Der britische Modekritik-Blog "The Fashion Police" bemerkte, dass auf vielen Promi-Blogs und Klatschseiten im Netz besonders hellhäutige Stars mit üblen Kommentaren zu ihrem Hautton überschüttet wurden. Tenor der Kommentare: "Get a tan!" oder "Too pale". Die Kommentare zu diesem Artikel fielen ähnlich aus: Viele blasse Leserinnen wurden von Bekannten oder gar Freunden aufgefordert, sich doch bitte zu bräunen.
Gucken wir auf die andere Seite der Erdkugel. Auf der Klatschseite "skinny vs. curvy" (jaja, unterste Schublade...) wird die indische Schauspielerin Freida Pinto zitiert. Sie berichtet von der Besessenheit indischer Frauen, möglichst hell zu sein und wie wichtig es auch in Bollywood ist, hell zu sein. In den Kommentaren unter dem Artikel melden sich auch einige indische Leserinnen zu Wort, die davon berichten, wie sie für ihren sehr dunklen Teint in der Schule gehänselt wurden.
Es ist absurd: Besonders weiße Personen gelten als hässlich in einer von Weißen dominierten Welt. Man legt sich in die Sonne, benutzt Selbstbräuner oder geht ins Sonnenstudio, um möglichst braun zu werden.
Besonders dunkle Personen gelten als hässlich in einer von Dunkelhäutigen dominierten Umgebung. Die wiederum meiden jeglichen Sonnenstrahl (schon mal vermummte Asiatinnen gesehen?), nutzen LSF 100 und Bleichcremes (die gibt's unter anderem im Afro-Shop zu kaufen...).
Schönheitsideale sind an sich eine merkwürdige Sache: Als Ideale verkörpern sie Werte, die einerseits selten vorkommen und andererseits vom Normalsterblichen selbst mit Mühe kaum zu erreichen sind. Sich dem vorherrschenden Ideal anzunähern bringt Prestige, weil es einen besonders macht. Und man zeigt, dass man sich leisten kann, einen Urlaub auf den Seychellen zu buchen bzw. eine chemische Hautbleichung vornehmen zu lassen.
Das Perfide an diesen Schönheitsidealen ist, dass man sie wunderbar benutzen kann, auf andere, die von der Norm abweichen, herumzuhacken. Gerade Frauen setzen sich damit gerne mal gegenseitig unter Druck, um sich selbst aufzuwerten und von eigenen Komplexen und Minderwertigkeitsgefühlen abzulenken. Also eher Zickenkrieg als weibliche Solidarität? "Du bist zu weiß!" - "Du bist zu schwarz!" So blockiert man sich wunderbar gegenseitig und verliert sich in dummen Grabenkriegen, wo man doch eigentlich die andere Hälfte der Welt erobern wollte. *feministenmodus aus*
Die Globalisierung wirbelt lokale Schönheitsideale ordentlich durcheinander. Ein paar Beispiele zur Illustration:
- Ich habe eine Freundin, die einige Zeit in Brasilien gelebt hat, zu Hautfarben in Brasilien befragt. Bekanntlich gibt es sehr viele dunkle, aber eben auch helle Brasilianer. Und das Schönheitsideal ist: Gut gebräunte Weiße.
- Meine Cousine, die in der Schweiz lebt und dort aufgewachsen ist, wird um ihren dunklen Teint beneidet, den sie noch durch Selbstbräuner verstärkt. Ich hingegen benutze tatsächlich viel Sonnencreme und sitze immer im Schatten. Warum? Weil ich Angst vor Hautkrebs habe und es mir in der Sonne zu heiß ist.
Ich habe auch einige afroamerikanische Bekannte und da ist es ähnlich. Wer richtig dunkel ist, ist unattraktiv, wer viell. einen weißen Elternteil hat und darum heller ist, ist attraktiver. In Ländern wie dem Sudan oder Somalia ist es ja auch üblich, sich die Haut zu bleichen. In den USA gibt's das auch, das machen sogar Promis, siehe dieses schreckliche (nicht gephotoshoppte) Bild http://www.theblackout.org/wp-content/uploads/2009/11/sammyskin.jpg
AntwortenLöschenJaja... ich hör's schon in meinen Ohren klingeln: "Geh doch in die Sonne! Du siehst ja total ungesund aus, so weiß wie du bist!" Dabei war ich dieses Jahr schon oft draußen - öfters als gewöhnlich. Und letztes Jahr in Japan war ich noch wesentlich öfter und viel länger in der Sonne. Brauner bin ich dadurch aber auch nicht geworden -___-*
AntwortenLöschenAls ich jünger war fand ich meine blasse Haut furchtbar und wollte unbedingt normaler (= brauner) aussehen. Ich war so richtig neidisch auf meine Freundinnen, die aus jedem Strandurlaub mit knackebrauner Haut zurückkamen. Ich bekam immer nur Sonnenbrand wenn ich versuchte braun zu werden (allerdings sehr selten - meine Mutter hat aufgepasst dass ich immer gut eingecremt bin). Inzwischen bin ich ihr dafür sehr dankbar und habe mich mit meiner blassen Haut abgefunden, finde sie sogar sehr ansprechend. So sehe ich aus, es ist nicht zu ändern – dann kann ich es ja auch mögen!
AntwortenLöschenDa väterlicherseits in meiner Familie schon dreimal Hautkrebs aufgetreten ist (mein Vater, sein Bruder und seine Mutter hatten alle Melanome, die aber Gott sei Dank rechtzeitig erkannt wurden) nehme ich Sonnenschutz nicht nur wegen Faltenprävention sehr ernst. Ich gehe einmal im Jahr zum Hautarzt um meine Vorsorgeuntersuchung zu machen, trage jeden Tag Sonnenschutz auf und halte mich grundsätzlich im Schatten auf, sofern die Möglichkeit dazu besteht.
Hautkrebs ist eine absolut dämliche Art zu sterben, da sie durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen früh erkannt werden kann und eine 100%-ige Heilungsrate hat, sofern man den Krebs noch herausschneiden kann.
@DysfunctionalKid: Ja, das Bild kenn ich und es ist immer noch erschreckend. Früher bei afro-amerikansichen Sitcoms fiel es mir auch auf, dass je länger die Serie lief, besonders die Damen immer heller wurden. Zum Beispiel bei "Der Prinz von Bel Air" und "Alle unter einem Dach", da habe ich mich als Kind gefragt, warum sie die Schauspielerinen ausgewechselt haben...
AntwortenLöschen@icassop: Ziemlich nervig. Man muss sich ja auch immer rechtfertigen, wenn man nicht in der prallen Sonne sitzen mag...
AntwortenLöschen@Sophie: Als Kind ist es immer furchtbar, anders als der Durchschnitt zu sein. Aber toll, dass deine Mutter immer auf Sonnenschutz geachtet hat. Sehr vorbildlich! Dass viele Leute nicht an die Gefahr des Hautkrebs denken, ist grob fahrlässig. Es sollte sich noch mehr durchsetzen. Aber zumindest sind Sonnencremes mit LSF 20 und mehr ja inzwischen Standard in Drogerien. Das war vor fünf Jahren noch anders.