Es wird wieder Zeit für einen Nagellack-Post, hurra. Die einzige Entschuldigung, die ich dafür habe: Kein Mensch ist eindimensional - neben meiner Funktion als Aufklärerin in Sachen Vietnam-Deutschland, Rassismus und manchmal auch Feminismus bin ich doch großer Nagellackfan.
Da Grün die Farbe der Hoffnung ist und ich gerade draußen diese Farbe schmerzlichst vermisse (Frühling, bitte komm bald!), gibt es jetzt grüne Nägel.
Punkte sind ein äußerst vielseitiges Gestaltungsmittel, man denke nur an den französischen Pointilismus oder die Werke von Yayoi Kusama.
Meine Punkte sind dank Crackle Lack einerseits geordnet und doch gebrochen. Gewissermaßen Chaos in der Ordnung, Dialektik des Lebens. Die Punkte sind unregelmäßig und bröckelig, doch von fern sehen sie fast ein bisschen aus wie kleine Rosen.
Ich kann es kaum erwarten, dass es wieder grüner wird. Wenn ich nach Feierabend mit dem Rad nach Hause fahren werde, direkt zu meinem Lieblingspark, meinem Lieblingsbaum. Es wird noch hell sein und ich werde unter meinem Lieblingsbaum liegen und dort dösen und warten, bis die Sonne irgendwann untergeht...
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Februar 2013
Das Gleichnis von den zertretenen Füßen*
Es begab sich, dass die Follower von Naekubi sich um sie versammelten und fragten: Liebe Meisterin in Fragen von Rassismus, woran erkennen wir, wenn wir rassistisch handeln? Wie sollen wir uns gegenüber anderen verhalten?
Da sprach Naekubi zu ihnen in einem Gleichnis:
Auf einer großen Feier kamen allerhand Menschen zusammen. Sie alle waren gleich, weil sie Menschen waren. Sie waren aber auch unterschiedlich, weil sie unterschiedliche Körper, Talente, Erfahrungen, Sichtweisen mitbrachten. Weil es auf der Feier wenig Platz gab, geschah es, dass sich die Menschen gegenseitig auf die Füße traten.
Die erste Gruppe bewegte sich dreist. Sie traten auf die Füße anderer mit voller Absicht und aller Härte. Sie taten das, weil sie meinten, dass andere weniger wert seien und ihre eigenen Füße das Recht haben, dorthin zu treten, wohin sie wollten.
Die zweite Gruppe bewegte sich vorsichtig und bescheiden. Sie vermieden es, anderen auf die Füße zu treten. Und wenn sie doch jemandem auf die Füße traten, sahen sie ihren Fehler ein und baten um Entschuldigung. Sie lernten, sich noch besser durch die Menge zu bewegen, damit alle Platz auf der Feier haben.
Die dritte Gruppe aber, die größte der Dreien, bewegte sich unbekümmert, selbstvergessen. Auch sie traten anderen auf die Füße. Doch wenn sie ihren Fehler bemerkten oder darauf aufmerksam gemacht wurden, begannen sie zu klagen und zu jammern. Sie sagten: Es war nicht unsere Absicht! Es war nicht unsere Schuld! Wir meinen es nicht so! Und sie begannen zu streiten, warum sie es nicht böse meinten. Während sie noch jammerten, blieben ihre Füße weiter auf den Füßen der anderen.
Da fragte Naekubi ihre Follower: Welche Gruppe hat richtig gehandelt?
Die Follower sprachen: Die zweite Gruppe.
Da sagte Naekubi: Wenn ihr zu einer starken Gruppe gehört und Schwächere bedrängt, seid ihr schlimmer als die erste Gruppe. Denn diese handelt willentlich böse. Die dritte Gruppe aber handelt aus Ignoranz und verletztem Stolz. Sie erkennt nicht einmal, wie böse sie ist.
Die Follower fragten: Was ist, wenn jemand uns auf die Füße tritt?
Naekubi antwortete ihnen: Auf der Feier gab es ganz verschiedene Menschen. Einige hatten unempfindliche Füße. Ihnen machten Tritte nichts aus. Andere hatten weichere Füße. Sie litten stumm, weil sie es nicht anders kannten und weil sie nicht daran glaubten, dass man eine Feier auch ohne schmerzende Füße erleben kann. Wieder andere spürten den Schmerz deutlich und wehrten sich.
Ich sage euch: Gehört ihr zu den Bedrängten und schmerzen eure Füße, dann wehrt euch - niemand soll das Recht über euch oder eure Füße haben. Jede und jeder soll Teil dieser Feier aller Menschen sein.
Nach diesen Worten entließ Naekubi ihre Follower.
*hoffentlich nimmt mir die biblischen Anklänge niemand übel *hust*
Danke an @baum_glueck für die Idee mit den Füßen!
Da sprach Naekubi zu ihnen in einem Gleichnis:
Auf einer großen Feier kamen allerhand Menschen zusammen. Sie alle waren gleich, weil sie Menschen waren. Sie waren aber auch unterschiedlich, weil sie unterschiedliche Körper, Talente, Erfahrungen, Sichtweisen mitbrachten. Weil es auf der Feier wenig Platz gab, geschah es, dass sich die Menschen gegenseitig auf die Füße traten.
Die erste Gruppe bewegte sich dreist. Sie traten auf die Füße anderer mit voller Absicht und aller Härte. Sie taten das, weil sie meinten, dass andere weniger wert seien und ihre eigenen Füße das Recht haben, dorthin zu treten, wohin sie wollten.
Die zweite Gruppe bewegte sich vorsichtig und bescheiden. Sie vermieden es, anderen auf die Füße zu treten. Und wenn sie doch jemandem auf die Füße traten, sahen sie ihren Fehler ein und baten um Entschuldigung. Sie lernten, sich noch besser durch die Menge zu bewegen, damit alle Platz auf der Feier haben.
Die dritte Gruppe aber, die größte der Dreien, bewegte sich unbekümmert, selbstvergessen. Auch sie traten anderen auf die Füße. Doch wenn sie ihren Fehler bemerkten oder darauf aufmerksam gemacht wurden, begannen sie zu klagen und zu jammern. Sie sagten: Es war nicht unsere Absicht! Es war nicht unsere Schuld! Wir meinen es nicht so! Und sie begannen zu streiten, warum sie es nicht böse meinten. Während sie noch jammerten, blieben ihre Füße weiter auf den Füßen der anderen.
Da fragte Naekubi ihre Follower: Welche Gruppe hat richtig gehandelt?
Die Follower sprachen: Die zweite Gruppe.
Da sagte Naekubi: Wenn ihr zu einer starken Gruppe gehört und Schwächere bedrängt, seid ihr schlimmer als die erste Gruppe. Denn diese handelt willentlich böse. Die dritte Gruppe aber handelt aus Ignoranz und verletztem Stolz. Sie erkennt nicht einmal, wie böse sie ist.
Die Follower fragten: Was ist, wenn jemand uns auf die Füße tritt?
Naekubi antwortete ihnen: Auf der Feier gab es ganz verschiedene Menschen. Einige hatten unempfindliche Füße. Ihnen machten Tritte nichts aus. Andere hatten weichere Füße. Sie litten stumm, weil sie es nicht anders kannten und weil sie nicht daran glaubten, dass man eine Feier auch ohne schmerzende Füße erleben kann. Wieder andere spürten den Schmerz deutlich und wehrten sich.
Ich sage euch: Gehört ihr zu den Bedrängten und schmerzen eure Füße, dann wehrt euch - niemand soll das Recht über euch oder eure Füße haben. Jede und jeder soll Teil dieser Feier aller Menschen sein.
Nach diesen Worten entließ Naekubi ihre Follower.
*hoffentlich nimmt mir die biblischen Anklänge niemand übel *hust*
Danke an @baum_glueck für die Idee mit den Füßen!
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Chorsingen, SeniorInnen und LGBT
Ich singe gern. Ich singe, wenn ich auf dem Fahrrad fahre, manchmal zu Hause beim Kochen oder klassischerweise unter der Dusche. Ich singe auch gerne mit anderen Leuten. Deshalb bin ich seit einigen Monaten Mitglied eines kleinen Kirchenchors in meinem Stadtteil.
Nun haben es Kirchen und insbesondere auch Kirchenchöre an sich, heillos überaltert zu sein. Mein Kirchenchor ist da keine Ausnahme. Ich unterbiete den Altersdurchschnitt mühelos um 40 Jahre. Das älteste Mitglied, eine ganz reizende Dame namens Valerie, ist sogar 65 Jahre älter als ich, aber das nur so am Rande.
In meinem Alltag habe ich seltenst mit älteren Menschen zu tun - es gibt einfach keine Gelegenheit sich zu begegnen. Außer eben in besagtem Kirchenchor. Andere Menschen und andere Weltsichten erleben ist ohnehin spannend, und einmal mit einer anderen Generation zu tun zu haben, kann ganz neue (oder alte?) Welten eröffnen.
Altsein heute ist anscheinend anders als ich mir das klischeehaft vorstelle - Stichwort: 70 ist das neue 50. Fast alle Chormitglieder habe ich jünger geschätzt. In Stein meißeln würde ich es nicht, doch habe ich den Eindruck, dass das Großstadtleben die geistige Flexibilität und den geistigen Horizont immens erweitern kann. Da SeniorInnen gemeinhin als der konservativere Teil der Bevölkerung angesehen werden, kann man dem gesellschaftlichen Fortschritt einen Realitätscheck verpassen. Wie weit sind wir als Gesellschaft?
Ein paar Beispiele:
Was eine sehr homogene Lebenswelt anrichten kann, illustriert folgendes Beispiel:
Die Pfarrerin im nächsten Dorf neben meiner Herkunftsstadt war ungeheuer beliebt und kompetent. Auch ihre Predigten wurden gerne gehört, bis, ja, bis sie sich vor ihrer Gemeinde als lesbisch bekannte und begann, offen mit ihrer Lebensgefährtin zusammenzuleben. Nun boykottieren viele der Gemeindemitglieder die Gottesdienste dieser Pfarrerin. Dass sie eine hervorragende Seelsorgerin ist? Vergessen. Schließlich ist sie - "so".
Natürlich weiß ich nicht, was die Damen und Herren im Chor sagen würden, wenn sich der örtliche Pfarrer outen würde und mit seinem Partner zusammenleben wollte. Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass es hier in München bei einer lesbischen Pfarrerin ähnlich viel Aufruhr gäbe wie dort. Weder bei jüngeren noch bei älteren Leuten. Und selbst wenn es Vorbehalte gäbe: Man würde es sich zweimal überlegen, diese laut herauszuposaunen.
Münchner SeniorInnen sind also super - flexibel, fortschrittlich und überraschend wenig grantig. Nur in einem Bereich hat mein Chor etwas Nachholbedarf: Moderne Kommunikationsmittel.
Weil mich eine Sängerin auf dem Handy nicht erreichte, verfasste sie einen handschriftlichen Brief und ließ ihn mir auf dem Postweg zukommen - sie wollte mir schnell Bescheid geben, dass die nächste Chorprobe ausfällt und der Chor stattdessen essen geht.
Nun haben es Kirchen und insbesondere auch Kirchenchöre an sich, heillos überaltert zu sein. Mein Kirchenchor ist da keine Ausnahme. Ich unterbiete den Altersdurchschnitt mühelos um 40 Jahre. Das älteste Mitglied, eine ganz reizende Dame namens Valerie, ist sogar 65 Jahre älter als ich, aber das nur so am Rande.
In meinem Alltag habe ich seltenst mit älteren Menschen zu tun - es gibt einfach keine Gelegenheit sich zu begegnen. Außer eben in besagtem Kirchenchor. Andere Menschen und andere Weltsichten erleben ist ohnehin spannend, und einmal mit einer anderen Generation zu tun zu haben, kann ganz neue (oder alte?) Welten eröffnen.
Altsein heute ist anscheinend anders als ich mir das klischeehaft vorstelle - Stichwort: 70 ist das neue 50. Fast alle Chormitglieder habe ich jünger geschätzt. In Stein meißeln würde ich es nicht, doch habe ich den Eindruck, dass das Großstadtleben die geistige Flexibilität und den geistigen Horizont immens erweitern kann. Da SeniorInnen gemeinhin als der konservativere Teil der Bevölkerung angesehen werden, kann man dem gesellschaftlichen Fortschritt einen Realitätscheck verpassen. Wie weit sind wir als Gesellschaft?
Ein paar Beispiele:
- Bei meinem ersten Mal in der Chorprobe kam (natürlich!) die Frage, woher ich komme. Eine Sängerin lobte sogar mein gutes Deutsch *seufz*. Ich bedankte mich etwas konsterniert. Als sie später im Gespräch erfuhr, dass ich hier geboren wurde, entschuldigte sie sich für ihre unsensible Frage vorher.
- Folgendes Gespräch zwischen zwei Mezzosopranistin habe ich mitgehört: "Ich werde jetzt endlich Oma!" - "Wie alt ist denn deine Tochter?" - "Sie ist jetzt 45." - "Ach, das ist ja heute ganz normal." In meiner Heimatstadt würde man sich wahrscheinlich das Maul darüber zerreißen.
- Besagte Valerie konnte an Weihnachten nicht in der Messe mitsingen, weil sie über die Feiertage nach England zu ihrer Tochter flog. Mit 92. *auchkönnenwillwennichsoaltwerde*
Was eine sehr homogene Lebenswelt anrichten kann, illustriert folgendes Beispiel:
Die Pfarrerin im nächsten Dorf neben meiner Herkunftsstadt war ungeheuer beliebt und kompetent. Auch ihre Predigten wurden gerne gehört, bis, ja, bis sie sich vor ihrer Gemeinde als lesbisch bekannte und begann, offen mit ihrer Lebensgefährtin zusammenzuleben. Nun boykottieren viele der Gemeindemitglieder die Gottesdienste dieser Pfarrerin. Dass sie eine hervorragende Seelsorgerin ist? Vergessen. Schließlich ist sie - "so".
Natürlich weiß ich nicht, was die Damen und Herren im Chor sagen würden, wenn sich der örtliche Pfarrer outen würde und mit seinem Partner zusammenleben wollte. Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass es hier in München bei einer lesbischen Pfarrerin ähnlich viel Aufruhr gäbe wie dort. Weder bei jüngeren noch bei älteren Leuten. Und selbst wenn es Vorbehalte gäbe: Man würde es sich zweimal überlegen, diese laut herauszuposaunen.
Münchner SeniorInnen sind also super - flexibel, fortschrittlich und überraschend wenig grantig. Nur in einem Bereich hat mein Chor etwas Nachholbedarf: Moderne Kommunikationsmittel.
Weil mich eine Sängerin auf dem Handy nicht erreichte, verfasste sie einen handschriftlichen Brief und ließ ihn mir auf dem Postweg zukommen - sie wollte mir schnell Bescheid geben, dass die nächste Chorprobe ausfällt und der Chor stattdessen essen geht.