Der gute Wille. Der Weihnachtsfeier zweiter Teil.

Da saß ich nun, in dieser Bar mit seltsamer Musik und versuchte meinen Ärger mit Obstler auf Kosten der Agentur zu ertränken. Das klappte eher mäßig, weil es Birnen-Obstler gab. Ich hasse Birnen.

Als ich so dasaß und mich eher schlecht als recht amüsierte, kam mein Teamkollege vorbei. Er war erst später zu uns gestoßen aufgrund eines familiären Termins (lies: Weihnachtsessen bei einer nicht besonders wohlgelittenen Schwester). Wir unterhielten uns über Dinge, für die während der Arbeit manchmal keine Zeit ist - zum Beispiel die Familie:

"Ich habe so den Eindruck, dass bei asiatischen Familien der Zusammenhalt irgendwie viel stärker ist als zum Beispiel hier."

Nun, das konnte ich bestätigen - das hat aber nicht nur positive Seiten. Manchmal scheint mir, als ob auch die soziale Kontrolle viel stärker ist und dass man sich immer beobachtet fühlen muss. Zumindest war das mein Eindruck in der vietnamesischen Community. Er fragte mich ein wenig über meine Familienverhältnisse aus: Wie es zum Beispiel ist, in einer WG mit den Brüdern zu leben (etwas, das viele viele meiner Bekannten und Freunde niemals tun könnten - da gäbe es Tote), wie das mit Verwandtschaft ist und vieles mehr.

Ich wurde innerlich ein bisschen lockerer. Die Ablenkung von der hässlichen Begebenheit tat mir gut und Leuten Sachen erklären kommt meinem Klugscheißer-Naturell entgegen. Er sprach mich auf meinen Blog an:

"Ich habe jetzt mal deinen Blog gelesen und finde ihn - bis auf die Nagellacksachen - echt gut. Jetzt verstehe ich auch endlich, was es mit den Bananen auf sich hat."

In meiner Schublade im Büro liegt nämlich ein kleiner Bananenstempel, den ich mir in Japan gekauft habe. Damit verziere ich gerne Geburtstags- und Glückwunschkarten meiner BürokollegInnen. Bananen pflastern meinen Weg...

"Klar sind Bananen ein lustiges Obst (meine Erklärung an ihn für den Stempel, Anm. naekubi), aber dass da noch mehr dahinter steckt, habe ich erst durch deinen Blog erfahren. Dass das ein Symbol ist für einen ganz bestimmten Konflikt."

Das belustigte mich ein wenig. Manchmal erfährt man mehr über mich im Blog als im persönlichen Gespräch...

Inzwischen war ich auf Wasser umgestiegen. Während ich immer wieder am Glas nippte, um den Birnengeschmack im Mund wegzubekommen, fuhr der Teamkollege fort:

"Also für mich warst du immer Deutsche. Nur manchmal merkt man, dass da noch etwas anderes in dir steckt, was man nicht sofort sieht."

Meine Verblüffung war groß. Mir selbst fällt es schwer, mich als Deutsche zu begreifen. Ich habe manchmal das Gefühl, dass meine Herkunft und mein "abweichendes" Aussehen immer im Vordergrund stehen. Es tat gut, bestätigt zu bekommen, dass dem durchaus nicht so war. Ob es am Einfluss des Obstlers oder an der Atmosphäre lag - ich erzählte dem Teamkollegen von meinem Tiefpunkt des Abends. Er konnte meine Wut nachvollziehen und fand es angebracht, dass ich mich dagegen gewehrt habe. Wie als Entschuldigung fügte er hinzu:

"Ich hoffe, dass dich meine Fragen und das Thema nicht nerven und dass das für dich ok ist. Mich interessieren einfach andere Kulturen und fremde Lebensweisen."

Plötzlich merkte er, dass seine Aussage nicht ganz richtig war und beeilte sich hinzuzufügen: "Wobei du ja auch nicht fremd bist, nur ein bisschen anders mit einer weiteren Sichtweise. Hier in Deutschland haben wir einfach nicht so viel Erfahrung im Umgang damit (er meint Rassen/Rassismus) wie zum Beispiel in den USA. Von daher bin ich da manchmal vielleicht etwas unbeholfen."

...

Der gute Wille hat ja heutzutage keinen guten Ruf, nach dem Motto: "Er bemühte sich redlich [aber vergeblich]" Doch bei meinem Teamkollegen hatte ich das Gefühl, dass er wirklich versucht, seinen Horizont zu erweitern, sich zu sensibilisieren. Dabei kann ich ihm gerne auf die Sprünge helfen oder auf die Füße treten, je nach Bedarf.

Die Obstler und den gesamten Abend hatte ich inzwischen verdaut. Ich fühlte mich beschwingt, nahezu vergnügt. Mein Kollege verabschiedete sich und steuerte einige andere Kollegen an, als vom Kellner die Nachspeise kam: ein mit flüssiger Schokolade gefülltes Törtchen. Großartig. Und das Beste: es gab Nachschlag.

Die Banalität von Rassismus. Der Weihnachtsfeier erster Teil.

Rassismus ist (gottseidank) selten in Form von Mord und Totschlag anzutreffen, wiewohl er auch in diesem Land in dieser Form leider immer noch vorkommt. Nein, Rassismus ist manchmal eine sehr banale Sache: Er passiert einfach, oftmals einfach so, weil jemand nicht nachgedacht hat. Er bedroht keine Menschenleben, aber er offenbart eine äußerst limitierte Weltsicht und/oder mangelnde Empathie. So geschieht Rassismus oftmals unbemerkt von der Öffentlichkeit und würde nie entdeckt werden, wenn sich nicht doch einmal jemand beschweren würde.


Letzte Woche war unsere Betriebsweihnachtsfeier - sie war betont lässig gehalten und . Wir trafen uns zunächst zur Einstimmung am Weihnachtsmarkt am Sendlinger Tor zum Glühwein und wurden in verschiedene Spielgruppen eingeteilt. Der Plan war dann, mittels einer Art Rebusrätsel den Namen der Location herauszufinden, an dem das Ganze steigen sollte. Das ging so:
  • altes Auto ohne zweites Wort
  • Raubtier ohne Kapital
  • zweiter Name des kleinen Bären
  • "der" auf chinesisch
Interessant ist hier vor allem Punkt Nr. 4: Nachdem wir uns das Hirn zermartert hatten, was denn Nr. 4 sein sollte, kriegten wir einen Tipp, der da lautete: "Welchen Buchstaben können Chinesen nicht aussprechen?"

Ich facepalme ob dieses offensichtlichen, saublöden Klischees. Es ist zwar wahr, dass es im Mandarin keinen Laut gibt, der dem deutschen "r" entspricht, im Kantonesischen sieht es aber wieder anders aus. Aber gut, der Glühwein half mir, darüber hinwegzusehen.

Die nächste Aufgabe war, verschiedene Fotos von der Gruppe mit PassantInnen und/oder Gegenständen zu schießen. Eines der Bilder sollte neben Hund, Regenschirm und älterer Dame auch "einen Asiaten" enthalten.

Als ich das auf dem Zettel las, seufzte ich schon innerlich. Klar, meine Gruppe hatte den Vorteil dank meiner Wenigkeit auf ihrer Seite, gleichzeitig fürchtete ich mich davor, in welcher Art und Weise andere Gruppen mit dieser Aufgabe umgehen würden. Ich versuchte mich selbst zu beruhigen. Konnte ja so schlimm nicht werden.

Unsere Gruppe machte also die Fotos, fand die Location und gönnte sich erst einmal Oliven, Weißbrot und Sekt. Irgendwann hatten alle Gruppen ihre Aufgaben gelöst und das Lokal gefunden ("Rostiger Pudel", anyone?). Auf einem Fernseher wurden die Fotos gezeigt. Ich lachte über einige gelungene Bilder und Ideen. Bis auf ein Bild, bei dem es mir fast die Schuhe auszog und mir das Lachen aus dem Gesicht fiel.

Was war passiert? Jemand aus einer Gruppe posierte als Asiate, indem er

...

Schlitzaugen zog.

...

Manchmal reichen zwei Hände zum Facepalmen nicht.

Ich kann mich nicht erinnern, wann meine Herkunft das letzte Mal so lächerlich gemacht wurde. Vermutlich irgendwann in der Schulzeit in der fränkischen Provinz. Diese Fratze auf dem Foto hinterließ in mir nichts anderes als ein Gefühl der Beklemmung und der Wut. Ein paar meiner KollegInnen, die mit mir am Tisch saßen, lachten zunächst, verstummten aber, als sie meine eingefrorene Miene sahen. "Ich finde das verdammt beleidigend und rassistisch," konnte ich mühsam hervorpressen, zu tief saß bei mir der Schock.

Die Bilderschau war bald beendet, doch der Flatscreen war auf Diashow eingestellt. Wollte ich das stillschweigend dulden oder sollte ich etwas unternehmen, den ganzen Abend auf die Fratze des Rassismus starren? Nein! Mein Stolz und meine Würde nicht nur als Asiatin, sondern als Mensch schienen plötzlich auf dem Spiel zu stehen. Also ging ich zum Chef, sprach ihn auf das Bild an und erklärte ihm, dass ich es einfach nur extrem beleidigend fand. Er reagierte sofort und machte die Diashow aus. Nun loderte nur noch ein Kaminfeuer auf dem Bildschirm.

Der Kollege meinte es sicherlich nicht böse. Die wenigsten AlltagsrassistInnen meinen es böse. Doch Alltagsrassismus ist fies, weil er banal ist: Er kommt nicht in Springerstiefeln und mit Hakenkreuzaufnähern daher und lässt zugleich jegliche Selbsterkenntnis missen. Ein echter Nazi weiß von sich wenigstens, dass er Rassist ist.


Der Abend war für mich verdorben...


Fortsetzung folgt.


Arbeitsalltag

Die Menschen, mit denen ich den Großteil meines Tages verbringe, sind meine Teamkollegen in der PR-Agentur - weder meine Geschwister noch meine Freunde sehe ich so oft wie meine ArbeitskollegInnen. Zwar weiß ich oft nicht einmal, welche Hobbys sie haben oder welches Essen sie absolut verabscheuen, das macht aber nichts. Ich empfinde es schon als Luxus, dass ich die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, gut leiden kann. Denn acht, neun Stunden pro Tag können lang werden.

In einem guten Team hat man das Gefühl, zusammen gegen dieselben Widerstände zu kämpfen, den einen oder anderen schlecht gelaunten Drachen zu erlegen und zusammen das Ziel zu erreichen. Man muss nicht die besten Freunde werden, aber man lernt sich gegenseitig doch ganz gut kennen.
Irgendwann lacht man über die selben Dinge (lustige Namen und schrecklicher Marketingsprech etwa), ärgert sich über ähnliche Blödsinnigkeiten (nicht erreichbare Ansprechpartner und Telefontermine freitags um fünf) und freut sich über die selben Ziele (gute Artikel in der WirtschaftsWoche). Ja, eine angenehme Atmosphäre in einem Team ist Goldes wert.

Mein Team wird jetzt allerdings erst einmal dezimiert sein - meine Kollegin und Teamchefin D. muss einen anderen Drachen erledigen gehen, der ihre Gesundheit bedroht.

Bis dahin bleibt mir nicht mehr viel zu sagen außer: Ohren steif halten und Zähne zusammenbeißen! Und: Alles Gute.


"OPPA GANGNAM STYLE...!!" oder: Wie der koreanische Popsong ins norwegische Radio kam.

Irgendwann letzte Woche muss es gewesen sein: Für mein Seilspringtraining mache ich gerne Dudelradio an, um bei ausreichend Beats per Minute meiner Verantwortung für meine Gesundheit und Fitness nachzukommen. Ich schaltete also an meinem Smartphone einen norwegischen Radiosender ein (für alle erlernten Sprachen gilt: use it or lose it) und fröhlich schallt mir entgegen:

"OPPA GANGNAM STYLE...!!"


...Es gibt vor diesem Song kein Entkommen - und auch nicht vor dem dazugehörigen Tanz mit Reiterreminiszenzen: Der Tanz wird in "Wetten, dass...?" als Saalwette aufgeführt, beim Torjubel in der Bundesliga wird ebenfalls reitermäßig getanzt, und jetzt das norwegische Radio.

Wer bis zum heutigen Tag noch nie von Gangnam Style gehört hat, hat die letzten Monate in einer Höhle verbracht oder besitzt kein Internet, kein Radio, keinen Fernseher und keine Zeitung. Kurz gesagt ist Gangnam Style ein koreanischer Popsong des Sänger Psy, der im dancigen Ohrwurmgewand daherkommt und sich über den teuren, völlig abgehobenen Lebensstil des noblen Stadtviertels Gangnam in Seoul lustig macht.

"OOP... OOP OOP OOP OOP - OPPA GANGNAM STYLE!!"

Vom Lied habe ich zum ersten Mal über Schwesterherz erfahren - sie ist hinsichtlich Internet-Memes meine zuverlässigste Quelle: "Kennst du schon diesen einen K-Popsong, der im Internet ein richtiger Hit ist? Der ist ziemlich witzig, vor allem das Video." Das war Ende August. Seitdem hat sich der Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad des Liedes exponentiell gesteigert. Das dazugehörige Youtube-Video hat etwa eine halbe Millarde Klicks - Rekord.

Warum ist dieses Lied nur so beliebt? Zunächst einmal wäre die Struktur des Songs. Er klingt, abgesehen vom koreanischen Text, nicht sonderlich fremd, sondern nutzt die gängigen Mittel der Techno-Dance-Musik, wie sie heutzutage gang und gäbe ist. Man erinnere sich nur an David Guetta: stampfender Beat, einfacher Text, eine eingängige Hookline. Ansonsten haben wir Strophe, Bridge, Refrain, easy-peasy. (Profi-Tipp: Songstruktur einfach mal mit "Party Rock Anthem" vergleichen - die Ähnlichkeiten sind frappant.)

"HEEEEYY, SEXY LADY!!!"

Desweiteren: der Tanz im Video. Die angedeuteten Reiterbewegungen, die Hüfte vor und zurück: Der Tanz ist unglaublich doof, dadurch aber auch unglaublich unterhaltsam - perfektes Futter für eine Internet-Mem. Überhaupt das Video: Es ist überzogen, bunt wie ein Knallbonbon und hat eine generell hohe WTF-Rate. Es macht einfach Spaß.

Mir stellt sich hier nun eine Frage: Spielt es eine Rolle, dass das Lied aus Asien stammt? Gerade wenn es um die Rezeption von Japan und teilweise Südkorea geht, wird nur von den größten Skurrilitäten berichtet, was dann natürlich das Außenbild prägt. So seltsam einem die JapanerInnen erscheinen mögen: Es gibt keine Automaten mit gebrauchter Mädchenunterwäsche und nicht alle Japaner ersetzen eine fehlende Freundin durch ein riesiges Knuddelkissen in Form einer Manga- oder Anime-Figur. Und ich bin mir sicher, dass nicht alle Koreaner unter 18 ihre Zeit damit verbringen, Starcraft auf Turnierlevel zu zocken und ansonsten nur zu lernen. Durch einseitige Berichterstattung entsteht leicht das Bild, alle AsiatInnen hätten einen Schlag. Gangnam Style könnte in diese Richtung interpretiert werden: "Guck mal, was diese verrückten Asiaten wieder machen!"

"OPPA GANGNAM STYLE...!!"


Eine andere mögliche, sehr positive Lesart wäre: Im Jahr 2012 ist es auch für Künstler aus Nicht-USA und Nicht-UK möglich, einen weltweiten Trend zu setzen. Das wäre schön, doch das glaube ich nicht. Es gibt immer wieder Lieder auf nicht-englisch, die ganz plötzlich weltweit bekannt werden, doch einen dauerhaften Trend setzen sie nie. Berühmte Beispiele sind 99 Luftballons von Nena, Pata Pata von Miriam Makeba, Dragostea din tei von O-Zone (btw auch durchs Internet bekannt geworden) oder eben Gangnam Style von Psy. Für eine Weile schaffen sie es, aus unserer Welt ein globales Dorf machen, das auch Hits außerhalb des amerikanischen popkulturellen Kontexts zulässt. Aber der Effekt hält leider nie lange an.

Letztendlich lässt sich nicht abschließend erklären, wie diese koreanische Perle des Pop ins norwegische Radio kam. Möglicherweise bezeichnet das Lied den kleinsten gemeinsamen Nenner globaler Popkultur - was dem gepflegten Kulturpessimisten einen Herzkasper beschert. Möglicherweise war es einfach eine Mischung aus viralem Youtube-Hype, Witz und dem ominösen Zeitgeist. Und der hat schon einen seltsamen Humor.

The Japanese Nail Art Experience #17

Good news everyone: I finally got a new laptop - rejoice! All my systems are up and running again. Also got the new Windows 8 - I am still figuring out the best way to work with it. While it has some cool ideas (the tiles look pretty good in my opinion), I need to get used to it ("where the heck is everything hidden?")

Currently I am trying to figure out a way to adjust my pictures (i.e. Gimp - I don't own PS at the moment). The cold and dark season has just begun, and under-exposure and washed-out colours are a problem.

Nevertheless, here are some pictures of my most recent manicure. Think chocolates...


The colder it gets, the more I want to stuff myself with chocolate and gingerbread - oh the temptation.


Dry cuticles are a downside of autumn/winter season. But all the gingerbread and chocolate and cinnamon, however, is definitely on the plus side.


The colours I used:
  • Dark chocolate brown: Essence Who is Mr. Brown?
  • Milk chocolate brown: Essence Most Wanted
  • White chocolate: Essence Flying Higher
  • Strawberry flavoured dots: P2 Perfectly


That's it for today. Have a nice week and see you soon for more mouth-watering nail designs :P

Verschleierungstaktik

Zum einjährigen "Jubiläum" des Auffliegens der NSU-Mordserie sagte ein Vertreter des Bündnisses gegen Rassismus, dass Deutschland ein Rassismusproblem habe. Damit hat der Verband auf jeden Fall Recht - gerade aus sprachlicher Sicht.

Beginnen wir mit dem Wort "Rassismus". Der Begriff wurde und wird in den Medien systematisch vermieden*: Wenn ein Angriff von "ethnisch Deutschen" auf "anders Deutsche" verübt wird, sprechen die Medien immer noch viel zu häufig von einem "ausländerfeindlichen Motiv" oder "Fremdenhass".

Nun ist nicht jeder, der anders aussieht gleich ein Fremder. Ich bin da ein gutes Beispiel - ich bin in Deutschland geboren und habe hier den allergrößten Teil meines Lebens verbracht. Ein Fremder ist jemand, der sich nicht auskennt, etwa ein Tourist oder ein neu Zugezogener. Die können auch vertraut aussehen - zum Beispiel, weil sie helle Haut haben und ähnliche Kleidung tragen. Indem man Menschen wie mich und andere mit einem ähnlich gemischten Hintergrund als "Ausländer" bezeichnet, zieht man semantisch eine Grenze zwischen dem Mainstream und den Outsidern. Es steckt schon im Wort: "Ausländer" sind die, die von außerhalb des Landes kommen. Die "echten" Deutschen hüben und ihr drüben - fein säuberlich geordnet.

Überspitzt kann man sagen: Ein ausländerfeindlicher Angriff ist vom Sprachgefühl her weniger schlimm als ein rassistischer Angriff. Betrifft schließlich nur die Outsider, diejenigen, die nicht zur Mehrheit gehören. Und diejenigen, die diese Verbrechen begehen, sind "Rechtsextreme". Aber die gehören ohnehin nicht zur Mitte der Gesellschaft, die sind "extrem", böse und fehlgeleitet - ergo ist das alles nicht unser Problem.

Das kollektive Versagen der Behörden bei der Mordserie und dass niemand darauf kam, dass Rassismus, ja blanker Hass das Motiv sein könnte, zeigen nur zu genau, wie der eigene Rassismus von der Gesellschaft verdrängt und als Sache des asozialen rechten Randes abgetan wird - weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Systematischer Rassismus im Deutschland des 21. Jahrhundert? Gott bewahre!

Das Wort "Rassismus" ist so viel schärfer als das euphemistische "Ausländerfeindlichkeit", nicht zuletzt wegen seines Klangs mit dem aggressiven "R" und dem zischenden "s". Die Scheu, von "Rassismus" und "Rassisten" zu sprechen, liegt vermutlich an der unseligen Geschichte Deutschlands, an Begriffen wie arische Rasse, Rassenwahn, Rassenhygiene, minderwertige Rassen. Wie sehr möchte man der Welt beweisen, dass man sich nach 1945 gebessert hat. Dass das alles hinter einem liegt.
"Seht her, wie schuldig wir uns fühlen! Seht her, wie viele Dokumentationen über die NS-Zeit gesendet werden! Wie wir uns selbst geißeln, indem wir alle 500 m ein Denkmal für die Opfer des Dritten Reichs aufstellen! Wie wir nicht stolz auf unser Land sind! Wir gehören zu den Guten..."

Das Wort "Rassismus" zu benutzen hieße sich einzugestehen, dass es mit der Besserung und der Toleranz so weit nicht her ist, dass der schlimme Albtraum vom "bösen Deutschen" noch lange nicht ausgeträumt ist. "Rassismus", sowohl als Begriff wie auch als Sachverhalt, halten der Gesellschaft einen Spiegel vor. Und darin ist eine hässliche Fratze zu sehen, von der man gedacht hatte, dass sie schon längst Vergangenheit war.







*Wobei ich das Gefühl habe, dass es besser wird. Interessant bei der Berichterstattung über ähnliche Vorfälle in den USA: Rassismus heißt Rassismus. Und nicht verschämt-verbrämt Ausländerfeindlichkeit.

Flüchtlinge, Asylantenheime und ich

Wenn derzeit Flüchtlinge nach Berlin marschieren und für menschenwürdigere Bedingungen demonstrieren, macht mich das sehr nachdenklich.

Auch meine Eltern waren Flüchtlinge. Sie waren Opfer einer Gemengelage bestehend aus dem Erbe der Kolonialzeit, dem Kampf zwischen Kapitalismus und Kommunismus und einem in sich instabilen politischen System - in Vietnam, weit entfernt von Deutschland. Die pure Not, die Unfreiheit und die ständige Angst vor Verfolgung führten dazu, dass sie lieber auf klapprigen Booten ihr Land verließen als dort zu bleiben - es sollte eine Reise ohne Wiederkehr sein.

In Deutschland wurden damals vor 35 Jahren die vietnamesischen Flüchtlinge, die sogenannten Boatpeople, freundlich aufgenommen.Ob das an guter PR lag? Die Bilder aus dem Vietnamkrieg, die verschiedene Reporter geschossen haben, haben auch heute noch eine ikonische Strahlkraft. Die Menschen damals waren vielleicht noch nicht mit schrecklichen Bildern übersättigt wie heute, wo man sich auf Youtube fast live verwackelte Handyvideos von Exekutionen, Bombenanschlägen und anderen Gräueln ansehen kann. Zudem waren die Flüchtlinge Opfer des kommunistischen Systems und wie jedermann wusste, ist das ein abgrundtief böses System. Damals waren die Fronten eben klar.

Hunderttausende von Vietnamesinnen und Vietnamesen nahmen Deutschland und andere Staaten auf. Sie halfen mit Notunterkünften, Medikamenten, Kleidung, Essen und Sprachkursen. Damals, so erzählte mir meine Mutter, "waren die Deutschen unheimlich freundlich zu uns. Manchmal steckten uns wildfremde Leute auf der Straße einen Zehnmarkschein zu - weil sie wussten, dass wir nichts haben." Sie fügt hinzu: "Ja, damals. Als es den Deutschen wirtschaftlich sehr gut ging."

Und heute?

Mein Arbeitsplatz hier in München liegt direkt gegenüber einem Asylbewerberwohnheim - von unseren Büroräumen können wir teilweise in die eher dürftig ausgestatteten, beengten Zimmer schauen. Anders als in den frühen Achtzigern sind es nicht Südost- oder Ost-AsiatInnen, die hier wohnen, stattdessen sieht man viele AfrikanerInnen und Menschen aus den Kriegsgebieten von Irak, Syrien bis Afghanistan. Oft kommt es mir seltsam vor, wenn ich an diesem etwas schäbig wirkenden Gebäude vorbei- und in den gläsernen Büroturm direkt gegenüber hinein gehe. Denn ich bin ein Kind von Flüchtlingen, die "es geschafft haben" - inklusive Doppelhaushälfte.

(Eine Zeitlang vermutete ich, dass mein Vater in seiner Anfangszeit in Deutschland in genau diesem Gebäude untergebracht wurde, tatsächlich befand sich sein Flüchtlingsheim aber in München-Allach. DAS wäre mal eine echt romanhafte Wendung gewesen.)

Dass die Menschen, die dort wohnen, sich aus Jux und Tollerei auf den Weg nach Deutschland gemacht haben, sollte klar sein. Krieg, Verfolgung aus religiösen oder sexuellen Gründen, Hunger - das sind alles gute Gründe, um wegzugehen. Und damals wie heute gilt: Die Reise ist gefährlich und teuer und diejenigen, die hier ankommen, sind nur ein Bruchteil derjenigen, die sich auf den Weg gemacht haben - wer weiß, wie viele dabei umgekommen sind?

Manchmal wünschte ich mir, ich könnte die Menschen davon überzeugen, dass es eine Selbstverständlichkeit sein sollte, Flüchtlingen würdige Bedingungen zu bieten. Ihnen eine Bleibe zu geben, bis sie selbst zurechtkommen. Manchmal würde ich gerne auf mich verweisen und sagen: Seht mich an! Kind von Flüchtlingen ist in dieser Gesellschaft erfolgreich (soweit es die wirtschaftliche Lage zulässt *räusper*)!

Meinen Eltern wurde damals die Chance gegeben, sich und ihren Kindern in Deutschland etwas aufzubauen. Ich habe die Chance bekommen, etwas aus mir zu machen.


...



Ich würde gerne sehen, dass den Flüchtlingen von heute dieselbe Chance gegeben wird.



Hier noch ein Link zu einer anderen Flüchtlings- und Asylgeschichte: KLICK

The Japanese Nail Art Experience #16

Winter time is not a great time to take pictures of nail designs - especially not when you are at work all day and come back home when it's already dark.

It's been quite a while that I last posted a manicure. My finger nails were painted most of the time during my "nail art on blog" hiatus. I just didn't feel it was worth showing. Also, I was too lazy to take pictures and my laptop broke in between. Currently I am using my old laptop and it. is. f***ing. slow.

Now with no further ado - the pictures:


Nothing spectacular, just dots and so on - it's a nail design that's inspired by Japanese nail art, but I didn't use a particular design from my nail art magazines - next time maybe.


My replacement laptop is so slow that I can't even put Photoshop or anything on it - it would just break down. It's a wonder that it still works - after all it is seven years old and still runs on Windows XP... I'm sorry if the colours look a bit off - at least the nail polish colours seem accurate.

Nail polishes used:
  • China Glaze Grape Juice
  • Essence Can't Cheat On Me
  • Essence Chic Reloaded
  • P2 Glitter Grey
Thanks for stopping by and I apologize to all the readers who are not so much into nail art and have to tolerate it in their RSS feeds :D

Meine Meinung - Awesome Asian Bad Guys

Einer meiner treuen Leser hat mir einen Link geschickt, mit der Bitte, einen Kommentar dazu abzugeben. Dieser Bitte möchte ich hiermit nachkommen - danke D.H.!

Es ist ja immer schwierig, in den Mainstreammedien AsiatInnen zu Gesicht zu bekommen. Und wenn sie mal in Filmen oder Serien auftauchen, dann nur recht kurz. Gerade Actionfilme sind ein Paradebeispiel: Gerne kommt ein japanischer Yakuza oder ein chinesischer Auftragskiller vor, um den (weißen, männlichen) Helden zu erledigen. Meist läuft es so:
Enter Evil Asiate.
Evil Asiate probiert es mit seinen ultimativen Handkantenschlag-Skills.

Weißer männlicher Held erledigt ihn trotzdem (Knarre gegen Karate: 1:0).

Exit Evil Asiate.
Diese asiatischen Bösewichte sind so schnell weg, dass sie im Abspann nur als "Bad Guy #2" oder "Ninja with sword" betitelt werden.
Nun hat die National Film Society, ein Projekt bestehend aus zwei Asia-Amerikanern, auf Kickstarter eine Action-/Comedy-Webserie namens "Awesome Asian Bad Guys" vorfinanzieren lassen - die angefragten 50.000 Dollar sind zusammengekommen, es gab sogar ein bisschen was extra.

Ihr Bewerbungsvideo nebst weiteren Infos ist hier zu sehen, KLICK
Ein kleines Werbevideo zur Aktion gibt es hier:
 


Ich finde das Projekt sympathisch. Abgesehen davon, dass Bösewichte in ihrer Überzeichnung und übertrieben gezeigten Boshaftigkeit oftmals die witzigeren Charaktere sind, freue ich mich natürlich, vermehrt asiatische Gesichter auch in tragenden Rollen zu sehen.Und eine lustige Actionserie käme mir sehr gelegen - irgendwie sind mir bescheuerte Filme (Arnold Schwarzenegger! Twilight!) aufgrund ihres seichten, vorhersehbaren Unterhaltungswerts und ihrer Schlechtigkeit oft lieber als "gute" Filme.

Natürlich ist das Projekt nicht perfekt: Warum sollten Asiaten überhaupt immer ständig die Fäuste fliegen lassen und immer als Meister der Kampfkunst auftreten? Es ist ein äußerst beliebtes Klischee (ich erinnere an meine Zeit in der Grundschule: "Mach doch mal Kung-Fu vor!" -  "...") Ich bin daher gespannt, ob die Serie mit diesen Klischees spielen oder sie brechen wird.

Internetserien und Youtube springen für mich oftmals in die Bresche, wenn ich Lust habe, etwas anderes außerhalb der ganzen Weiß-heit zu sehen. Beispielsweise die kleine Webserie "Home is where the Hans are", die leider leider nicht fortgesetzt wird, was ich sehr schade finde:



Das Spannungsfeld zwischen weißen und asiatischen Amerikanern auf unterhaltsame Art auszuloten fand ich schon lustig. Insgesamt gibt es vier Episoden - viel zu wenig, ich hätte so gerne gewusst, wie es weitergeht. o(>_<)o

An meine Leserinnen und Leser
Ihr habt etwas interessantes/lustiges/nachdenkliches/verstörendes im Netz oder sonst wo gefunden und fragt euch, wie eine Banane oder die Blogleser darüber denken? Meine Meinung ist kostenlos, aber hoffentlich nicht umsonst ;) - schickt mir eure Fragen an danger.bananas (ät) googlemail.com, postet sie als Kommentar oder tweetet mich an unter @naekubi! :) 

Zu Hause bei den Sekitani - Teil 2

Um sich an einem Ort wirklich heimisch zu fühlen, hilft vor allem eines: gemeinsam essen. Da macht es auch nichts, wenn man nicht die selbe Sprache spricht. Ein paar Brocken Japanisch beherrsche ich noch aus den Zeiten exzessiveren Anime-Konsums, doch eher auf dem passiven Level.

Drei Tage bei einer völlig fremden Familie zu leben ist lang, und aus Dankbarkeit und als kleines Abschiedsgeschenk kochten Schwesterherz und ich für die Familie. Auf der Speisekarte stand also:

Spaghetti Bolognese.


Nun möchte man meinen, dass so ein Standardgericht international bekannt sein dürfte. Allerdings muss man zu bedenken geben: Wo keine Einwanderer, dort auch keine Einwandererküche. In Japan gibt es nun mal so gut wie keine Italiener - Japan ist ein sehr homogenes, abgeriegeltes Land. In diesem Sinne bin ich wahrlich gesegnet, in München leben zu dürfen, weil es hier quasi jede Landesküche mindestens einmal gibt. In Japan gibt es inzwischen auch Spaghetti und Dosentomaten, doch nach einer guten Pasta im Restaurant muss man lange suchen.

Spaghetti essen für Fortgeschrittene - auf dem Boden sitzend.

Mit unserer Spaghetti Bolognese betraten die Sekitani kulinarisches Neuland. Bevor wir allerdings zu kochen anfangen konnten, mussten wir einkaufen. Mutter Sekitani fuhr mit uns zum nächsten Supermarkt, wo wir alles einpackten - Möhren, Sellerie, Hackfleisch, Spaghetti, Tomaten. Nur zwei Dinge mussten wir importieren: Tomatenmark und Puddingpulver fürs Dessert. Ich weiß nicht warum, aber in Japan gibt es kein Tomatenmark zu kaufen.

Mütter sind überall auf der Welt gleich, und wenn man ungefähr dasselbe Alter wie deren Kinder hat, wird man dementsprechend behandelt: Mutter Sekitani bestand darauf, den Einkauf zu zahlen - "Ihr kocht schon, das passt schon so." Diskutieren zwecklos.

In meinem gesamten Leben stand ich beim Kochen noch nie so genau unter Beobachtung wie hier. Mutter Sekitani observierte ganz genau, wie wir vorgingen, und notierte sich alles haarklein - von der Anzahl der verwendeten Knoblauchzehen bis hin zu der Art, wie Schwesterherz die Karotten würfelte. Selbst Fotos wurden gemacht, um den Fortschritt der Bolognese zu dokumentieren.

mir wurde bescheinigt, dass ich einiges vertrage :D

Mir stand der Schweiß auf der Stirn - von der Hitze des Gasherds und aus Angst vor dem Vorführeffekt. Gerade wenn es gut werden muss, steht man unter besonderem Druck. Nur nicht dran denken, einfach kochen... Einer der Söhne hatte sich extra mitsamt seiner Frau zum Essen eingeladen - Bolognese als etwas Unerhörtes, Noch-nie-dagewesenes.

Die Soße köchelte Stunden vor sich hin und hatte Zeit, wirklich gut zu werden. Zwischendrin erklärte ich Mutter Sekitani in einfachstem Englisch, wie Fleisch, Gemüse und Konsistenz der Soße aussehen mussten. Wir bereiteten noch den Pudding zu und schichteten Vanille, Erdbeer und Schoko in kleine Gläschen und krümelten Kekse darauf. Uns fiel erst später auf, dass man darin auch die Deutschlandflagge sehen kann.

Schwarz-rot-gold war nie schmackhafter.

Als auch die Spaghetti al dente waren, konnten sich vor allem die weiblichen Sekitani vor Neugierde kaum zügeln. Ich ließ Tochter Sekitani die Soße probieren - nie sah ich glänzendere Sterne in den Augen eines Menschen im Angesicht eines Essens.

Was nun folgte, war beeindruckend: Die Sekitani spachtelten in sich rein, als, nun ja, als hätten sie das noch nie gegessen. Ich hatte extra viel gekocht, damit noch Reste zum Einfrieren übrig bleiben, doch - und hier lobe ich mich ausnahmsweise selbst - war mir von Anfang an klar, dass der Topf bis auf den Grund geleert werden würde.

Das Essen hinterließ Eindruck - aus den Notizen und den Bildern fertigte Sohn Sekitani noch am selben Abend ein bildhübsches Rezept-Dokument. Als kleines Gastgeschenk ließen wir die Tube Tomatenmark zurück, was sehr dankbar aufgenommen wurde.

Es war wunderbar bei den Sekitani - zu Weihnachten und als weiteres Dankeschön für die wundervolle Zeit werden Schwesterherz und ich ein Weihnachtspaket schnüren - mit viel Tomatenmark.


Das war der letzte Teil meiner Japan-Berichterstattung. Einige Fragen werden wohl unbeantwortet bleiben, etwa wie eine japanische Hochzeit so ist, ob Schwesterherz und ich verstrahlt wurden und welche Lieder wir beim Karaoke zum besten gegeben haben..

Zu Hause bei den Sekitani - Teil 1

Urlaube sind immer dann am schönsten, wenn man hinterher sagen kann, eine Reise gemacht zu haben. Nicht nur Sehenswürdigkeiten erlebt zu haben, sondern auch Menschen.


- Das war definitiv eine Reise.

Nach einer erlebnisreichen, aber auch erschöpfenden Rundreise von Osaka über Kyoto nach Tokyo nach Niigata und Nagoya/Kiso Valley ging es zurück Richtung Osaka. Dort erwartete uns bereits Familie Sekitani. Schwesterherz kannte Tochter Sekitani noch aus ihrer Studienzeit in Japan - sie war ihre Englisch-Nachhilfelehrerin. Gewissermaßen als kleines Dankeschön durften wir drei Tage bei ihnen wohnen und uns entspannen. Besonders Mutter Sekitani schien sich über unseren Besuch sehr zu freuen. Sie war stets um unser Wohl besorgt und erzählte uns von ihren Flitterwochen vor 30 Jahren in Deutschland, zeigte uns Souvenirs und Fotos und gab ein paar Geschichten zum Besten. Etwa wie sie und ihr Mann sich im Zug mit einem deutschen Pärchen zwei Stunden unterhalten haben, nur mit Hilfe eines Wörterbuchs.



Wo Katzen sind, da lass dich nieder, denn böse Menschen haben keine Tiger.


Vor dem Aufenthalt fragte ich mich insgeheim, ob ich einen Unterschied merken würde - zwischen Japan prä- und post-Fukushima. Ob die Menschen politisierter wären. Die JapanerInnen sind echt gut darin, sich selbst und anderen Normalität zu suggerieren, Probleme unter den Tisch fallen zu lassen. Aber es gibt Unterschiede zu vorher - subtil, aber wahrnehmbar.

Irgendwo meine ich gelesen zu haben, dass man in Japan lieber nicht über Politik spricht und es nicht ansprechen sollte. Nun kam Sohn Sekitani auf das Thema - mit gewissem Unmut und aus dem Nichts heraus fragte er uns: "Ist eure Regierung auch so dumm wie hier in Japan?" - "Ja, ist sie." - "Warum?" - "Die tut in der größten Krise gar nichts, man merkt gar nicht, dass sie da ist." - "Soso." Er nickte verständnisvoll.


Selbst am Frühstückstisch kamen wir auf Politik - durch Mutter Sekitani, die einen Blick auf eine Schlagzeile der aufgeschlagenen Tageszeitung warf. Bei Reis mit Salat und Ei ging es plötzlich um Atomenergie und die Energiewende.



Familie Sekitani gehört zu den wenigen, die tatsächlich Solarpanels auf dem Dach haben. Bis vor acht Jahren gab es auch vom japanischen Staat eine Förderung, woraufhin sich Sekitanis für die Installation entschieden hatten. Die japanische Regierung hat es nie an die große Glocke gehängt, dass es die Förderung gibt. Jetzt, nach Fukushima, wurde die Förderung wieder eingeführt, doch wieder wird sie nicht an die Bevölkerung kommuniziert. Wenn man es also nicht vorher weiß oder danach sucht, wird man also nie von dieser Möglichkeit erfahren. Die Nicht-Förderung von Förderung also.


Schwesterherz und ich gehen vom Reis über zur Nashi-Birne. Einen Teil des Stroms verkaufen sie, erklärt uns Mutter Sekitani, dennoch: Es wird weitere 15 Jahre dauern, bis sich ihre Kosten amortisiert haben. Und in der Nähe von Osaka wurde für diesen Sommer das Atomkraftwerk wieder hochgefahren, um, wie Mutter Sekitani die Regierung zitierte, "die Bevölkerung vor der Hitze zu beschützen". Auch wenn bei schwülen Sommertemperaturen eine Klimaanlage angenehm ist, bei so einer Aussage käme ich mir von meiner Regierung mehr als ein bisschen verarscht vor. Sie verzog beim Gespräch keine Miene, doch allein dass sie es erwähnt hat, schien mir ein Ausdruck des inneren Kopfschüttelns zu sein.


Sie entschuldigte sich sogleich, uns mit diesem Thema behelligt zu haben und begann den Frühstückstisch abzuräumen. Schwesterherz und mir tat Japan irgendwie auch leid, aber wir sind da machtlos. Schwesterherz fasste es so zusammen: "Von außen können wir wenig bis gar nichts machen. Die Leute selbst müssen Veränderung wollen."

Ich glaube, die Zeichen dafür stehen gut.

Oh wie schön ist Kiso Valley

Wer mich sehr gut kennt, weiß vielleicht, dass meine absolute absolute Lieblings-Animeserie "Mushishi" ist. Sie basiert auf einem Manga, der hier in Deutschland leider nie erschienen ist.

Das Universum dieser Geschichte ist bevölkert von seltsamen Wesen, den Mushi (ihr dürft mit dem kindischen Lachen jetzt aufhören...), die als Wesen irgendwo zwischen Menschen, Tieren, Pflanzen, Geistern und dem Leben als Energiefluss stehen. Nur besonders begabte Menschen können sie überhaupt wahrnehmen. Ginko, der Held dieser Geschichte, ist ein Mushishi, eine Art Schamane/Arzt/Vermittler, der durch Japan ziehend diese Wesen erforscht und Menschen hilft, die Probleme mit Mushi haben. Denn Mushi können Krankheiten und die seltsamsten Phänomene auslösen.


Das Japan, in dem Ginko sich bewegt, ist traditionell und doch anders, alt und irgendwie entrückt, wie ein Traumland. Das langsame Erzähltempo trägt das seinige bei. Die Menschen sind gekleidet wie zur Edo-Zeit, er selbst jedoch bewegt sich in seiner westlichen Kleidung, mit den schneeweißen Haaren und seinem grünen Auge (er hat nur eins) wie ein Fremdkörper durch diese Welt.

Worauf will ich hinaus? Wer weg von den japanischen Megastädten und ein bisschen diese Art von Traumzeit erleben möchte, dem empfehle ich einen Besuch im Kiso Valley. Von Nagoya aus fuhren Schwesterherz und ich mit einem Expresszug Richtung Nagano.* Die Landschaft ist hügelig und bewaldet mit japanischen Nadelbäumen und Bambushainen. Wir stiegen im Örtchen Nagiso aus. Dort ist, wenn man erst mal hinkommt: Wenig. Es ist ein verschlafenes Dörfchen, direkt am Kiso-Fluss gelegen. Wenn man der kleinen Hauptstraße nach rechts folgt, findet man nach 150m eine sehr schöne Holzbrücke über den Fluss:




Aber Nagiso ist nicht unser eigentliches Ziel. Wir wollen weiter ins Örtchen Tsumago - eine in der Edo-Zeit (so Mitte des 19. Jahrhunderts) blühende Poststadt mit kleinen Holzhäusern, wo müde Reisende einkehren konnten. Als dann der Fortschritt mit der Eisenbahn kam, war es mit dem vielen Fremdenverkehr vorbei. Die Menschen zogen weg. In den 1960er Jahren erkannte man den Wert dieser Stadt, ihre besondere Schönheit, und förderte daher ihren Erhalt. Dass das Dörfchen seine althergebrachte Form behalten hat und Menschen dort ganz normal wohnen, leben, zur Arbeit gehen, ist erstaunlich. Tsumago ist nach wie vor eine kleine funktionierende Stadt, kein reines Disneyland.

Der Bus dorthin fährt nur alle zwei Stunden, kostet 300 Yen und braucht sieben Minuten. Da wir quasi zwischen den Abfahrtszeiten ankommen, warten wir am Nagiso Bahnhof und kaufen Postkarten im Laden gegenüber. Wir hätten auch laufen können, was eine Stunde gedauert hätte. Angesichts der 36 Grad und der tropischen Schwüle entschieden wir uns dagegen. Der Bus (bzw. die Busse, es sind zwei, die in Tsumago halten) ist ein bisschen alt und hält links vom kleinen Bahnhof.




Durch Tsumago zu laufen ist beeindruckend. Es ist unglaublich still, nicht einmal die ewig zirpenden Zikaden sind zu hören. Stattdessen nur Ruhe, der Wind streicht durch die Reisfelder:



Die meist zweigeschossigen Häuschen sind alle bewohnt, teilweise zu kleinen Geschäften umgewandelt worden, in denen man Softeis, Sonnenschirme oder auch Holzlöffel erwerben kann. Das alte schwarze Brett der Stadt steht noch, im Zustand des 18. Jahrhunderts. Ringsherum erheben sich bewaldete Berge - im Winter fällt hier reichlich Schnee. Wenn es weniger heiß wäre, könnte man weiterwandern nach Magome, einer weiteren Poststadt, und wiederum weiter zu zwei Wasserfällen. Das hat unsere Kondition nicht zugelassen. Vielleicht beim nächsten Mal.



*Achtung: Nicht alle Expresszüge halten in Nagiso, doch am Bahnhof Nagoya sind die Pläne auch in lateinischer Schrift gekennzeichnet. Ihr könnt probieren, auf Englisch zu fragen, vielleicht habt ihr Glück.

Alle Fotos stammen von Schwesterherz, danke! Sie kann das mit den Fotos irgendwie besser als ich.


Beobachtungen...

...die interessant sind, jedoch keinen eigenen Blogpost rechtfertigen. Here we go:

Japaner/innen sind zum Teil dicker als noch vor drei Jahren bei meinem letzten Besuch. So fühle ich mich "not so big in Japan".

Die Leute in Tokyo laufen langsamer - irgendwie muss man ja das Smartphone bedienen.

Ein Satz, den ich so in Deutschland nie hören würde: "Du und deine Schwester, ihr seht euch überhaupt nicht ähnlich!"

Mückenstiche heilen tatsächlich schneller ab, wenn man nicht kratzt.

Anachronismus pur: Es gibt hier tatsächlich noch Raucher-Zugabteile und Raucher-Hotelzimmer. Auch in vielen Restaurants darf man nach wie vor qualmen.

Viele Japanerinnen haben O-Beine, die einem Pierre Littbarski alle Ehre machen würden.

In Niigata gibt es nichts zu sehen. Ich wiederhole: Nichts. Aber der nächste Strand liegt 15 Minuten Zug und 25 Minuten Fußmarsch entfernt in Aoyama. Wasser war schön warm und seicht, der Sand schwarz gesprenkelt und fein. Sonnenschirm mitbringen wird sehr empfohlen

Die Vorstellung, was eine ausreichende Portion ist, ist kulturell durchaus verschieden. Ich stelle fest, dass meine Portionen in Deutschland tendenziell zu groß sind.

Grüntee ist das Sprudelwasser Japans. Immer verfügbar, immer da. Wird getrunken wie, nun ja, Wasser.

Der neueste Schrei in Sachen Nagellack: gemachte Fußnägel mitsamt Glitzersteinchen. Dafür sind aber die Fingernägel nackt. Falls ich auf diesen Trend anspringe erfahrt ihr es hier zuerst.

Der ultimative Partnerlook: Du und dein Freund, ihr habt gemachte Fußnägel. In Neon.

Es gibt inzwischen viel mehr Jugendliche, die sich tätowieren lassen. Damit darf man zwar nicht ins traditionelle Onsen-Bad (Tätowierungen sind dort verboten), aber das ficht die jungen Leute nicht an.


Kleine Fotogalerie Japan

Ohne weitere Einführung - ein paar Bilder nebst Erklärungen.


Rubikwürfelroboter im Osaka Science Museum. Er mischt und löst Rubikwürfel selbsttätig. Am empfehlenswertesten ist allerdings das weltgrößte Planetarium, wo man für 600 Yen einen Sternenhimmel sehen kann, den es in Wirklichkeit aufgrund der Lichtverschmutzung kaum mehr gibt. Wenn die Sterne unter dieser riesigen Kuppel über einem aufgehen, ist das wirklich magisch, egal, ob man die Erklärungen versteht oder nicht. Innerhalb von ca. 60 Minuten erlebt man eine Nacht über Osaka im Schnelldurchlauf und lernt die wichtigsten Sternbilder, wie das "Dreieck des Sommers", den Schwan, den Schützen und den Skorpion. Das war dermaßen entspannend, dass ich hinter mir lautes Schnarchen hörte...


 
Das Schloss in Osaka. Im 16. Jahrhundert von Toyotomi Hideyoshi erbaut, war es Wohnung für den Adel. Wie so viele historische Stätten wurde auch diese mehrmals zerstört, niedergebrannt, erobert, vom Blitz getroffen, zerbombt und jeweils dem Original entsprechend wiederaufgebaut. Heute befindet sich im Schloss ein Museum, in der unter anderem die Lebensgeschichte des Erbauers in bewegten Dioramen zeigt: Spielszenen werden irgendwie mittels Fernseher und Spiegeln in die Landschaftsmodelle hineinprojeziert. Das untere Bild zeigt ein eindrucksvolles Modell der Schlacht um das Schloss im Jahre 1615. 


Das hier ist der Eingang zum Onsen in Kurama. Es liegt auf einem Hügel inmitten von Wald, ganz weit draußen. Mit der Bahn braucht man etwa 45 Minuten bis Kurama. Von der Haltestelle fährt ein Gratisbus direkt zum Bad. 1000 Yen kostet der Eintritt und ab 10 Uhr morgens darf man in 40 Grad warmem Wasser schön entspannen. Im Sommer hat man das Bad fast für sich - wer will schon bei 35 Grad Außentemperatur in noch heißeres Wasser steigen? Bilder vom Innenbereich gibt es nicht, da es sich um einen Freikörperbereich handelt (in Japan selbstverständlich nach Geschlechtern getrennt) und Fotografien streng verboten waren. Notiz am Rande: Hier trägt man im Intimbereich den natürlichen Look.


Mangazeichnen live - im Loft Department Store in Kyoto. Derzeit kann man täglich Künstlerinnen und Künstlern beim Zeichnen über die Schulter schauen und auch ihre Produkte kaufen. Ich mag die Häschen und Füchse im Bild.


Was wäre Japan ohne Purikura? Weniger schreiend bunt auf jeden Fall. Purikura sind Fotoautomaten, die man meist in Spielhöllen, den Game Centers, findet. Für gewöhnlich finden sich einige Freundinnen zusammen, betreten die Kabine und machen zusammen lustige Fotos. Der Automat "verschönert" einen automatisch: Größere Augen, Lidstrich, Lippenstift, hellere makellose Haut. Ich erkenne mich auf den Bildern kaum wieder...
Dann geht es an die Bearbeitung: Man kann farbige Hintergründe auswählen, Herzchen und Sprüche ins Bild malen und vieles mehr. Aber Vorsicht: Man arbeitet gegen die Uhr und die läuft schneller ab als man denkt! Sobald die Bilder gedruckt sind, kann man sie ausschneiden (siehe oben). Danach kommen sie in Geldbeutel oder Notizbuch als ultimative Erinnerung an Freundinnen oder an das letzte Date. Das Ganze ist wirklich eher was für Mädchen - bei all dem Rosa und Niedlichkeitsfaktor kein Wunder...

Leidensfähige Japanerinnen

Osaka im August. Es hat etwa 31 Grad im Schatten und 100% Luftfeuchtigkeit. Alles fühlt sich feucht und klebrig an: die Haare, die Klamotten, alles. Einzige Abkühlung bieten kalte Getränke und der Gang in Geschäfte, die auf einigermaßen angenehme Temperatur heruntergekühlt wurden.

Schwesterherz und ich stehen in einem Manga-Laden. Wer sich hier einen Buchladen wie Hugendubel oder Thalia vorstellt, liegt komplett falsch. Mangas erstrecken sich über unzählige Regalmeter, die einzelnen Reihen sind eng. Es läuft laute Bubblegum-Popmusik auf unerträglicher Lautstärke, es blinkt hier, es dudelt da. Es ist die Vorhölle in bunt. Während ich darauf warte, dass Schwesterherz sich ihre Mangas aussucht, beobachte ich die Leute im Laden.

Naekubi: Guck mal, Schwesterherz! Die eine Frau dort hat ihren blauen Cardigan am Rücken komplett durchgeschwitzt.
Schwesterherz (schmökernd): Hmm...
Naekubi: Warum zieht sie die Strickjacke nicht aus?
Schwesterherz (weiter schmökernd): Das würde doch das Outfit zerstören.

Im Hotel. Wir machen uns für den Tag fertig.  Der Fernseher läuft - japanisches Frühstücksfernsehen. Frühstücksfernsehen hat in Japan einen viel wichtigeren Stellenwert als bei uns, meint Schwesterherz.

Schwesterherz: ...und wenn da ein männlicher Moderator dabei ist, dann halten die Moderatorinnen den Mund. Die Männer stellen die Fragen.
Naekubi: Aha...
Schwesterherz: Jepp, die sagen dann fast nichts, außer vielleicht "oh wie nett/hübsch/toll". Sie sollen halt hübsch aussehen. Ist auch bei anderen Sendungen so: Wenn eine Frau dabei ist, dann häufig als Dekoration. Die Moderatoren sind meistens nicht so hübsch. Das macht aber nichts - die sollen hauptsächlich witzig sein.
Naekubi: ...


Japan - die kleinen Verrücktheiten des Alltags

Japan ist ja berüchtigt dafür, auf eine sympathische Weise verrückt zu sein - vermutlich ist uns dieses Land einfach nur fremd. Schwesterherz erzählte mir mal folgende Geschichte aus ihrer Zeit in Japan:
"Ich unterhielt mich mit einer Bekannten über Essen und gestand, dass mir harte, knackige Nahrungsmittel - Knäckebrot z.B. - hier sehr fehlen würden. Die Bekannte sagte daraufhin, dass es das in Japan nicht gibt. Weil wenn man harte Sachen isst, bekommt man nämlich Kiemen. - Ich wollte es erst nicht glauben und dachte, ich hätte etwas nicht verstanden. Mit Gesten fragte ich nach, fuhr mir mit dem Finger am Hals herum. 'Das, was Fische da haben??' Sie nickte. Es war ihr voller Ernst."
Wieder was gelernt. Als weiterer kleiner Japan-Appetithappen hier ein paar Fotos. Ich bin echt keine gute Fotografin, verzeiht mir deshalb die unperfekten Schnappschüsse.

Augenlidkleber - zu erstehen im 100-Yen-Shop. 
Nicht dazu gedacht, um beim Lernen die Augen offenzuhalten, sondern für rein kosmetische Gründe.

French - you're doing it wrong

Kalte oder warme Getränke, alle gefühlte 50 Meter. 100 Yen und sie sind dein.

Gebetstäfelchen an einem Schrein. Die JapanerInnen lieben süß und niedlich. Auch in spirituellen Dingen.

 Alles. muss. niedlich. sein. *awww*

Nahrungsergänzungsmittel. "Wenn ihr davon esst, werdet ihr wie Gott sein!"

Nahrungsergänzungsmittel, die Zweite. 
"Nicht C-, nicht D-, nicht E-, nein, F-Körbchen bekommen Sie mit diesem Produkt!"
(auch in Schokogeschmack erhältlich.)

Abenddämmerung am Kiyomizu-dera in Kyoto. Das andere Japan.  *hach*


Habt ihr euch Abenteuerliches oder sonstige Skurrilitäten aus dem Urlaub zu berichten?

Japan, Bubbletea und andere Lebensgefahren.

Ich habe es noch nicht hier erwähnt, aber dieses Jahr fliege ich mit Schwesterherz für zwei Wochen nach Japan. *sektkorkenknall* Am 12. August geht es los und ich freue mich wie ein Schnitzel.
Unsere Urlaubsplanung haben wir hauptsächlich, wie es sich für digital Natives gehört, über das Netz organisiert und gebucht. Hier eine original Skype-Unterhaltung zum Thema Japan, nur minimal redigiert.

[14:54:50] Schwesterherz: die haben 100% humidität dort
[14:55:13] Naekubi: dagegen hilft sowieso nix
[14:55:23] Naekubi: bubble tea saufen vllt
[14:55:38] Schwesterherz: lol
[14:55:51] Schwesterherz: das ist argh teuer
[14:56:01] Naekubi: die grünen haben ja wegen bubbletea eine kleine anfrage an den bundestag gerichtet
[14:56:29] Schwesterherz: lol, ich weiß
[14:56:40] Schwesterherz: das ist mal wieder typisch deutschland
[14:56:44] Naekubi: so viel aufstand um so etwas banales
[14:56:49] Schwesterherz: wieso schreien die grünen net auf, weil's hier mc und burger king gibt
[14:56:50] Naekubi: ja, echt
[14:57:02] Naekubi: es geht ja um aromen und zucker und farbstoffe
[14:58:17] Schwesterherz: whatever. wir sind dann in jp und genießen es schön, ohne dass die dt. krankenkassen und die grünen einem im nacken sitzen und sich die zunge abkauen
[14:58:28] Naekubi: lol :D
[14:58:29] Naekubi: ja
[14:58:40] Naekubi: ich will eiskalten royal milk tea
[14:58:44] Naekubi: ob mit oder ohne bubbles
[14:58:55] Naekubi: und calpis :L
[14:59:17] Schwesterherz: am besten auch noch die variante mit eis und bild davon ins inet stellen, damit diese dt affen auch so richtig noch was zum diskutieren haben ;P
[14:59:27] Naekubi: yay (party)
[14:59:42] Naekubi: und wir essen mochis und niemand warnt uns vorm ersticken (party)
[15:00:12] Schwesterherz: haha
[15:02:00] Naekubi: wir führen ein zügelloses, riskantes leben :D
[15:02:51] Schwesterherz: HAHAHA

Nach Japan fliegen scheint Post-Fukushima für viele immer noch eine Wahnsinnsidee zu sein. Aber nicht umsonst heiße ich Naekubi "Danger" Bananas ;)

Scherz beiseite. Das ist nicht mein erster Besuch: Vor knapp drei Jahren besuchte ich meine Schwester, die dort ihr einjähriges Auslandsstudium absolvierte, in Kyoto. Japan zur Weihnachtszeit ist schon interessant, weil Weihnachten ziemlich irrelevant ist. Dem Harmonieterror konnte ich so also entkommen - es war herrlich.
Wir verbrachten Heiligabend damit, riesige Portionen Spaghetti Bolognese zu verdrücken (selbst gekocht - ich musste allerdings Tomatenmark aus Deutschland mitbringen, weil es das nicht in Japan zu kaufen gibt), uns gegenseitig zu beschenken und Star Wars zu gucken.

Ich freue mich schon wahnsinnig darauf, wieder nach Japan zu fliegen. Vor allem auch, um einige Bekannte wiederzutreffen und mir den Bauch mit japanischen Köstlichkeiten vollzuschlagen.
Bei der Buchung der Hotels haben wir natürlich darauf geachtet, nur Angebote mit kostenlosem WLAN in Anspruch zu nehmen. Ob wir uns in Japan noch mehr in Lebensgefahren stürzen, erfahrt ihr hier. ^^

Wer von euch war schon in Japan? Habt ihr besondere Geheimtipps?

Mein Bauch gehört mir! Fitness, Photoshop und Frauenkörper

Jetzt, wo die Olympischen Spiele wieder vor der Tür stehen (Wahnsinn, wie schnell vier Jahre vergehen!), wird man/frau sie wieder sehen: AthletInnen in den unterschiedlichsten Disziplinen. Auch wenn ich persönlich selten Sportveranstaltungen im Fernsehen verfolge - ich war immer fasziniert davon, wie unterschiedlich sportliche Menschen aussehen können. DiskuswerferInnen, BeachvolleyballerInnen, HochspringerInnen, GewichtheberInnen - sie alle sind auf ihre Weise athletisch und sportlich. Man findet also eine große Bandbreite an menschlichen Formen.

Für mich als Freizeitsportlerin war das immer äußerst beruhigend, dass Fit-Sein vieles bedeuten kann. Denn was für die Besten der Besten im Sport recht ist, kann für mich als Schreibtischathletin nur billig sein, oder? Anscheinend nicht - nach wie vor gilt die Devise: Frauen sollen zwar fit sein, dabei aber möglichst dem femininen Ideal entsprechen. Zu wenig Muskeln ist schon schlimm, aber zuviel Muskeln geht ja gar nicht! Ich möchte zum Beispiel nicht wissen, was über Venus und Serena Williams schon alles getratscht und Böses geschrieben wurde, weil sie sehr muskulös sind und so gar nicht dem Bild des weichen weiblichen Geschlechts entsprechen.

Der Rahmen, in dem sportliche Aktivitäten für eine Frau als gesellschaftlich akzeptabel erachtet werden, ist denkbar klein - vielleicht Pilates, Yoga, Joggen, Beachvolleyball, weil da alle so schön im Bikini auftreten müssen. Wichtig immer: Frauen sollen als "Frauen" erkennbar bleiben. Hammerwerfen, Kugelstoßen oder Rugby sind da nicht gerade genderkonform - diese Frauen sehen ja aus wie Männer! (Das scheint eine ultimative Beleidigung zu sein - einer Frau das Frau-Sein absprechen).

Dumme Kommentare selbst ich mir bereits anhören. Wenn ich sage, dass ich viel Krafttraining und auch mal "was mit Hanteln und Gewichten" mache und trainiere, bis mir der Schweiß in Bahnen den Rücken runterläuft, entblöden sich viele Männer nicht, mir an den Kopf zu werfen: "Ja, also, das find ich ja nicht so attraktiv, Frauen mit Sixpack und Ringerschultern." Was bitteschön hat die Meinung eines Mannes zu meiner Attraktivität damit zu tun, wie viel und was ich trainieren soll/darf? Wenn ich einen Sixpack will, trainiere ich dafür. Mein Bauch gehört immer noch mir. Leider sind auch Frauen mit Body-Bashing oft genug dabei, ihren Geschlechtsgenossinnen das Leben schwer zu machen.

Ob die Körperkritik mit den Jahren immer härter und erbarmungsloser geworden ist? Mir fällt auf, dass durch das geschönte und genormte Bild, das "die Medien" uns servieren, unser geistiger Horizont enger und enger wird hinsichtlich dem, was wir bei Menschen als akzeptabel, normal oder schön empfinden. Ich ertappe mich selbst dabei, wie ich erschrecke, wenn ich im HD-Fernsehen Menschen mit Hautporen, Rötungen oder Pickeln sehe. Dabei ist das völlig normal - nur habe ich mich selbst an die Photoshop-Version der Welt so gewöhnt, dass das Normale plötzlich grotesk erscheint.
Dieses Bombardement an perfektionierten Bildern bewirkt eine Art Xenophobie - eine Angst vor allem, was irgendwie fremd erscheint: Zu dick, zu dünn, zu groß, zu klein, zu weich, zu hart, zu alt, zu irgendwas. Verständnis für die menschliche Imperfektion? Fehlanzeige.

Ich empfehle deshalb allen und mir selbst, diese Woche mit schönem Wetter zu nutzen und Menschen auf der Straße anzugucken - für einen Reality-Check. Auch Freibäder oder Badeseen bieten sich dazu an. Ihr werdet menschliche Formen entdecken, die unser verarmter, totgeglätteter Medienalltag nicht zeigt. Und wenn ihr erst mal Verständnis für andere Menschen entwickelt habt, seht ihr vielleicht auch euren eigenen Körper mit anderen Augen.

Für diejenigen, die sich lieber von der Bildschirmstrahlung bräunen lassen, lege ich folgende Bilder von SportlerInnen ans Herz:





Anmerkung: "Fit" bedeutet im ursprünglichen Sinne "an bestimmte Anforderungen angepasst".

via 



La Famiglia oder: Lernen von den Älteren

Eigentlich wollte ich vergangenes Wochenende bloggen, kam aber nicht dazu. Der Grund: Ich besuchte meine Eltern, die wiederum Verwandtschaftsbesuch bei sich hatten. Und zwar nicht von irgendwoher, sondern aus Italien. Italien?

Ich habe es mal irgendwo erwähnt, dass ich sehr zufällig Deutsche geworden bin. Genauso zufällig ist einer meiner Onkel mütterlicherseits zum Italiener geworden.

Nun bringt das Leben als MigrantIn irgendwo außerhalb des Ursprungslandes mit sich, dass die Sprache sich verändert. So passiert es, dass wenn ich Vietnamesisch spreche, einen deutschen Akzent habe und sich viele deutsche Wörter in meinen Wortfluss mischen. Ehrlich, ich habe keine Ahnung, wie man "Steuererklärung" oder "Liegestütz" auf vietnamesisch sagt.

Bei meiner italienischen Cousine ist es ähnlich - sie hat einen sehr starken italienischen Akzent und manchmal fehlt auch ihr das ein oder andere Wort (nun werfe niemand mehr den MigrantInnen vor, sie würden sich nicht anpassen - wir können halt leider unsere Haar- und Hautfarbe nicht ändern.) Diese babylonische Sprachverwirrung hinderte uns beide aber nicht, über alles mögliche zu reden. Auch wenn es beide Seiten ein bisschen Mühe kostete, die Dinge präzise auf den Punkt zu bringen.

Da Cousinchen einige Jahre älter, seit vier Jahren verheiratet und italienisch-volksfromm ist, wollte sie mir und Schwesterherz also ein paar Tipps und Ansichten für das gute Leben geben.

Im Internet sind "inspirational speeches" fast schon wieder verpönt, aber einige ihrer Aussagen fand ich doch bedenkenswert. Ein paar italienische Wörter stahlen sich in ihre Rede, aber dank Latein- und Englischkenntnisse war das kein Problem.

Zum Thema Beziehungen:
Allora...vielleicht wird es noch dauern, bis ihr den Menschen fürs Leben gefunden habt. Bevor man in eine Beziehung geht, muss man "rispetto" für sich selbst haben. Wenn man sich selbst nicht gern hat und achtet, wie kann man verlangen, dass jemand anderes einen mag? Der andere kann einem nicht alles geben. Man muss sich zuerst selbst verstanden haben, ehe man in eine Beziehung geht.
 Zum Thema innere Ressourcen:
Ich habe lange den Fehler gemacht, zu geben und immer nur zu geben, ohne auf mich selbst zu achten. Ich habe mich und meine Bedürfnisse ignoriert. Das war nicht gut. Ich musste lernen, mich zuerst selbst zu lieben. So wie es in der Bibel heißt: Liebe den Nächsten wie dich selbst. Aber zuerst kommt die Liebe zu uns selbst, das Begreifen unseres Selbst. Das ist die "preparazione" für jede Art von tieferer Beziehung.
Zum Thema Glück und Reichtum im Leben:
Ich habe viel Glück im Leben gehabt. Ich habe eine Arbeit, die mir Spaß macht, einen liebevollen Ehemann, ich habe euch...* Vor einigen Jahren, als ich noch allein war, pilgerte ich zum Ort Medjugorje und betete um einen guten Ehemann. Als ich dort war, kam es mir vor, als ob ich eine Stimme hörte, die mir sagte: Um was du bittest, das wirst du bekommen... e piú - und noch mehr. Mit dieser Botschaft bin ich mit großer Zuversicht nach Hause gefahren und alles kam so, wie ich es in mir gespürt habe - kurz darauf habe ich G. kennengelernt und ich hatte das Vertrauen, dass es klappt zwischen uns.

Ihre Aussagen lasse ich mal unkommentiert stehen.

Habt ihr auch eine bunte Verwandtschaft? Welche guten oder gut gemeinten Ratschläge habt ihr schon von eurer Familie bekommen?




*awwww... ich war echt gerührt. Gänzlich unironisch.

Asiaten und das Nerdtum


Ich habe letztens mit Erschrecken festgestellt, dass ich in einem sehr nerdigen Haushalt großgeworden bin. Spätestens als Schwesterherz und Lillebror das Mittelerde- und Darth-Vader-Poster anbrachten und sich dann zum Diablo-3-Spielen verabschiedeten, wurde es mir klar. Storebror ist ohnehin selten ansprechbar, weil er quasi mit dem Computer verwachsen ist.

Meine Familie war nerdig, bevor es das Wort im Deutschen überhaupt gab (ja, wir waren Nerds bevor es cool war!) Vor allem mein Vater und meine Geschwister (wir teilen schließlich einen Großteil unserer Gene). Meine Mutter war schon immer eher bodenständig und Realistin, aber irgendjemand muss ja den Laden am Laufen halten.

Persönlich fühlte ich mich nie als Nerd - klar las ich gerne Bücher über die großen Theorien, Philosophie und seltsame japanische Literatur über verquere Liebesbeziehungen, aber ich, ein Nerd? - Niemals! Schließlich war Physik in der Schule mein Erzfeind. Ok, ich war damals das einzige Mädchen im Informatik-Wahlfach, in einer Multimedia-Neigungsgruppe und fand Grammatikanalyse cooler als Goethe-Dramen, aber ich ein Nerd? - Niemals!

Insignien des Nerds: Coding-Buch, Nippon-Nippes (das grüne Kerlchen heißt Nohohon) und natürlich die Sehhilfe

Mein Schwesterherz führte unsere Nerdigkeit immer auch auf unsere asiatischen Wurzeln zurück. "Natürlich sind wir Nerds, wir sind Asiaten." Die einfache Gleichung lautet also: Asiatisch = nerdig.

Einige Eigenschaften konnte ich herauskristallisieren, die uns wohl in den Augen der anderen zu Nerds machen:
  • Mein Vater schaffte anno 2002 schon eine DSL-Leitung an.
  • Technische Spielereien (DVD-Player, Flachbildschirme, Dolby-Surround-Anlagen, PCs) tauchten immer zuerst bei uns auf, ehe sie sich in der Nachbarschaft ausbreiteten. Nur Handys brauchten länger, aber wer braucht die schon, wenn es den ICQ gibt? (ja... damals...)
  • Wir haben immer über Instant Messenger kommuniziert, obwohl wir uns im selben Gebäude befanden. Ins nächste Stockwerk laufen zum reden? Viel zu anstrengend - dann lieber Chat.
  • Ich besitze immer noch ungefähr 3 Regalmeter an Star-Wars-Romanen. Ausgelesen.
  • Schwesterherz besitzt sicher 30 Regalmeter an Mangas. Ausgelesen.
  • Wir alle lieb(t)en Star Wars. Eine Zeit lang war mein Berufswunsch Jedi-Ritterin. Lillebror trägt immer noch seinen Padawan-Zopf. (Ach George Lucas, spätestens mit Episode II hast du mich verloren)
  • Auf meine Frage, wie meine Mutter es findet, dass mein Vater jetzt mehr arbeitet, sagte sie: "Das ist gut, dann hängt dein Vater nicht den ganzen Tag am Rechner und macht mal was nützliches."
  • Storebror ist Ingenieur. (Wenn er auch in Medien macht, arbeitet er doch hauptsächlich an technischem Kram)
  • Die halbe Familie trägt Brille. Nur einer von uns hat 160-prozentige Sehkraft.
  • Leute kommen mit Computerproblemen gerne erst mal zu uns, sogar zu mir. Dabei hab ich doch auch keine Ahnung... Aber irgendwie krieg ich das dann trotzdem hin. Muss an den Genen liegen. Oder an Google.
  • Wir sind sozial manchmal - wie soll ich sagen - ungeschickt. 
  • Wir haben einen Hang zum Sammeln: ob Nagellack, Mangas, Filme oder auch Facebook-Freunde: ein gewisser Hang zum Obsessiven ist uns allen gemein.
  • Ich blogge. (aber macht das nicht jeder Zweite?)
Selbst wenn all die oben aufgeführten Dinge nicht wahr wären - sobald ich meine Brille aufsetze, bin ich Nerd und dazu auch noch eine schlimme Unterart, nämlich asiatischer Nerd. Ich werde mich jetzt deshalb in meine introvertierte Nerd-Welt zurückziehen. Twitter lesen, meine Nagellacksammlung nach Farbe, Finish und Flaschengröße sortieren und mit dem Laptop auf den Knien einpennen.
Jemand von euch auf der nerdigen Seite des Lebens unterwegs? Was macht euch zu Nerds? Oder seid ihr *suspektguck* "normal"?

The Japanese Nail Art Experience #15

Hi, back again with a new manicure! This is one that I am actually wearing right now, writing this blog post. (woohoo! not from the vault!)

The design I chose is from the May issue of Nail Up!:


I thought that using normal pink and yellow would look a bit boring. Also, the weather is crap here - lots of rain, somewhat gloomy. My antidote:


NEONS!


In real life the yellow is just as bright and neon as the orange. However, my camera doesn't show :( Here's what I used:
  • beige/off-white: Essence Flying Higher
  • ringfinger topped with Essence dance topcoat (opal flecks, barely visible on the pictures, too lazy to redo the photos)
  • yellow: Flormar Nailart NAO2
  • orange: NYX Hot Orange
 I decided not to put any rhinestones - this manicure is quite in-your-face as is...


Have a nice day and happy Independence day to all readers from the States (if I have any...)