Hollywood und Asiaten - Teil 2
Racebending. Schon mal den Begriff gehört? Ich bis vor einer Woche auch nicht.
Aber das Internet ist groß und weit, und manchmal klickt man auf einen Link, dann auf den nächsten, und plötzlich hat man sich zu einer Filmwoche entschlossen... äh...
Was ich sagen wollte: Racebending bezeichnet die Praxis in Film und Fernsehen, bei Adaptionen die ethnische Zugehörigkeit von Charakteren zugunsten einer (mainstreamigeren?) Ethnie zu ändern.
So gab es zum Streifen "Die Legende von Aang" in den Staaten einige Kontroversen um die Besetzung. Der Film basiert auf der Zeichentrickserie "Avatar - The Last Airbender", die auch in Deutschland auf Nick ausgestrahlt wurde. Es wurde in der Serie nie explizit gesagt, dass es sich bei um ein "asiatisches/indianisches" Universum geht, die Thematik um die vier verschiedenen Reiche der vier Elemente, der großzügige Einsatz von Martial Arts und letztendlich die an japanische Animes orientierte Optik lassen aber diesen Schluss zu.
Das auf dem Bild oben sieht haargenau aus wie die Chinesische Mauer. Wer würde nicht denken, dass das Avatar-Universum irgendwo asiatisch ist? Nun wurden für den Dreh des Realfilms fast ausschließlich Weiße gecastet, wogegen Fans der Serie Sturm liefen und was auch einige Kritiker bemängelten. Auch asiatisch-amerikanische Vereine äußerten sich eher negativ dazu.
Gut, dieser Fall mag nicht so eindeutig sein. Richtig hässlich wird es, wenn genuin asiatische Kulturprodukte in westliche Erzeugnisse umgewandelt werden, sogenanntes Whitewashing. Derzeit schlägt die anstehende Realfilmrealisierung des Manga-Klassikers "Akira" von Katsuhiro Otomo im Internet und den Social Media hohe Wellen. Die Geschichte spielt in der Zukunft in Neo-Tokio und ist dem Science-Fiction-Genre zuzuordnen. Weitere Infos hier: KLICK!
Nun wird das Ganze von Warner Bros. und Legendary Pictures verfilmt. Und was passiert? Whitewashing.
Racebending.com berichtet von der short list der infrage kommenden Schauspieler für die männlichen Hauptrollen Kaneda und Tetsuo. Auf dieser Liste finden sich so illustre Namen wie Robert Pattinson, Justin Timberlake und Joaquin Phoenix. (siehe auch hier: KLICK!) Natürlich alle schneeweiß. Und der Clou: Die japanischen Namen sollen beibehalten werden, gleichzeitig der Ort des Geschehens aber nach Neo-Manhattan verlegt werden.
Ich frage mich: Was soll das? Der Manga und die Anime-Verfilmung hatten auch mit japanischem Setting ein großes Publikum im Westen. Sind asiatische Gesichter unzumutbar? Wenn man schon den Film "ausbleicht", sollte man nicht auch die Namen weißwaschen? David und John statt Tetsuo und Kaneda? Und wer verdammtnochmal denkt, dass Robert Pattinson ein guter Schauspieler ist??
Auch George Takei, den meisten bekannt durch seine Rolle als Mr. Zulu in der Original-Star-Trek-Serie und japanisch-amerikanisch, hat seinen Unmut in die Welt getweetet. KLICK!
Das Ausbleichen und Neu-Adaptieren von Filmen ist ja keine Neuigkeit (The Departed ist ein Remake eines südkoreanischen Hongkong-chinesischen Films, Dragonball wurde mit Son Goku als Westler adaptiert - und floppte), aber diese rassistische Popkulturhegemoniescheiße regt mich auf. Wir leben in der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts, je mehr sich die Lebenswelten der Menschen verzahnen, desto mehr wollen und sollen auch die Minderheiten medial repräsentiert werden. Und als Denkanstoß: Es kommt ja auch niemand darauf, "Herr der Ringe" für den asiatischen Markt in eine Fantasy-Welt mit Samurai zu verlegen?
Racebending und Whitewashing sind bisher kein Thema in deutschen Produktionen, da es ohnehin kaum Filme gibt, in denen Charaktere anderer ethnischer Zugehörigkeit eine tragende Rolle spielen. Hinzu kommt noch, dass der deutsche Film, verglichen mit Hollywood, ein wesentlich kleineres Feld ist. Es werden längst nicht so viele Filme veröffentlicht wie in Nordamerika und der Anteil an Literatur- oder Serienadaptionen bewegt sich in dementsprechend niedrigen Zahlenregionen. Doch ich möchte zu gern wissen, ob man als asiatisch-stämmiger Schauspieler hier in Deutschland überhaupt Rollen bekommt...
Die Nerds und Geeks und Otakus da draußen können gerne an der Facebook-Petition von racebending.com gegen die Akira-Verfilmung teilnehmen: KLICK!
Den Realisten lege ich nahe, den Film einfach nicht anzuschauen und zu boykottieren.
Ich glaub das hat nix mit "Whitewashing" zu tun, sondern die Amis sind so gehirnamputiert, dass sie nix anschauen wo keine (bekannten) amerikanischen Schauspieler drin sind. Deswegen werden ja sogar englische Serien - die ja zweifelsohne schon in der richtigen Sprache und mit Weissen sind - nochmal fuer das amerikanische Publikum mit amerikanischen Schauspielern nachgedreht.
AntwortenLöschenIch nehme an, dass du auf IT-Crowd anspielst.
AntwortenLöschenJa, eigentlich ist das ganze Problem noch mal einen Ticken blöder, da hast du recht.
Nichtsdestotrotz ändert das nichts am Weißwaschproblem. Die meisten US-Amerikaner sind halt eben immer noch weiß und es ist leider Utopie zu glauben, die großen Studios würden mal aufhören, sich beim Mainstream anzubiedern.
Ich hatte vor einem Jahr mal angefangen, Avatare für Secondlife zu gestalten, die Charakteren "Avatar - The Last Airbender" entsprechen. Zuko liess sich noch leicht Japanisch gestalten, Toph Chinesisch. Aber spätestens bei den beiden kulturellen Inuit Zokka und Katara ist schluss. Katara hat blaue Augen (zumindest ab der zweiten Staffel) und braune Haare. Auch die Gesichtsausprägung ist letztlich ziemlich anders. Das einzig passende ist, dass sie auch in der Serie die dunkelste Hautfarbe haben.
AntwortenLöschenManga / Animee Optik liess sich erst von Disney inspirieren, daraus entwickelte sich ein eigener Stil, der jetzt z.B. in Form der genannten Serie zurückkehrt, aber so einfach ist es im allgemeinen doch nicht.
@ Bad hair days: Das ist sehr interessant, ich habe die Avatar-Serie eher sporadisch gesehen.
AntwortenLöschenDie "ethnische Zugehörigkeit" ist also auch eher frei gestaltet. Und letztendlich ist es Zeichentrick, da kann man ja machen, was man will :)