Fragen über Fragen...

Es war wieder einmal Mittagspause auf der Arbeit. Um wenigstens ein bisschen Sonne abzubekommen und von den Computern wegzukommen, gingen L, ein Kollege von mir, und ich kurz nach draußen. Es war warm und sehr sonnig, ich genoss die Pause, auch weil ich mich schon frühmorgens mit Sonnencreme LSF 50+ eingeschmiert hatte. (Ich will nicht braun werden! Angelernte Asiatinnen-Marotte.)

Wir redeten über die Arbeit, über das Studieren, während der Sommer durch die Stadt zog und ich am liebsten mit wollte. Ich dachte mir nichts Böses, als L mir die Frage servierte: "Gibt es eigentlich Verhaltensweisen an dir, die typisch asiatisch sind?"

Bäm. Das saß. Ich schluckte. Ich war ihm nicht böse wegen der Frage, keineswegs, aber wie soll man darauf antworten? Ich mache nicht ständig Nabelschau und analysiere mein Verhalten. Meine Antwort fiel in etwa so aus: "Äh, ja, puh... Also spontan fällt mir nur eins ein: Asiaten sind ziemlich "hintenrum". Das heißt, Konflikte und Probleme werden nie direkt angesprochen, sondern über zehn Ecken geregelt. 'Du, Mama findet, dass du dies und jenes machen solltest.'"

Das, was ich L antwortete, stimmt nach meiner persönlichen Erfahrung. Kommunikation läuft um einiges indirekter als bei den Deutschen, denen alle Welt nachsagt, die Dinge knallhart und ungeschönt auf den Tisch zu bringen.

Damit war das Thema weitgehend erledigt. Wir sprachen später über anderes, wie Basketball, Kleinkinder in der S-Bahn und Arbeit vorm PC. Doch diese Frage beschäftigte mich weiter.

Kann ich so einfach sagen, dass mein Verhalten einfach zurückzuführen ist auf den Einfluss einerseits Deutschlands/Europas und andererseits Vietnams/Asiens? Natürlich nicht.

Es ist fast unmöglich zu sagen, woher man was hat.

"I got it from my mama." - Wer weiß.

"Ganz der Vater." - Oder auch nicht.

"Typisch asiatisch." - Wirklich?

Ich bin sehr zurückhaltend. Asiaten wirft man vor sagt man nach, sie seien zurückhaltend. Bin ich zurückhaltend, weil ich Asiatin bin? Oder bin ich eine Asiatin, die zufällig zurückhaltend ist? Bin ich zurückhaltend, weil ich denke, dass das normgerechtes Verhalten für eine Asiatin ist?

Ich rede mir ein, dass ich einfach ich bin.

Simpel, ja. Aber so muss man nicht so viel überlegen.

Die halbe Stunde der Pause, die wir uns gönnten, war wieder vorbei. Wir trotteten zurück ins Büro und ließen den Sommer Sommer sein. Es gab schließlich viel zu tun.

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CONVERSATION

3 Kommentar/e:

  1. "Bäm. Das saß. Ich schluckte." Warum? Fandst du das zu persönlich oder wieso?
    Ich wurde mal gefragt, ob ich eigentlich typische Ossi-Charaktereigenschaften habe :D Die Antwort wusst ich nicht, weil ich auf diesen Ossi/Wessi-Quatsch nichts gebe.

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  2. Weil die Frage mir suggerierte, dass er möglicherweise fand, dass ich mich asiatisch verhalte. Ich will doch keine Klischees bestätigen ;)

    Aber ehrlich gesagt lag es daran, dass ich auf die Frage nicht vorbereitet war und die 29 Grad und praller Sonnenschein nicht unbedingt beim Denken halfen :D

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  3. Dass ich als Deutsche beizeiten zu direkt sei, muss ich mir von meinem französischen Verlobten in regelmäßigen Abständen anhören. Und es stimmt, er hat recht. Aber ich bin nicht "zu" direkt meinem Empfinden nach, sondern nur direkter als er. Ich mag es nicht, wenn Dinge nicht geradeheraus angesprochen werden.
    Jedenfalls ist die Direktheit eine Eigenschaft, die mein Franzose an ziemlich vielen Deutschen auffällt und teilweise bemängelt.

    Aber ich bleibe so wie ich bin. Kommt ja niemand zu Schaden :)

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