Natürlich bekomme ich allerhand Fragen, die auf meine Herkunft zielen. Auch heute nervt mich das manchmal extrem, weil ich mich auf eine Äußerlichkeit reduziert sehe. Als ob meine Gesprächspartner nach dem Haar in der Suppe suchen, sprechen sie mich auf das an, was mich offensichtlich von ihnen unterscheidet. Und dann wird mit Fragen munter drauflosgebohrt.
Inzwischen versuche ich damit offensiver umzugehen, frei nach dem Motto:
It's not a bug, it's a feature.
Mein Bananen-Dasein kommt den Leuten immer noch seltsam und erklärungsbedürftig vor. Die Leute wollen implizit eine Erklärung dafür, warum ich hier bin. Woraufhin ich innerlich sofort in den Verteidigungsmodus schalte. Statt die Gemeinsamkeiten zu sehen, will die Mehrheit lieber den Unterschied betonen. Plötzlich bekommen Ethnie und kultureller Background ein Gschmäckle, werden zu einem Minus.
Die Debatte um Integration schlägt genau in diese Kerbe: Es reicht nicht, dass Migranten hier Steuern zahlen, die Sprache einigermaßen beherrschen und sich an die Gesetze halten. Oder in meinem Fall hier geboren sind und studiert haben, die Sprache perfekt beherrschen (sogar mit Dialekteinschlag) und sozialversicherungspflichtig hier arbeiten. In manchen Punkten bin ich sehr deutsch. Aber zähle ich als Deutsche? Fehlanzeige. Das Fremde an mir ist der Bug, den man mit keinem Upgrade der Welt entfernen kann.
Was also tun? Meine Strategie: Ab jetzt mein Anders-(Deutsch-)Sein als das verkaufen, was es ist - ein Feature. Ich spreche eine weitere Sprache, ich kenne einen weiteren Kulturkreis, ich bin geschult im Denken in zwei Welten. Das ist ein Plus, verdammt!
Ich will die Deutungshoheit über mein eigenes Leben zurück und übernehme das Ruder. Ich will nicht ängstlich darauf warten, bis wieder jemand fragt, sondern sagen: Ich bin deutsch und vietnamesisch, asiatisch und europäisch, lokal und global - Problem damit?
Die Zeit arbeitet für mich, denn die Menschen mit eingebauten Features werden mehr.