Gedanken zum Tage

Junge Junge, wieder wird einmal viel zu viel über Migration, Diskriminierung und dergleichen in den Medien diskutiert. Ich komme kaum dazu, hier meinen Senf dazu abzugeben...

Vorgestern veröffentlichte Spiegel Online einen Artikel zum Thema "Ethno-Marketing". KLICK!
Es ging darum, Produktwerbung und Marketingstrategien an die Zielgruppe der Türken/Deutsch-Türken anzupassen und somit den Kundenstamm und die Reichweite von Produkten zu vergrößern.

So werden gezielt im türkischen Supermarkt (Süpermarkt?) Gummibärchen beworben, die ohne Schweinegelatine hergestellt werden. Einige Banken bieten kostenlose Überweisungen in die Türkei an. Die Werbung ist, natürlich, auf Türkisch.

Deutschland ist mit "Ethno-Marketing" noch längst nicht so weit, denn es gibt noch einige Einwanderergruppen, für die es noch keine "ethnisch" zugeschnittene Werbung gibt.

Nehmen wir mal die Asiaten. Welche Produkte würde ich, als asiatisch-deutsche Konsumentin, gerne in den Regalen haben wollen? Welche Werbung würde mich im Fernsehen ansprechen?

Nun ist Asiate natürlich nicht gleich Asiate. Es gibt Vietnamesen, Chinesen, Koreaner, Japaner, Thailänder, Sri-Lankaer und viele mehr hier in Deutschland. Die kann man nicht alle in einen Topf werfen. Und streng geographisch gesehen gehören auch Pakistanis, Afghanen, Kasachen und Mongolen zu den Asiaten.

Eine Gemeinsamkeit aber haben alle Asiaten hier in Deutschland: Die wenigsten machen viel Aufhebens um ihre Andersartigkeit oder betonen ihre Zugehörigkeit zum Ursprungsland mittels Flaggen. (Falls doch, klärt mich gerne auf.)
Schlechte Chancen also, ein Produkt oder eine Dienstleistung ausschließlich für Asiaten zu bewerben. Mir fiele außer Reis auch kaum eine Gemeinsamkeit ein.

Also Pustekuchen mit Gummibärchen für Asiaten? Ich habe eigentlich nur einen Wunsch: In den Medien, egal ob Print, Online oder TV, möchte ich gerne mehr Vielfalt bei den Testimonials haben. Orientalen und Europäer, Afrikaner und Asiaten. So wie die Winterkampagne 2010 von H&M. Da die Modekette Filialen von Europa und Nordamerika bis nach China und Japan unterhält, scheint eine solche Strategie durchaus klug zu sein.

Eine solche Vorgehensweise zeigt mir, dass die Unternehmen auch mich als Konsumentin im Blick haben und vielleicht auch ernst nehmen. Aber mich nicht als exotisch und besonders herausstellen. Bitte nicht die "Lotosblüte vom Dienst", ok?

Es reicht einfach, wenn die Vielfalt da ist. Ohne Kommentare, ohne Rausposaunen.

Eigentlich so wie im Alltag auch.

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CONVERSATION

6 Kommentar/e:

  1. Bei der ganzen Sache mit verschiedenen Menschenschlägen ansprechen gibts aber auch einen klaren Nachteil der Werbeindustrie. Von der H+M Werbung, die du aufgezeigt hast, fühle ich mich nicht angesprochen, da ich als blond-europäer gar nicht berücksichtigt werde. Ich falle unter den Tisch, also wollen sie mich als Kunde gar nicht haben, so geh ich halt zu C+A. Nur dumm, dass ich mit blond-europäisch aus einer ganz großen gruppe hier in deutschland komme.

    Aber das ist allgemein ein Problem der Werbung, weil es so viele verschiedene Blickweisen gibt, die da ganz wichtig sind. Kennst du die Dovewerbung mit den "natürlichen Frauen"? Das alleine ist für mich schonmal ein No Go, weil es mich beleidigt. Ich sei also nicht natürlich, weil ich gertenschlank bin. Die Models der Werbung waren alle ein klein wenig mopsiger, so BMI 23 bis 25 (ich hab 18). Das mag jetzt den übergewichtigen Konsumenten ansprechen, der ja immer häufiger vertreten ist, aber Leute, die tatsächlich noch Modelmaße haben (jedenfalls in der breite), werden damit beleidigt.

    Übrigens beleidigen mich die meisten Modekollektionen für Frauen mit mehr auf den Rippen, da sie meistens als "starke Frauen" beschrieben werden, im Umkehrschluss bin ich also schwach. Aha, danke. Ich bin zwar sowieso nicht Zielgruppe, da ich da zweimal reinpass, aber dennoch finde ich es frech.

    Ich bin echt froh, dass ich naturwissenschaftlich begabt bin, sonst würde ich nämlich auf werbung als beruf hinarbeiten. stressig!

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  2. Werbung hat den Sinn, für ein Produkt ein möglichst breites Publikum zu finden und so viel Gewinn zu erzielen. Wenn aber nun ein sehr spezielles Produkt beworben werden soll, wie in Deinem Beispiel etwa eine kostenlose Überweisung in die tuerkei, dann finde ich gar nichts verwerfliches daran, die entsprechende Werbung auf türkisch zu schalten. An so einem Angebot werden wahrscheinlich vor allem Türken und türkischsprachige interessiert sein. Man kann der Werbebranche doch nicht vorwerfen, sie dürften sich nicht an eine bestimmte Zielgruppe richten. So eine Zielgruppe kann das Geschlecht, das Alter, Einkommen und eben auch die Kulturelle bzw. nationale Herkunft umfassen. Es leuchtet doch jedem ein, dass sich zb Werbung für Tampons an Frauen richtet und niemand beklagt sich, dass Männer nicht angesprochen werden. Genauso verhält es sich mit Werbung für kostenlose ueberweisungen in die Türkei.

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  3. @Mercury: Ja, das mit der Werbung ist ein weites Feld. Hab ich wieder mal ein extra schwieriges Thema angesprochen :D
    Zu der H&M-Kampagne: Ich weiß nicht mehr, ob da Blondinen dabei waren, aber falls nicht, finde ich das auch nicht schlimm, da ohnehin die meisten Kampagnen von H&M mit europäischen Models durchgeführt werden. Eine Marginalisierung der deutschen Mehrheit sehe ich damit als nicht gegeben an ;)

    Zu der Dove-Kampagne: Das ist schon ein anderes Kaliber, weil hier eine neue Norm eingeführt wird, die Menschen wie dich ausschließt. Das kann natürlich auch zu Diskriminierung der Dünnen führen. Ich muss aber sagen, dass ich die Werbung trotzdem positiv fand, weil es einfach ein anderes Bild von Frauen bot. Dünne/Gertenschlanke sind nach wie vor in den Medien in der Mehrheit und das positive Ideal.

    Das mit den "starken" Frauen: Ich denke eher, dass das dazu gedacht ist, dickeren Frauen ein positives Selbstwertgefühl zu geben und nicht unbedingt, dünne Frauen abzuwerten. Ich kann da auch nichts falsches sehen, eine benachteiligte Gruppe mit einem positiven Adjektiv wie "stark" zu betiteln.

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  4. @Sophie: Das war auch nicht mein Punkt, ich finde das in Ordnung, dass gezielt geworben wird. Ich glaube, da hast du mich falsch verstanden.

    Worüber ich mir jedoch Gedanken gemacht habe, ist, dass Minderheiten einfach als Konsumentengruppe grundsätzlich nicht wahrgenommen und auch nicht repräsentiert werden.

    Es geht mir gar nicht darum, dass ich jetzt Werbung auf vietnamesisch haben will, sondern dass Asiaten, Afrikaner, Orientalen etc. auf realistische Weise auch in Werbung vorkommen könnten/sollten.

    Zum Beispiel die unsägliche Ferrero-Küsschen-Werbung: Kann da nicht mal ein Asiate oder eine Türkin unter den Freunden sein, denen man ein Küsschen gibt?

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  5. Vielfalt macht das Leben auch erst spannend! Immer nur dünne, blonde Frauen in der Werbung, wie langweilig. Obwohl ich der klassische mitteleuropäische Typ bin, hat mich die H&M-Werbung angesprochen.

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  6. @beautyjagd: Danke, ich bin da ganz deiner Meinung!

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