Naekubis Presseschau - Teil 3
"Anonym" hat mir einen Kommentar zur allerersten Presseschau hinterlassen (hinsichtlich der Kinder und der Schokomilch) und gefragt: "und der rassismus springt dich nicht irgendwie an?"
Grundsätzlich ist das Abbilden unterschiedlicher, seufz, Rassen eine heikle Sache. Es kommt immer auf den Zweck an. Das Bild mit den Kindern kann man als rassistisch empfinden, weil hier nur mit der "Exotenkarte" gespielt wird. Man kann das dann so interpretieren, dass die Existenz von Afro-Europäern und Asiaten samt Milchkonsum in Deutschland immer noch nicht in den Köpfen der gesellschaftlichen Alternativmitte angekommen ist.
Habe ich aber nicht gemacht. Warum? Ich habe den guten Willen in dem Bildchen gesehen. Gut gemeint eben. Und wir wissen ja, dass das nicht gleichbedeutend mit "gut gemacht" ist. Zum anderen empfand ich das als so marginal, dass ich da nicht moralinsauer darauf eingehen wollte. (Wenn man beim Mieten einer Wohnung automatisch nachhakt, ob auch an "Ausländer" vermietet wird, ist der Rassismus-Radar vielleicht nicht ganz so sensibel und reagiert nur noch auf die bösesten Auswüchse.)
Was hat das nun mit der Ausgabe von Votre Beauté zu tun, die ich mir gekauft habe?
In der Novemberausgabe dieses Beauty-Magazins geht es um verschiedene Ethnien, nämlich (nordische) Europäer, Afrikanischstämmige, Orientalen und Asiaten sowie die besten Haut- und Haarpflegetipps. Vor- und Nachteile der einzelnen Hauttypen werden ebenso genannt.
Das ist, gewissermaßen, Rassismus. Es wird ein Unterschied zwischen verschiedenen, seufz, Rassen gemacht, was Haut- und Haarbeschaffenheit anbelangt.
Andererseits ist das kein Rassismus, da im Artikel keine, seufz, Rasse über eine andere gestellt wird. Stattdessen wird anhand von Erfahrungswerten von Visagisten und Forschung großer Kosmetikunternehmen erklärt, wie Asiatinnen, Orientalinnen usw. am besten ihre Pflege und Schminke gestalten.
Andererseits ist das kein Rassismus, da im Artikel keine, seufz, Rasse über eine andere gestellt wird. Stattdessen wird anhand von Erfahrungswerten von Visagisten und Forschung großer Kosmetikunternehmen erklärt, wie Asiatinnen, Orientalinnen usw. am besten ihre Pflege und Schminke gestalten.
Darf man das? wird der politisch korrekte Zeitgenosse fragen.
Sehen wir mal, was sie im einführenden Text schreiben:
"Sie sind tunesisch, französisch, chinesisch und afro-amerikanisch. Besonnene, neugierige Konsumentinnen, die ständig auf kosmetische Neuheiten warten, finden heute eine große Auswahl an Vorschlägen, sowohl auf dem Markt der exklusiven Marken wie auf denen des Massenmarktes. Und die überwältigenden Musen Rachida Brakni, Mélanie Thierry, Gong Li oder Halle Berry halten das Banner einer World Beauty in vollem Umfang hoch. Dieser Mini-Guide, der ganz auf die Eigenschaften jeder einzelnen abzielt, bietet einen neuen Blick auf die universellen Codes der Schönheit."
Ich sage: Ja, man darf das. Es wird hier davon ausgegangen, dass alle, egal welcher Herkunft, dasselbe Interesse haben: Schön sein. Bloß wie dies zu erreichen ist, sieht je nach Herkunft anders aus.
Wenn es um dekorative Kosmetik geht ist das Betonen der Unterschiede durchaus legitim. Die beste Foundation für Beyoncé ist eben nicht das Richtige für Zhang Ziyi. Und bei Lippenstiften, Lidschatten und Rouge würden sie vermutlich auch nicht zusammenfinden.
Wenn es um dekorative Kosmetik geht ist das Betonen der Unterschiede durchaus legitim. Die beste Foundation für Beyoncé ist eben nicht das Richtige für Zhang Ziyi. Und bei Lippenstiften, Lidschatten und Rouge würden sie vermutlich auch nicht zusammenfinden.
Es wird etwas heikler, wenn es um Hauteigenschaften geht. Da Votre Beauté ein Magazin ist und kein medizinisches Fachjournal, werden die Aussagen meist "nur" von Kosmetikern oder der L'Oréal-Forschungsabteilung untermauert. Gibt es überhaupt so starke, seufz, Rasseunterschiede, dass ihnen in der Hautpflege Rechnung getragen werden sollte?
Fest steht, dass nicht nur Gene darüber entscheiden, wie unser Hautbild aussieht, sondern auch Umwelteinflüsse. Das Klima in Europa ist anders als in weiten Teilen Asiens, also wird es ein wichtiger Faktor sein.
Sehen wir mal, was sie so zur asiatischen Hautpflege schreiben.
Sehen wir mal, was sie so zur asiatischen Hautpflege schreiben.
Ok, der Text unter der Ãœberschrift spielt mal wieder die Exotenkarte:
Rassismus? Naja, eher althergebrachte Klischees. Wenigstens werden fast alle, seufz, Rassen gleich klischeehaft behandelt: Die tunesische "Gazelle" mit ihren vollen Lippen; die Blondine, an der alles Zartheit und Zerbrechlichkeit ist. Aber ja.
Haupttenor des Artikels ist: Asiatische Haut ist sehr empfindlich, reagiert schnell gereizt auf zu reichhaltige oder zu aggressive Pflege. Im Alterungsprozess neigt sie ab 40 zu starker Pigmentfleckenbildung. Sie kann lustigerweise trocken und fettig zugleich sein. Sie empfehlen also Pflege für empfindliche Haut, viel Sonnenschutz sowie eher Gels und Fluids statt Cremes.
Asiatische Haare sind im wenig humiden französischen Klima eher trocken und sollten einmal die Woche mit einer nährenden Kur gepflegt werden.
Was soll ich sagen? Sowohl für meine Schwester als auch mich stimmt diese Beschreibung. Allerdings ist ihre Haut etwas fettiger als meine. Pigmentflecken habe ich auch schon, bin aber weit von 40 entfernt. Und ja, ich benutze Cremes für empfindliche Haut und bin exzessiver Sonnenmilchbenutzer im Sommer.
Alles in allem fand ich das Dossier sowohl vom Ansatz als auch von der Durchführung her gut, wobei die Klischees schon sehr grenzwertig sind. Da war man wohl etwas überambitioniert, die einzelnen, seufz, Rassen, (dieses Wort jetzt aber zum letzten Mal!) positiv darzustellen. Mein etwas träger Rassismusradar hat nichts angezeigt, aber ihr könnt mir gerne sagen, wann ich mich angegriffen fühlen sollte.
Ansonsten ist es der übliche Beautyartikel: teilweise informativ, teilweise Werbeveranstaltung.
"... die asiatischen Schönheiten verblüffen durch ihr Geheimnis, ihre Schönheitsrituale, die jahrhundertealte Traditionen und Hightech-Formeln verbinden."Nun, ich glaube nicht, dass meine Schönheitsrituale so viel anders sind als von jeder x-beliebigen Durchschnittsdeutschen. Und nein, ich habe auch keine Geheimnisse.
Rassismus? Naja, eher althergebrachte Klischees. Wenigstens werden fast alle, seufz, Rassen gleich klischeehaft behandelt: Die tunesische "Gazelle" mit ihren vollen Lippen; die Blondine, an der alles Zartheit und Zerbrechlichkeit ist. Aber ja.
Haupttenor des Artikels ist: Asiatische Haut ist sehr empfindlich, reagiert schnell gereizt auf zu reichhaltige oder zu aggressive Pflege. Im Alterungsprozess neigt sie ab 40 zu starker Pigmentfleckenbildung. Sie kann lustigerweise trocken und fettig zugleich sein. Sie empfehlen also Pflege für empfindliche Haut, viel Sonnenschutz sowie eher Gels und Fluids statt Cremes.
Asiatische Haare sind im wenig humiden französischen Klima eher trocken und sollten einmal die Woche mit einer nährenden Kur gepflegt werden.
Was soll ich sagen? Sowohl für meine Schwester als auch mich stimmt diese Beschreibung. Allerdings ist ihre Haut etwas fettiger als meine. Pigmentflecken habe ich auch schon, bin aber weit von 40 entfernt. Und ja, ich benutze Cremes für empfindliche Haut und bin exzessiver Sonnenmilchbenutzer im Sommer.
Alles in allem fand ich das Dossier sowohl vom Ansatz als auch von der Durchführung her gut, wobei die Klischees schon sehr grenzwertig sind. Da war man wohl etwas überambitioniert, die einzelnen, seufz, Rassen, (dieses Wort jetzt aber zum letzten Mal!) positiv darzustellen. Mein etwas träger Rassismusradar hat nichts angezeigt, aber ihr könnt mir gerne sagen, wann ich mich angegriffen fühlen sollte.
Ansonsten ist es der übliche Beautyartikel: teilweise informativ, teilweise Werbeveranstaltung.
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