Ich konnte nicht umhin, einige Frauenzeitschriften im örtlichen Kiosk von Bergen mitzunehmen. Jetzt wird es endlich Zeit, sie vorzustellen.
Grundsätzlich ist der Zeitschriftenmarkt in Norwegen auch nicht so viel anders als der in Deutschland. Es ist nur wesentlich leichter, auch an schwedische Magazine heranzukommen (schon mal versucht, eine österreichische Frauenzeitschrift hier zu finden?).
Ich entschied mich für Stella (beautyjagd hat auf ihrem
Blog schon einmal die britische Ausgabe vorgestellt, zu Stella demnächst mehr) sowie ein Blogger-Magazin namens Streetstyle (hört hört!).
Besonders auf das Blogger-Magazin war ich gespannt. Es ist erst die zweite Ausgabe überhaupt und dreht sich, wie der Name sagt, um Street-Style und Modeblogs. Ich schätze es als Mode- und People-Magazin ein, wobei anstatt Prominente mehr oder weniger namhafte Fashion-Blogger vorgestellt werden.
So wie CathInTheCity, die auf dem Cover abgebildet ist. In einem Interview erzählt sie über etwa 8 Seiten (inkl. Bilderstrecke) über ihre Liebe zu New York, ihr Verhältnis zur norwegischen Über-Bloggerin Ulrikke Lund (anyone?) und wie sich Norweger von New Yorkern unterscheiden:
"In New York hätte ich mitten am Tag in einem Abendkleid unterwegs sein können und nur Komplimente dafür bekommen. [...] In Bergen ist das anders, das kann man eigentlich nicht vergleichen."
Sehr aufschlussreich auch folgende Aussage:
"Ich habe sehr viel in meinem Aufenthalt dort gelernt, viel Nicht-Norwegisches. Ich habe gelernt, anderen etwas zu gönnen und werde daher nie mehr neidisch, denke ich. Zum Beispiel auf andere Blogger. Wenn jemand einen großartigen Deal bekommt, denke ich, dass das toll ist für denjenigen. Nicht 'warum nicht ich?' wie ich das vorher getan hätte."
Aha! Die Neiddebatte gibt es also auch im hohen Norden. Neidisch sind also nicht nur die Deutschen*
Einen Großteil des Hefts machen solche Interviews aus. Daneben findet man die obligatorischen Must-Have-Taschen als Fotostrecke und Modestrecken zu verschiedenen norwegischen Bloggerinnen, die ihren individuellen Stil vorstellen, etwa Fifties Vintage oder Minimalismus.
Schön fand ich die Fotostrecke über Streetstyle in Trondheim, denn da gibt es auch mal Männer zu betrachten. Auch in Norwegen scheint die Fashion-Bloggerszene fest in weiblicher Hand zu sein. Komplett ausgeflippte Sachen findet man nicht, der Clown-Faktor hält sich in Grenzen.
Was mir an Streetstyle ebenso wie bei Stella auffällt: Sowohl Coverblatt als auch die Seiten im Heft fühlen sich sehr "wertig" an. Die Covers sind dick und mikro-rau, ein bisschen wie Kunststoff, nicht zu vergleichen mit einer Brigitte oder Maxi. Auch der Preis ist "wertig": Für Streetstyle habe ich umgerechnet über 6 Euro, für Stella um die 7,50 Euro bezahlt. Also bei dem Preis müsste eigentlich ein Goodie drin sein (nicht mal Pröbchen gabs, ts)...
Insgesamt fand ich Streetstyle ok. Die Zeitschrift hat ein schönes Design mit Fotos auf gutem Fashion-Blog-Niveau, bietet aber eher wenig Neues, wenn man sich mit Fashion-Blogs bereits auskennt. Das Heft selbst ist recht dünn, aber wie groß mag die Fashion-Blogger-Szene in einem Land mit gerade mal 5 Millionen Einwohnern sein?
Auch bin ich mir nicht sicher, wer so eine Zeitschrift kauft (mal von mir abgesehen). Blogleser informieren sich meist im Internet über neue Blogs, sei es über Blogempfehlungen anderer Blogger, einfache Mundpropaganda oder Google. Nicht-Blogleser werden sich dann für das Magazin interessieren, wenn sie sich "eh mal ein bisschen in Blogs" umsehen wollen. Ein Magazin bietet da sicherlich einen guten Einstieg in die Materie.
Vielleicht geht es aber auch nur um das Feiern der eigenen
Großartigkeit Blogger-Szene und die Tatsache, in einem Magazin abgedruckt zu werden. So oft man Print auch totsagt: Es ist auch für einen erfolgreichen Blogger immer noch der ultimative Ritterschlag, auf Papier zu erscheinen.
Was haltet ihr von so einer Zeitschrift? Würdet ihr ein deutsches Fashionblog-Magazin kaufen?