Da waren ich und eine Freundin (ihr kennt sie vielleicht schon aus
diesem Eintrag) in der Osteria. Wir gehen wirklich sehr gerne zusammen essen, weil essen etwas Tolles ist und wir ähnlich viel (also viiiel) essen. Wir saßen da und die Kellnerin stand bereit, unsere Bestellung aufzunehmen.
"Wir hätten gerne je einmal die Pizza Salsiccia Piccante."
- "Ihr wisst aber schon, wie groß unsere Pizzen sind?"
Dass die Pizzen auf Tellern von 30 cm Durchmesser nochmal locker 15 cm über den Tellerrand hängen? Dass es dort normal ist, sich die halbe Pizza einpacken zu lassen für daheim? Geschenkt.
Die Pizzen kamen. Wir unterhielten uns, aßen, lachten - kurz: Wir hatten viel Spaß. Die Pizzen waren schön dünn, nicht zu kross, mit zahlreichen Blasen im Teig (ich liebe die Blasen), nicht zu viel Belag. Perfekt.
Nach einer Weile, sagen wir eine halbe Stunde, kam die Kellnerin wieder vorbei und schien sichtlich erfreut: "Wow, ihr seid super!" Sie strahlte uns regelrecht an.
Was war passiert? Außer dass wir uns im letzten Viertel unseres Pizzamarathons befanden, nicht viel.
Nach einer weiteren Viertelstunde war von den Pizzen nichts mehr übrig, nicht einmal Verlegenheitskrusten. Die Kellnerin kam zum Teller-Abholen, wieder strahlte sie uns an und rief uns fröhlich zu:
"Mensch, das find ich toll, wenn Mädels im Restaurant was Richtiges zum Essen bestellen und nicht immer nur Salat!"
Wie zur Bestätigung saßen neben uns drei Mädchen, die alle Salat mit Weißbrot aßen. Spontan fragte ich mich, wie viele Mädchen aufgrund von Geschlechterkonventionen sich im Restaurant mit Salat quälen, weil das "Frauen und Mädchen eben tun". Egal was Frauen essen oder nicht essen, die Gesellschaft hat ein Auge darauf. Und ich traue mich zu mutmaßen, dass viele der Mädels mit dem Salat im Restaurant nachts um drei vor dem Kühlschrank sitzen und einen Liter Eiscreme verdrücken. Aber Hauptsache, der Schein der Selbstdisziplin ist gewahrt.
An sich ist an Salat auch nichts verkehrt, ein gut gemachter Salat ist eine Kunst, die nur wenige beherrschen. Aber wenn ich abends schön essen gehe, zelebriere ich die Nahrungsaufnahme, die Geselligkeit. Ein voller Bauch gehört für mich dazu.
Wir haben die Kellnerin an diesem Abend wirklich sehr glücklich gemacht, so schien es. Manchmal beginnt Protest gegen Konventionen auf dem eigenen Teller.
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