Wenn ich die Wahl habe, fahre ich zur und von der Arbeit mit dem Bus. Ich gehöre zu den glücklichen Menschen hier in München, die eine Buslinie von der Haustüre bis zur Arbeit haben. Und das ohne Umsteigen.
Aber manchmal nehme ich doch die U- und S-Bahn, weil der Bus nur alle 20 Minuten fährt und ich manchmal genau zwischen zwei Bussen Feierabend mache.
Letztens war es mal wieder soweit: Ich stieg in die U-Bahn. Es war besonders voll und warm, ganze zwei Kinderwägen standen im Gang, dazu noch jede Menge andere Passagiere. Ich quetschte mich also zwischen Leute und Kinderwagen und starrte an die Decke. (Nichts ist unangenehmer, als auf engem Raum andere Leute anzustarren oder angestarrt zu werden.)
Die öffentlichen Verkehrsmittel sind schon ein interessanter Mikrokosmos, weil man hier die gesamte Stadt auf engstem Raum treffen kann. Aber auch nur, solange die Fahrt dauert. (Falls ihr also eine interessante Person seht, ansprechen. Sobald sie weg ist, ist sie weg.)
Ich guckte also vor mich hin, als es plötzlich an meinem Cardigan zog. Das Kind in dem einen Kinderwagen zupfte an meiner Strickjacke. Sofort stürzte die Mutter herbei und zog das Händchen weg.
"Nicht, Leon! Das ist nicht Tante Cha-Cha!"
Und etwas leiser: "Tante Cha-Cha ist doch grad in China!"
Tante Cha-Cha? China?
Die Mutter mit dem vorwitzigen Leon sagt zur anderen Frau mit Kinderwagen (sie scheinen sich gut zu kennen): "Es ist immer dasselbe: Wenn der Leon eine Asiatin sieht, denkt er immer, es wäre die Frau meines Bruders. Aber die ist gerade in China bei ihren Eltern."
Es ist also bewiesen: Asiaten sehen alle gleich aus. Kinder und Narren sprechen bekanntlich die Wahrheit, und wer könnte die Wahrnehmung eines eineinhalbjährigen Kindes anzweifeln?
Die beiden Mütter stiegen an der selben Station aus wie ich. Ich hörte die andere Mutter noch sagen: "So eine Verwechslung kommt zum Glück nicht so oft vor - es gibt ja nicht so viele Asiatinnen."
Was habt ihr schon im Mikrokosmos U-Bahn erlebt?
Ich fahre jeden Tag mit U- und S-Bahn und ich könnte ein ganzes Buch über den Schiet schreiben. Prügeleien, falsche Fahrscheinkontrolleure und - mein persönliches "Highlight" - ein Mann, der mir seinen Penis gezeigt hat *schauder* ÖPNV ist ein wahres Abenteuer, zumindest in Berlin
AntwortenLöschenBoah wie frech! Zumal sie ihre eigenen Vorurteile und Wahrnehmungen über das Kleinkind artikuliert hat. Die Berliner UBahn ist öhhhh, ein Erlebnis. Halbnackte Irre, Zu Handymusik tanzende Teenies und lautstarke Telefonate, keifende Punkerbräute und was es nicht alles gibt.
AntwortenLöschen@DysfunctionalKid: Das klingt übel :O In München geht es dagegen wirklich gesittet zu.
AntwortenLöschen@Divina: Ich vermute ja auch, dass das Kind einfach nur an meinem Jackenzipfel ziehen wollte. Ob ich Asiatin bin oder nicht, sollte bei so nem Knirps ja keine Rolle spielen. Die Berliner U-Bahn ist schon ein rauheres Pflaster, daran erinnere ich mich von meinen früheren Berlinbesuchen...
Ja, einen Typ mit offener Hose hab ich auch mal in der Mannheimer Straßenbahn gesehen.
AntwortenLöschenDann folgte mir, als ich mal abends in Freiburg aus der Tram ausgestiegen bin, ein Afrikaner, der mich auf Englisch blöd anmachte. Ich sagte ihm höflich, ich hätte kein Interesse und er solle mich bitte in Ruhe lassen. Er darauf: "Are you racist?". Nein, bin ich nicht, aber ich habe grundsätzlich keine Lust auf Typen, die nicht kapieren, dass "Lass mich in Ruhe" tatsächlich genau das meint...
Ansonsten steht widerlicher Körpergeruch ganz oben auf der Hitliste des ÖPNV-Grauens - und ich meine nicht leichten Schweißgeruch im Hochsommer...
Im Vietnam ist man sicher auch froh, dass es nicht so viele Europäer gibt?!
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