Über asiatische Restaurants
Letztens war ich mit meinen Brüdern Sushi essen in einem "All you can eat" hier in München. Eine halbe Stunde Zeit um sich vollzustopfen, zu einem ordentlichen Preis, Miso-Suppe inklusive. Das Sushi war nett und das Fließband immer gut gefüllt, sogar mit Muscheln und mit leckerem Nachtisch (ohne Muscheln). Das brachte mich dazu, über Restaurants im Allgemeinen und asiatische Lokale im Besonderen nachzudenken. Ein paar Erfahrungswerte von meiner Wenigkeit...
Erfahrungswert Nr. 1:
Wenn Japaner ins japanische Restaurant gehen, Inder ins indische oder Türken ins türkische, kurz, wenn Landsleute dort essen ist das Lokal tendenziell eher gut und authentisch.
Es besteht sogar die Chance, dass die Küchenbelegschaft aus dem jeweiligen Land stammt. Das gilt auch für alle anderen "Länderrestaurants". Und als Zusatzinfo: "Sehr scharf" bedeutet beim Inder sehr scharf. Ich habe aufgegessen ohne zu weinen und die Nase zu putzen und mir somit eine gewisse Indian Street Credibility erworben. Yes.
Erfahrungswert Nr. 2:
In asiatischen Lokalen sind alle Bedienungen asiatischer Abstammung.
Das liegt natürlich oftmals daran, dass die gesamte Familie mithilft und nur seltenst Kräfte von außen geholt werden. Und falls doch, so ist die erste Voraussetzung für den Job eine asiatische Abstammung.
Ich kann mich an ein thailändisches Lokal in Norwegen erinnern, das in seiner Stellenanzeige an der Tür explizit nach einer asiatischen (weiblichen) Bedienung suchte. Ein echt japanisches Lokal in meiner Studienstadt schrieb die Stellenanzeige an der Tür gleich ganz auf japanisch. Ob das ein Fall für das Anti-Diskriminierungsgesetz ist? Geht schließlich nicht an, dass die gute blonde Gertrud mit ihren nicht beim Japaner bedienen darf*...
Erfahrungswert Nr. 3:
Chinesische Restaurants werden von Vietnamesen geführt. Thailändische Restaurants werden von Vietnamesen geführt. Japanische Restaurants werden von Vietnamesen geführt. Koreanische Restaurants werden von Koreanern geführt. Vietnamesische Restaurants werden von Hipstern geführt.
- Das ist jetzt grob fahrlässig vereinfacht gesagt. Oft entpuppt sich also euer Lieblings-China-Mann als Lieblings-Vietnamese. Kein Ding, wir sehen ja ohnehin alle gleich aus*...
Erfahrungswert Nr. 4: Anknüpfend an Nr. 3:
Vietnamesisches Essen ist der neue Trend.
Seit ungefähr einem Jahr schießen die vietnamesischen Lokale wie Morcheln aus dem Boden. Gerne präsentieren sich die neuen vietnamesischen Restaurants in einer coolen Asia-Ipod-Ästhetik und die hipsten der Hippen essen dort.
Anscheinend ist die westliche Welt endlich bereit für Sommerrollen, Fischsoße, Bun Cha und der/die/das weltberühmte Pho Bo, eine köstliche Rindfleischsuppe mit breiten Reisnudeln drin. Die Vietnamesen sind echte Suppenkasper und Pho das allgemeine Nationalgericht. Die Brühe wird allerdings selten mitverzehrt, sondern klassischerweise isst man nur das, was man in Deutschland die Suppeneinlage nennt, also Nudeln, Fleisch und Kräuter -
Wenn ich das so schreibe, kommt es mir auch komisch vor. Warum um Himmels willen trinken wir nicht die Brühe?
Erfahrungswert Nr. 5:
All diese Erkenntnisse sind beim Lieferservice wurst.
Der Türke bietet Tom Yam Gung und Pizza Quattro Stagioni genauso an wie Döner und Falafel. Das macht der Liefer-Libanese deines Vertrauens ebenso wie der Liefer-Italiener auch. Die Mini-Frühlingsrollen gibt es sowieso überall und schmecken auch überall gleich. Ich vermute ja, dass die alle aus derselben Fabrik in Guangzhou oder Ho Chi Minh City stammen und schockgefrostet weltweit verschifft werden. Zumindest weisen sie einen gewissen Normgeschmack auf, dem Essen der Systemgastronomie nicht unähnlich.
Habt ihr eine Lieblingslandesküche? Oder esst ihr alles?
*Das war ein Witz. Gibt es eigentlich nicht-deutsche Bedienungen auf dem Oktoberfest?
Meine Lieblingsküche ist Italienisch, aber ich liebe auch Sushi über alles. Erfahrungswert 3 stimmt genau mit meinen Erfahrungswerten überein. Wir haben mittlerweile sogar einen Vietnamesen gefunden, der ganz grandioses Sushi macht und der Liefermensch flirtet immer mit mir und erzählt mir, ich hätte fast so schöne Haare wie eine Vietnamesin :D Türkische "Pizzerien" meide ich grundsätzlich - da würde ich lieber in eine vietnamesische Pizzeria gehen ^_^
AntwortenLöschenPS: meine chinesische Freundin Mingjing hat mir mal erklärt, dass für sie am Anfang alle Deutschen gleich aussahen und sie sich nur anhand der Haarfarbe merken konnte, wer wer war. Muss man nich verstehen, oder? :D
AntwortenLöschenso genau habe ich eigentlich keine lieblings küche ^^
AntwortenLöschenwobei ich chinesisch und alles ander auch..lieber zuhause oder bei freunden esse. im restaurant ist mir alles zu fettig xP
Sehr interessant!
AntwortenLöschenMeine Lieblingsküche gibt es nicht. Hauptsache auf der Speisekarte steht auch Fleischloses, denn ich finde es inzwischen etwas belastend, dass man überall dazu gezwungen wird. wenn ich keinen bock drauf hab, will ich nicht nur eine vorsuppe essen müssen!
ich bin selber europäer und wenn ich in eine neue menschengruppe aus europäern komme, sehen die für mich auch am anfang alle gleich aus und ich muss die anhand ihrer haare unterscheiden. das ist doch normal... oder nicht?
Hallo Mercury, finde ich nicht normal, denn Europäer haben für gewöhnlich recht unterschiedliche Gesichtszüge, Augenfarben usw. - klar, spielen die Haare auch ne Rolle, sind dennoch nicht das einzige Unterscheidungsmerkmal. Z.B. sagt man ja auch "die, mit der großen Nase" oder so.
AntwortenLöschen@DysfunctionalKid: Italienisches Essen mag ich auch sehr gerne, aber die meisten mögen ja Spaghetti, Lasagne oder Pizza ;) Die Nationalität der Köche ist ja eigentlich auch egal, Hauptsache, das Essen ist lecker!
AntwortenLöschenWas Gesichter anbelangt, so unterscheidet man wahrscheinlich den Typus besser, den man selbst am häufigsten sieht. Meine Mutter berichtete von ähnlichen Erlebnissen wie deine chinesische Freundin: Frisch in Deutschland angekommen sahen alle Deutschen gleich aus, nämlich mit hellen Haare und großen Nasen...
@DieLiebste: Das ist mir auch schon aufgefallen - chinesisches Essen ist unglaublich fettig. Das ist aber in China auch so :D
AntwortenLöschen@Mercury: Endlich sagt das mal jemand! Europäer sehen auch nicht automatisch verschiedener aus. Es kommt eben drauf an. :)
AntwortenLöschenVegetarisches Essen bekommt man inzwischen doch etwas leichter als vor ein paar Jahren, auch wenn die Auswahl da manchmal etwas mau ist. Da müsste man noch nachbessern :)
die vietnamesische Nudelsuppe Pho kann man sehr wohl ausschlürfen :) mein freund leert seine schüssel bis auf dem letzten tropfen. in wien werden alle asiaten von chinesen geführt. richtig gute authentische küche findet man sehr selten und wenn doch, dann sind sie ganz gut versteckt.
AntwortenLöschen@hellokittie: Natürlich kann man Pho bis zum Schluss ausschlürfen :) Nur machen das die wenigsten Vietnamesen, die ich kenne ;) In Österreich sind die meisten Asiaten anscheinend tatsächlich Chinesen. Das ist in Deutschland wohl anders, interessant.
AntwortenLöschenIch esse eigentlich alles, und bin höchst interessiert an neuen Entdeckungen. Scharf und bitter mag ich auch, da muss ich dann vor fast nix Angst haben ;) .
AntwortenLöschenDeine Erkennntnisse kann ich total nachvollziehen, trotzdem finde ich es richtig schwierig, authentische Küche zu bekommen. In chinesischen Lokalen frage ich dann extra nach einer anderen Karte oder speziellen Speisen wie Quallensalat, damit der Kellner weiß, dass ich nicht nur Chop Suey mit Reis will ;) .
@beautyjagd: Ich würde mich vermutlich etwas sträuben, Insekten zu probieren. Aber es stimmt schon, dass authentisches chinesisches Essen schwer zu bekommen ist. Meist gibt es doch nur gebratene Nudeln mit Gemüse (wobei es das auch oft in China gibt).
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AntwortenLöschenEin Freund von mir fängt bald in einem China Restaurant zu jobben. Er ist Deutsch, blond, blaue Augen. Aber gerade das Restaurant ist, laut ihm, mit das authentischste in Heidelberg. Also kann man sich darauf nicht immer verlassen ^ ^
AntwortenLöschenMan kann auch versuchen nach der chinesischen Karte zu fragen, aber dann muss man sie auch lesen können — am besten mit einem Chinesen hin. Manchmal kann die Bedienung die auch nicht lesen ;)
Meine Lieblingsküche ist außerdem "Chinesisch" — sie ist in meinen Augen einfach die vielfältigste, von Sichuan bis in die innere Mongolei gibt es da so viel unterschiedliches, wie in ganz Europa.
Vietnamesisch hab ich Thailand gut gegessen, hier noch nich so, mir fehlten hier die ganzen Kräuter… aber wahrscheinlich gibt's das mittlerweile auch, zumindest in etwas größeren Städten. Und ich liebe das ganze Grünzeug. :) In Vietnam selbst, war ich von der Küche nicht ganz so begeistert, aber hat wahrscheinlich mehr mit Pech was zu tun gehabt. Obwohl, die angebrütetten Eier fand ich gut, auch wieder so zum selber machen mit vielen Kleinigkeiten dazu.
Und zu den Gesichtern: Meine Vermieterin in China konnte zwei Freundinnen von mir auch nicht unterscheiden: eine Französin, eine Deutsche, ungefähr gleich groß, aber sonst denkbar unterschiedlich. Die Haare waren noch am ähnlichsten: Gold-Blond und hell braun. Sie hat es in einem Jahr nicht gelernt, dass es zwei verschiedene Personen sind.
@Meng Tian: Das beruhigt mich ehrlich gesagt, dass auch Deutsche in chinesischen Restaurants arbeiten - meine Darstellung war gewollt überspitzt ;)
AntwortenLöschenDie chinesische Küche ist natürlich sehr vielfältig, weil es ein riesiges Land ist mit verschiedensten Kochgewohnheiten. Mir hats in China auch sehr gut geschmeckt :)
Die angebrüteten Eier mochte ich als Kind sehr gerne, aber inzwischen tut es mir wegen der Küken drin ein wenig leid...
Die vietnamesische Küche hier wird auch immer authentischer, die Kräuter bekommt man immer leichter. Aber längst noch nicht alle.
Room for improvement, sag ich nur... :)