Letztens kam ich völlig fertig von der Arbeit. Ich hatte die Nacht zuvor eher schlecht geschlafen, musste gleichzeitig aber früh aufstehen (6.30 Uhr! Hölle!) und hatte nervtötende Datenbankeinträge zu erledigen, sodass ich dann recht ausgelaugt im Bus saß.
Es kam, wie es kommen musste: Ich schlief ein - und schlief selig durch bis zu meiner Haltestelle. Erst als ich aufwachte, bemerkte ich die junge Frau, die neben mir saß. Was sie wohl dachte, wenn mein Kopf wieder drohte, nach vorne wegzukippen?
Philipp, ein Freund von mir, behauptete einmal, dass AsiatInnen die Fähigkeit haben, immer und überall einzuschlafen. Beliebt sind Nickerchen besonders in öffentlichen Verkehrsmitteln. Wer schon einmal in Japan oder China unterwegs war, wird es gesehen haben.
Um in öffentlichen Verkehrsmitteln wegschlummern zu können, ist eine Fähigkeit besonders wichtig: im Sitzen zu schlafen. Sowohl Philipp als auch mein (inzwischen) französischer Ex-Freund konnten es nicht, egal wie lange Langstreckenflug, Auto- oder Zugfahrt dauerten und wie fertig sie waren. Sobald ihr Oberkörper aufrecht war, war an Schlaf schlicht nicht zu denken.
Irgendwo habe ich gelesen, dass JapanerInnen im Großraum Tokyo oftmals auf dem Weg zu Schule und Arbeit in der U-Bahn schlafen, weil sie einen sehr langen Anfahrtsweg haben und die Nächte entsprechend kurz sind. Dazu scheinen sich die wenigsten Menschen dort und auch in China für Schlaf in der Öffentlichkeit zu schämen, weil ein guter Teil des Lebens sich im öffentlichen Raum abspielt. Dösen gehört wohl dazu.
Ich für meinen Teil führe meine Schlaffähigkeit im Sitzen auf meine Eltern zurück. Mit Grausen erinnere ich mich an die ewig langen Autofahrten in meiner Kindheit zu den Großeltern, zu Verwandten in Frankreich und der Schweiz, zu Hochzeiten von Tanten und Onkeln, bei denen meine Geschwister und ich von teils schrecklicher Reiseübelkeit geplagt wurden. Die Autobahn schien sich unendlich hinzuziehen, das Ziel ungefähr eine Zillion Jahre von uns entfernt, und wir wollten kotzen.
Dagegen gab es zwei Mittel: dầu (vietn. für "Öl") war das eine - ein sehr scharfes Öl aus Kampher, Menthol und Eukalyptus, das wir uns dann auf Schläfen und Hals tupften. Der medizinische, scharfe Geruch half meist schon. Wenn es aber nicht half und wir quengelten, dass uns auf den Rücksitzen schlecht wurde, war der Rat meiner Mutter: "Dann schlaft doch ein wenig." So hieß es also: Schlaf oder kotz. Und da ich es vorzog, mit sauberen Klamotten am Ziel anzukommen, musste ich das Schlafen im Sitzen lernen.
Diese Fähigkeit ist auch heute noch unschätzbar viel wert, etwa auf langen Reisen, auch wenn ich es wie jede/r andere vorziehe, in der Horizontalen zu nächtigen.
Frage an meine LeserInnen: Habt ihr irgendwelche Superkräfte?
Ich hab keine Superkräfte, ich bin ja keine Vietnamesin.
AntwortenLöschenIch nicht, aber die beste Ehefrau von allen, nämlich meine. Sie hat ein Zeitgefühl, das ist geradezu unglaublich und könnten wir den ganzen Tag zusammen sein, ich bräuchte keine Uhr mehr. Egal wann ich sie nach der Zeit frage, sie liegt immer richtig - plus minus 5 Minuten. Ich habe das schon so oft probiert und nur ganz selten hat sie falsch gelegen. Ihre innere Uhr ist phänomenal.
AntwortenLöschenTröstend für mich ist, dass sie dafür wenigstens ein rechts-links-Problem hat. ;o)
Ich kann Frischhaltefolie knüll- und knitterfrei abreißen und verwenden. (Und ernte dafür ähnlich fassungslos bewundernde Blicke wie anderfilms Frauen, die Kirschenstiele im Mund verknoten können.)
AntwortenLöschenAlso ich kann auch fast überall einschlafen und das auch im (mehr oder weniger) Sitzen... diese Tage wenigstens. Bloß im Bus/in der BBahn hätt ich Angst, dass ich erst a andern Ende der Stadt wieder aufwache..
AntwortenLöschenMonika
Wieder ohne log in.. :-)
Halbes Jahr pendeln zur Fh und ich konnte im Sitzen pennen :D Seitdem mache ich das eigentlich dauernd in Bussen, U- und normalen Bahnen. Am besten geht's mit Kopfhörern und Musik (so schlaf ich eh gern ein), dann ist der Lärm weg – und ich kann mir den Wecker stellen, der dann nur mich weckt \o/
AntwortenLöschenMein Freund kann das auch! Der muss nur in die Nähe eines Autos/Bahnhofes oder Flughafens kommen und wird schon müde. Rr wurde sogar schon mehrmals drauf angesprochen, da er selbst bei kürzesten Strecken einschlafen kann. Ich habe dafür auch eine Theorie, die aber sehr lang und umständlich zu erklären wäre.
AntwortenLöschenIch selbst habe keine derartigen Superkräfte, glaube ich. Naja, wenn ich was Schlimmes befürchte, dann tritt es auch meistens ein, eine Art von Super-Intuition vielleicht...
LG, Laila.