immer gegen Rassismus kämpfen und hinten rum glauben, ein Schwarzer könnte kein CEO werden! Schäm dich!"

"..."



Was ich damit sagen will:

Es ist manchmal verdammt schwer, alteingesessene Denkkonzepte hinter sich zu lassen. Selbst für mich, als eine von Rassismus (und Sexismus, let's not forget that) Betroffene. Diese Millisekunde, in der ich über einen schwarzen CEO überrascht war, ist mir vor mir selbst immer noch peinlich.



Wart ihr schon mal von euch selbst enttäuscht?




*Die Frau war übrigens auch Afro-Amerikanerin, aber irgendwie schien mir das nicht aufzufallen. Die PR-Branche ist etwas durchmischter. Übrigens hat sie später noch eine Rachedoku über diese Beziehung gedreht.

CONVERSATION

2 Kommentar/e:

  1. Ja, ständig. Aus genau den gleichen Gründen. Ich möchte nicht sexistisch sein, ich möchte nicht rassistisch sein, ich möchte nicht diskriminieren, ich möchte Menschen nicht nach ihrem Aussehen, ihrem Bildungsstand, ihrer Herkunft beurteilen - und ich tue es in dieser verdammten ersten Sekunde doch, weil es mir so beigebracht wurde. So hat man es mir vorgelebt, so war es normal, bis ich anfing, älter zu werden und kritischer zu denken.

    Ich denke, alles was man tun kann ist froh zu sein, dass man realisiert, dass es eben so ist und dass man dagegen kämpft. Ich versuche es zu ändern - das ist alles, was ich tun kann, denn an der Vergangenheit, die es ausgelöst hat, kann ich nichts mehr ändern.

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    1. Darauf ein +1! Je mehr Menschen sich bemühen, umso besser =)

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