Vietnamesen und Hamsterkäufe. Eine kurze Betrachtung

Neulich im DM: Eine Asiatin vor mir an der Kasse. Dem Aussehen nach hätte sie Koreanerin oder Japanerin sein können. Ein Blick in ihren Einkaufswagen verriet mir aber, dass sie Vietnamesin sein musste. Warum?

Weil der Wagen voll war. Bis oben hin.

Es ist mir ein bisschen peinlich, das zu sagen, aber ich kenne kaum ein asiatisches Volk, das sich so zu Bunkerkäufen hinreißen lässt. Wenn es irgendwo Rabatte, Sonderangebote oder Gratisproben gibt: Vietnamesen sind nicht weit. Sie kaufen dir den ganzen Laden leer, wenn du nicht aufpasst. Sie stecken Gratisproben tütenweise ein, egal, ob sie die brauchen oder nicht. Ist schließlich umsonst!

Ich dachte zunächst immer, dass das nur ein Phänomen in meiner Familie sei: Meine Mutter kauft alles in mehrfacher Ausführung. Aber auch bei anderen Vietnamesen scheint dies der Fall zu sein.

Es gibt Milchschnitten im Zehnerpack besonders günstig? Schon landen fünf Packs im Einkaufswagen! Kochtöpfe im Set reduziert? Wir nehmen zwei Sets! Äpfel im 2-Kilo-Beutel? Schwupps, drei kommen mit!

Aber auch ich neige dazu: Jeden Samstag freue ich mich auf Anzeigenblättchen (also Werbung) wie ein Kind und lese eifrig, ob es da nicht etwas im Angebot gibt, was man brauchen könnte. Handtücher, Schinken, Schokolade - you name it.

Die Vorratshaltung von Vietnamesen ist deshalb meist vorbildlich. Mit den Vorräten meiner Eltern könnte man einen atomaren Holocaust überstehen und die Wartezeit bis zum Jüngsten Gericht.

Über die Gründe kann ich nur spekulieren:

Vielleicht liegt es daran, dass der letzte Krieg nicht weit zurück liegt.
(Kennt der eine oder andere deutschstämmige Leser vielleicht von den Großeltern.)

Vielleicht liegt es daran, dass vietnamesische Familien oftmals recht groß sind.
(Drei oder vier Kinder sind fast schon Standard.)

Vielleicht sind Vietnamesen, ähnlich wie Deutsche, extrem preisfixierte Pfennigfuchser.
(Deutsche und Vietnamesen sind sich da vielleicht ähnlicher, als sie denken.)

Wie dem auch sei: Die Dame an der Kasse im DM ließ über 300 Euro dort für Haarfärbemittel (ein halbes Dutzend Päckchen), Feuchtigkeitscremes (sechs Tiegel), Fischölkapseln (zehn Großpackungen) und Vitaminpräparate (zehn Großpackungen). Aber sie hatte ja auch einen 10%-Rabattgutschein.

Hat sich also total gelohnt, oder?

CONVERSATION

7 Kommentar/e:

  1. 300 € bei dm? Heiliger Bimbam. Die brauche ich vielleicht im Jahr, wenn überhaupt.

    Ich musste so lachen beim Lesen, toller Post :)

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  2. @Alex: Ja, ich hätte es selbst nicht geglaubt, wenn ich es nicht von der Kassiererin selbst gehört hätte. XD
    Danke, dass dir der Text gefallen hat :)

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  3. Es ist bald Neujahr, ich wette die Frau fliegt bald nach Vietnam. ((:

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  4. Oh, an die Möglichkeit hatte ich gar nicht gedacht... wobei ich mich frage, warum man in Vietnam Fischölkapseln brauchen sollte.

    Und für meine Eltern ist wahrscheinlich die ganze Zeit Neujahr :D

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  5. Na ja, kennst du doch. Man sagt den westlichen Sachen Wunder nach. Qualität besser blabla. :D

    Für meine Frau Mama sowieso. haha

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  6. Haha! :-D
    Ich habe mich letztens noch mit meiner Mitbloggerin über dieses Phänomen unterhalten, als vor uns im Rossmann eine Dame asiatischer Herkunft (steinige mich ruhig, aber ich kann nicht sagen, ob Chinesin, Japanerin oder Vietnamesin - ich geh mich schämen ;-) ) bestimmt 8-10 Tuben Kamill Handcreme kaufte.
    Schön, dass da wirklich was dran zu sein scheint und es nicht an meiner selektiven Wahrnehmung liegt :-D

    Liebe Grüße,
    Magalie

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  7. @gedankenversunken: Ja klar, kenn ich. Alles was made in China oder made in Vietnam ist, ist des Teufels :D

    @amelie/magalie/belle: Solche Back-Up-Käufe sind wirklich keine Seltenheit. Bei meiner Mama zu Hause stehen sicherlich noch fünf Flaschen Bebe-Bodylotion rum, weil ich meine Mutter einmal darum gebeten habe, mir eine (!!) Flasche mitzubringen. Was macht sie? Kauft ein Dutzend...

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